Bob Wren: Ich werde die Zeit in Wien nie vergessen!

Bob Wren in Aktion!

Er war ein wichtiger Teil der letzten Meistermannschaft und absoluter Publikumsliebling bei den Vienna Capitals. Bob Wren ist mittlerweile in der DEL in Ingolstadt aktiv. Rene Suschni traf den Stürmer zum Gespräch über Verletzungen und seine Zeit in Wien. Natürlich war sein ehemaliger, kongenialer Sturmpartner Mike Craig ebenfalls ein Thema.

Sportreport.at: Während deiner Zeit in Wien hattest du immer wieder Verletzungsprobleme. Wie geht es dir im Moment?
Bob Wren: Die Saison bisher ist wirklich alles andere als einfach, ich hatte schon öfters Verletzungen, aber in dieser Saison ist es schon fast ein bisschen verhext.

Schon einen Tag vor der Saisoneröffnung ging es los, mir musste ein Nierenstein entfernt werden und ich musste das erste Mal überhaupt über Nacht in einem Krankenhaus bleiben. Das ist nach 19 Jahren Profihockey auch eher ungewöhnlich (schmunzelt). Da habe ich mich ganz schön angestellt

Es folgten ein entzündeter Weißheitszahn, der operativ entfernt wurde, Schwierigkeiten mit der Hüfte und muskuläre Probleme mit meinem Rücken. Das ist nicht einfach, aber Aufgeben gibt es nicht. In den letzten Wochen geht es eigentlich ganz gut und ich hoffe ich kann in der restlichen Saison noch ein paar gute Spiele machen und meinen Team helfen!

Sportreport.at: Du bist bekannt für deine kurzen Haken. Sind mit einer solchen Spielweise Knieverletzungen vorprogrammiert?
Bob Wren: Also meinen Knien geht es eigentlich ganz gut, ich hatte nur in der ersten Saison in Iserlohn eine Knieverletzung aber die resultierte aus einem Kniecheck, den ich bekommen habe. Ansonsten habe ich da überhaupt keine Probleme.

Sportreport.at: Du machst während des Spiels oft Körpertäuschungen und Tricks die nicht nur deinen direkten Gegenspieler verwirren sondern gleich auch die komplette Abwehr des Gegners  auseinander reißen. Denkst du dir diese Aktionen vorher oder passiert so etwas einfach aus der Spielsituation heraus?
Bob Wren: Nein, also meistens sind das einfach Reflexe. Zum großen Nachdenken bleibt fast keine Zeit. Ich denke mit der Zeit antizipiert man einfach viele Situationen richtig und ruft dann automatisch den entsprechenden Vorgang ab. Im Powerplay ist das vielleicht noch etwas anders da überlege ich schon im Vorfeld  was man ausprobieren könnte und da bespreche ich mich dann auch noch kurz vorher mit meinen Mitspielern auf dem Eis.

Sportreport.at Welchen Stellenwert hat die Zeit bei den Caps in deiner Karriere?
Bob Wren: Einen besonderen Stellenwert! Die Meisterschaft nach so vielen Jahren wieder nach Wien zu holen, das war etwas ganz besonderes. So etwas erlebt man nicht sooft in seiner Karriere. Ich blicke gerne auf die Zeit zurück. Ich war im November 2007 mit meiner Freundin in Wien um ihr alles zu zeigen, die Stadt und die Eishalle, das war schon komisch wieder in der Halle zu sitzen und Fotos zu machen, aber ich habe es genossen und ob ihr es glaubt oder nicht, wir waren abends unterwegs und ich habe ihr die Bars und Restaurants gezeigt, wo wir früher mit den Jungs waren und ich musste weder für mein Schnitzel noch für unsere Getränke bezahlen. Das hat mich wirklich überrascht und ich habe mich geehrt gefühlt. Das habe ich nicht erwartet und es als Besonderheit empfunden.

Sportreport.at: Noch immer laufen viele Fans mit deinem Jersey durch die Halle in Wien. Ist es für dich als Spieler noch immer etwas Besonderes das zu wissen?
Bob Wren: Das zu hören, erfüllt mich schon mit Stolz! Es ist schön zu wissen, dass man mich in Wien noch nicht vergessen hat! Ich hoffe das bleibt noch ein paar Jahre so.

Sportreport.at: Du warst in Wien ein Publikumsliebling. Wie wichtig ist für einen Spieler die Unterstützung von den Rängen?
Bob Wren: Wenn die Fans dich unterstützen, dann spielt das schon eine große Rolle. Gerade wenn es in einem Spiel eng zugeht und du zuhause spielst, dann kann es schon mal sein, dass die Fanunterstützung einen Teil dazu beiträgt, dass man das Spiel gewinnt. Das sollte man nicht unterschätzen! Für mich war es immer schön zu wissen, dass die Fans in Wien hinter mir stehen und meine Spielweise verstehen und schätzen. Das hat mich immer motiviert.

