Red Bull Salzburg: Das angekratzte Image der ‚Eis-Dosen‘!?

Salzburg Trainer Page steht im Mittelpunkt der Kritik

Das Finale um den österreichischen Titel im Eishockey läuft. Der KAC trifft auf Red Bull Salzburg. Wohl noch nie konnten sich die Rotjacken über derart große Sympathien – quer durch die Nation – freuen. Die Marketing-Maschine von Red Bull Salzburg kam in den letzten Wochen gehörig ins Stocken. Kritik und Antipathie weht den Salzburgern – speziell jedoch Trainer Pierre Page – offen ins Gesicht. Ein Kommentar von Thomas Muck.

Angesehener Einzelsponsor
Red Bull ist im letzten Jahrzehnt zu einer Weltmarke gereift. Viele (erfolgreiche) Einzelsportler bauen auf die Hilfe des Salzburger Konzerns. In der Tat hat das Team von Firmengründer Dietrich Mateschitz den Sportsponsoringbereich revolutioniert. Die „Dose“ steht für junge, ungewöhnliche und/oder sehr erfolgreiche Sportler. Sportarten (Stichwort: Air Race) wurden erfunden – Events im Umfeld entwickelt.

Ende 2010 stand der Konzern mit seinem Sportengagement am Höhepunkt. In der Formel 1 konnte sowohl die Fahrer als auch die Teamwertung gewonnen werden. Es könnte schön sein im Land der Bullen. Wäre da nicht die Mannschaftssportart Eishockey.

Eishockey ‚war’ anders
Eishockeyfans eilt ein ‚besonderer’ Ruf voraus. Anders als bei anderen Sportarten sind Sicherheitskräfte in minimaler Stärke in der Halle anwesend. Das inoffizielle Motto im Eishockey lautet, dass die Emotionen auf das Eis gehören. Auf den Rängen gilt es ein gemeinsames Fest zu feiern. Konflikte werden zumeist bei Bier und lokaler Küche ausgesprochen. Dementsprechend wirkte sich diese Grundeinstellung auf die Zuschauerstruktur aus. Von Familien (mit zum Teil sehr jungen Kindern) bis zu Pensionisten ist in den österreichischen Hallen alles anzutreffen.

In den vergangenen Wochen hat die Mehrzahl der Fans ligaweit ihr „Feinbild“ gefunden. Red Bull Salzburg und besonders Trainer Pierre Page stehen im Mittelpunkt der Kritik. Durch polemische Forderungen, vermeintliche Fouls von Gegenspielern gar mit Haftstrafen zu ahnden (Anm.: Page forderte diese Bestrafung für einen Check von Capitals Stürmer Rodman) entwickelte sich eine negative Atmosphäre welche untypisch für Eishockey ist.

Mittlerweile hat es sich zu einer Art Volkssport entwickelt, den Trainer der Salzburger zu beschimpfen und zu provozieren. Mit Wortspenden, die unter der Gürtellinie (Beleidigungen in englischer Sprache!) sind wird die Atmosphäre weiter aufgeheizt.

Doch Anstelle auf Deeskalation zu setzen stachelt Page die Atmosphäre weiter an. Durch unbedachte Äußerungen gegenüber der Presse wird das Klima hitziger. Jüngstes Beispiel: Nach dem 7. Semifinal-Spiel der Salzburger Bullen gegen die Vienna Capitals fragte ein Journalist den Salzburger Trainer nach einem Foul seines Spielers Welser (wurde dafür in der Zwischenzeit für acht Spiele gesperrt) an Capitals Kapitän Gratton. Daraufhin zuckte der er verbal aus. „Warum fragen Sie mich das und sprechen nicht über die anderen Fouls, die zuvor passiert sind?“, fragte der Kanadier, um gleich darauf richtig auszuholen: „Sie sind schuld daran, dass ich gehasst und beschimpft werde. Sie sind schuld an dieser Gewalt in den Hallen. Das ist armseliger Journalismus“, wird Page im Kurier zitiert.

Eine Wortmeldung aufgrund des angespannten Nervenkostüms? Auch verständlich! Dass die Nerven von Page mehr als angespannt sind, belegt die Tatsache, dass er nach einem Spiel von vier bis fünf Sicherheitskräften zum Mannschaftsbus eskortiert wird.

Die Außendarstellung der Salzburger ist auf alle Fälle suboptimal. Nach dem Nichtantritt zum vierten Viertelfinalspiel in Laibach ist Page definitiv der „bad guy“ der Liga. Schon damals fühlte sich Page und seine Mannschaft bedroht und traten aus „Sicherheitsgründen“ nicht zum Spiel an.

Auch ein führendes Mitglied aus dem Vorstand des Getränkekonzerns kratzt am positiven Image. Laut mehreren Forumseinträgen beim Capitals-Fanklub Icefire soll diese Person – nach dem 7. Spiel in Salzburg – den Wiener Fans die beiden „Effenberg-Stinke-Finger“ gezeigt haben. Liegen die Nerven bei den Salzburgern blank?

Einige Wortspenden von Page haben Gräben aufgerissen. Ob sich die Wellen über den Sommer glätten darf bezweifelt werden. Die Salzburger werden dies zumindest hoffen. Eishockeyfans vergessen in der Regel jedoch sehr langsam.

Die Eklats rund um die Gewinner-Marke Red Bull nehmen zu. Das sorgt für Kratzer im Image der heilen Dosenwelt. Auf die Konsequenzen von Firmenchef Dietrich Mateschitz wird – nach dem Saisonende – mit Spannung gewartet.

Ein Kommentar von Thomas Muck

03.04.2011


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