Sportreport.at: Viele Experten sehen in dir einen der spektakulärsten Spieler der je in Österreich gespielt hat. Ehren dich solche Aussagen?
Bob Wren: Klar, wer würde das nicht gerne von sich hören! Ich hatte wirklich eine unglaublich gute Zeit in Wien.  Es hat alles gepasst und ich werde die Zeit nie vergessen.

Sportreport.at: Kannst du dir ein Comeback als Spieler in Wien vorstellen?
Bob Wren: Ja das wäre was, wenn ich noch mal in Wien spielen würde. Vorstellen kann ich mir alles, aber ich werde ja auch nicht jünger und  werde jetzt erstmal versuchen, hier in Ingolstadt noch ein paar gute Spiele zu absolvieren und ich hoffe wir werden es noch in die Playoffs schaffen und danach? (legt eine kurze Pause ein) Man soll ja nie nie sagen (schmunzelt)

Sportreport.at: Hast du mit Mitspielern aus der Wiener Meistermannschaft noch Kontakt?
Bob Wren: Relativ selten, das ist schon sehr schade aber so ist das nun mal in dem Geschäft. In meiner ersten Saison nach den Caps, in Iserlohn, habe ich noch sehr oft mit einigen Jungs gesprochen, aber dann geht ein Jahr und noch eins und es wird leider seltener. Du lernst so viele Menschen kennen in deiner aktiven Zeit, da fällt es schon schwer mit dem Kontakt halten. Aber die Eishockeywelt ist klein und man sieht oder hört sich immer wieder.

In der Vorbereitung für diese Saison haben wir gegen Klagenfurt gespielt und plötzlich stehen Mike  Craig und ich wieder zusammen auf dem Eis, das war schon cool.  Wir haben uns beide gefreut, uns zu sehen.

Sportreport.at: Du hast mit Mike Craig ein geniales Duo gebildet und die Liga dominiert. Wie entsteht so eine „besondere Chemie?
Bob Wren: Das ist schwer zu beantworten, entweder passt es, oder nicht. Bei uns hat es super gepasst und wenn du länger zusammen spielst, dann kennt man seinen Mitspieler einfach. Mike hat ein großes Hockeyverständnis und er hat auch mein Spiel verstanden, ich wusste immer wenn du jetzt diesen Pass spielst, dann steht Mike auch da, weil er eben wusste was ich vorhatte. Das hat man nicht mit vielen Spielern es hat schon viel Spaß gemacht! Manchmal waren wir ja selbst überrascht! (lacht)

Sportreport.at: Wenn du die DEL mit der EBEL vergleichst, was sind die Unterschiede? Glaubst du das ein österreichisches Topteam in der Lage wären einen Playoffplatz in der DEL zu erreichen?
Bob Wren: Ich denke der Unterschied ist gar nicht so groß,  ich bin überzeugt, dass sich die Spitzenteams des EBEL auch in der DEL durchsetzen würden.

Sportreport.at: Wer war der “purest goalscorer” mit dem Du je zusammengespielt hast?
Bob Wren: Mike Craig

Sportreport.at Während deiner Zeit in Wien wurdest du von den Medien öfter mal als Diva bezeichnet. Stört dich diese Bezeichnung?
Bob Wren: Ja eigentlich lustig, die „Diva“ trage ich genauso mit mir rum, wie mein legendäres Interview. Auch in den deutschen Medien stand das schon ganz häufig. Mich ärgert das nicht, wundern tut es mich nur ein wenig wenn es Leute einfach schreiben oder übernehmen ohne vorher jemals ein Wort mit mir gewechselt zu haben. Ich glaube da gibt es ganz andere Diven im Eishockey ich würde mich nicht so bezeichnen. Viele Fans in Wien würden sich wundern, wie ruhig ich geworden bin! (schmunzelt)

Sportreport.at: Die Medien und auch viele Fans ändern die Meinung über die Qualität eines Spieler sehr Schnell. Ärgert dich das?
Bob Wren: Das ist schon immer nicht ganz einfach, viele schauen einfach nur auf die Statistiken oder auf die Tore eines Spielers.

Leider haben viele heutzutage vielleicht nicht mehr den Hockey Sachverstand, das Publikum wird ja teilweise immer jünger und ich denke vielen geht es mehr um den Event Hockey als um den Sport selbst, so das einigen vielleicht auch das Verständnis fehlt. Da geht es schnell, dass du gestern noch der umjubelnde Held bist und beim nächsten Spiel der Buhmann. Ich habe das auch schon erfahren müssen – schön ist das nicht. Ich würde mir wünschen, dass sich die Fans vielleicht wieder etwas mehr mit dem Sport auseinandersetzen und vorsichtiger mit schnellen Meinungsbildungen sind.

Sportreport.at: Du hast ein lustiges Interview fürs Fernsehen gegeben unmittelbar nach dem Meistertitel der Capitals. Dieses Video hat in Wien Kultstatus erreicht und taucht immer noch von Zeit zu Zeit auf Fanseiten auf. Siehst du dir solche Videos von dir auf Youtube oder ähnlichen Plattformen an?
Bob Wren: Ja das Video wird mich wohl mein ganzes Leben begleiten, egal wo ich seither gespielt habe. Das Video war immer schon bekannt bevor ich ankam. Was soll ich sagen, ich war einfach sprachlos und vielleicht haben die ein, zwei  Bier noch dazu beigetragen.

Zurzeit  schaue ich mir selten Videos von mir an, das finde ich irgendwie komisch aber wir haben  gute Freunde in Iserlohn, die zum Beispiel jedes Sky Spiel aufnehmen wenn mein Team spielt. Das werden schöne Erinnerungen sein und daher bin ich sehr dankbar dafür.

Sportreport.at: Hast du dir Gedanken gemacht was du nach deiner Karriere machen willst?
Bob Wren: Konkrete Pläne noch nicht, noch spiele ich und konzentriere mich voll auf die Saison. Aber wenn es soweit ist, freue ich mich dann auf so kleine Dinge, die vielleicht viele als selbstverständlich ansehen. Weihnachten mit meiner Familie habe ich das letzte Mal vor 18 Jahren feiern können.

Du bist eben neun Monate im Jahr nicht zu Hause und da verpasst man schon sehr viele Momente und Ereignisse die einem vielleicht auch erst bewusst werden wenn man etwas älter ist.

Sportreport.at: Am Ende deiner Karriere an was solchen sich die Fans erinnern? An ‚Magic Bob’ den spektakulären Spieler mit den kurzen Haken und sensationellen Pässe oder an den emotionalen Spieler?
Bob Wren: Das ist schwierig, das bin ich ja beides irgendwie und vielleicht gehört das auch zusammen. Aber wie gesagt in den letzten Jahren bin ich wirklich viel ruhiger geworden, was nicht heißen soll das ich weniger Ehrgeiz habe oder mit weniger Herz spiele.

Ich bin ja auch schon fast ein Eishockey Opa, da muss man auch mal die Klappe halten können auch wenn das immer noch schwer fällt. Mich würde es freuen, wenn die Fans  mich in guter Erinnerung behalten und natürlich vielleicht auch für das ein oder andere besonders schöne Tor. Ich liebe und lebe Eishockey – ich habe dem Sport soviel zu verdanken und ich weiß es zu 100 Prozent zu schätzen, was ich durch Eishockey erleben durfte.

Sportreport.at: Du hast es nicht in die NHL geschafft bist aber in Deutschland und Österreich ein Star? Bist du zufrieden oder traurig über deinen Staus in der Heimat bzw. in Europa?
Bob Wren: Ich denke da nicht viel drüber nach, ich bin eigentlich stolz auf das, was ich erleben durfte und erreicht habe. Warum sollte ich im Nachhinein damit hadern warum es langfristig nicht in der NHL geklappt hat? Ich habe immer alles gegeben und ich denke was ich gemacht habe, habe ich ganz gut hinbekommen.

Ich war gut genug, meine große Leidenschaft zum Beruf zu machen und damit Geld zu verdienen. Ich denke das ist ein Privileg und nicht viele Menschen können das tun, dafür muss ich doch dankbar sein.

Sportreport.at: Wenn du drei Fakten in deiner Karriere ändern könntest. Was wären diese?
Bob Wren: Ganz ehrlich – nichts!

Klar war nicht immer alles einfach und vielleicht waren auch nicht alle Entscheidungen richtig, die ich getroffen habe. Aber gerade solche Erfahrungen prägen dich auch und deshalb wüsste ich nichts, was ich im Nachhinein unbedingt ändern wollte.

Sportreport.at: Du hältst immer noch den Rekord für Punkte/Saison bei den Cincinnati Mighty Ducks, bedeutet dir das viel?
Bob Wren: Das ist ein schönes Gefühl, allerdings ist es nicht so, dass ich das nach jeder Saison überprüfe. Wenn einer kommt der meinen Rekord knackt, werde ich es schon erfahren!

Sportreport.at: Nach deinem Rücktritt als Eishockeyspieler. Wird dein Lebensmittelpunkt in Kanada oder in Europa liegen?
Bob Wren: Ich denke ich werde erstmal zurück nach Nordamerika gehen. Wir haben uns vor zwei Jahren ein Haus in Kanada gekauft, praktisch in „the middle of nowhere“ direkt am Wasser – ganz ruhig! Da ist noch so viel zu tun und ich freue mich darauf. Wir waren im letzten Sommer nur zwei Wochen da dann musste ich wieder auf das Eis.

Aber Europa finde ich auch reizvoll, gerade die Geschichte die er hier gibt fasziniert mich total, es gibt so viel was ich noch sehen möchte. Meine Freundin ist außerdem aus Deutschland und wir haben viele Freund hier. Ich werde also sicherlich immer wieder hierher zurückkehren.

Interview geführt von René Suschni

08.03.2011


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