Karl Wurm: Ich habe wegen der WM keine schlaflose Nacht

AFBÖ-Vizepräsident Karl Wurm im Interview

In weniger als 100 Tagen startet die American Football Weltmeisterschaft in Österreich. Thomas Muck traf Verbandsvizepräsident Karl Wurm zum Gespräch über Kartenverkauf, Rahmenprogramm und Vikings-Runningback Tony Hunt.

Sportreport: Herr Wurm, die Vorbereitungen für die American Football Weltmeisterschaft in Österreich laufen. Eine der wichtigsten Fragen vorab: Wie sieht es mit dem Kartenverkauf aus?
Karl Wurm: Der Status der Kartenverkäufe übersteigt momentan alle unsere Erwartungen. Wir haben in der vergangenen Woche die 12.000-er Marke geknackt. Das ist aus meiner Sicht ein phänomenales Zwischenergebnis. Wenn ich letztes Jahr im September gemeint hätte, dass wir Anfang April bereits diese Marke erreicht haben, wäre ich wahrscheinlich für verrückt erklärt worden.

Sportreport: Für das Finale wurde kolportiert, dass bereits 10.000 Tickets verkauft wären. Wie ist hier der aktuelle Status?
Karl Wurm: Also von mir wurde diese Zahl nicht genannt. Offiziell hat der AFBÖ nur bei der Pressekonferenz die Zahlen genannt. Die genauen Zahlen habe ich nicht im Kopf – ich bin halt auch schon etwas älter (schmunzelt). Aber wie gesagt – über 12.000 Tickets sind für das ganze Turnier abgesetzt.

Sportreport: Der dritte Rang im Happel-Stadion bleibt gesperrt – dafür werden keine Karten verkauft. Eine Vorsichtsmaßnahme aus wirtschaftlichen Gründen, oder besteht die Option ihn im Bedarfsfall zu öffnen.
Karl Wurm: Selbstverständlich besteht die Option. Das Ganze ist ein sehr komplexes Thema. In Kurzform: Wenn der dritte Rang geöffnet wird, dann benötigen wir sofort 250 zusätzliche Sicherheitskräfte. Dann ist es ein völlig anderes Sicherheitskonzept! Die Wiener Linien müssen die Züge noch verstärkter führen. Das ist nur die Spitze des positiven Dominoeffekts. Wenn die Zuschauer so viele Karten wollen, dass wir den dritten Rang öffnen müssen, werden wir es natürlich tun. Ich bin war ein großer Optimist, aber das scheint mir am Ende doch unrealistisch. Auf der anderen Seite man weiß nie was passiert. Denn die besten Tickets, rund um die 40-Yard-Linie, sind zur Gänze verkauft. Das hätte niemand von uns gedacht.

Sportreport: American Football ist mehr als nur das Spiel selbst. Gibt es schon offizielle Angaben wie das Rahmenprogramm aussehen wird? Es ist immer wieder das Schlagwort „Super Bowl für Arme“ gefallen!?
Karl Wurm: Leider kann ich noch keine Angaben machen. Das hat einen einfachen Grund – weil sich nahezu täglich irgendetwas ändert. Beispiel aus der letzten Woche. Wir wurden informiert, dass wir einen Schwerlastboden verlegen müssen. Vom Eingang bis zur Bühne. Alleine dieser Boden hätte die Hälfte unseres Budgets für die Show aufgefressen. Natürlich wird das Cheerleader-Nationalteam auftreten. Selbstverständlich wird es Stadionsprecher geben und es wird Pyro-Shows geben. Aber natürlich wollen wir für die Weltmeisterschaft noch etwas draufsetzen. Aber wie gesagt es ändert sich praktisch alles täglich. Wie es am Ende aussehen wird, werden wir wohl erst zwei Wochen vor dem Turnierbeginn wissen.

Sportreport: Schon jetzt schlaflose Nächte wegen der Weltmeisterschaft?
Karl Wurm: Überhaupt nicht – nein. Im Gegenteil! Wenn wir schon im Vorfeld Budgetprobleme gehabt hätten, dann wäre die Veranstaltung der Weltmeisterschaft sinnlos gewesen. Wir haben ein tolles Organisationsteam. Unser Budget ist ambitioniert. Wir liegen mit allen Zahlen wunderbar und sehr gut im Rahmen. Arbeit ist immer schön! Ich habe jetzt keine Angst mehr, dass daraus eine fürchterliche Katastrophe wird. Am Ende wollen wir eine schwarze Null schreiben. Es soll nach dem Turnier ein Nutzen für den Footballsport in Österreich bleiben.

Sportreport: Japan ist WM-Teilnehmer. Dort geschieht vor den Augen der Weltöffentlichkeit eine unfassbare Katastrophe. Wie ist der AFBÖ mit den Japanern in Kontakt? Welches Feedback haben Sie bekommen?
Karl Wurm: In der ersten Runde der AFL hat es Trauerminuten geben. Wir haben unseren Freunden in Japan unsere Hilfe angeboten und unser Mitgefühl ausgedrückt. Unsere Freunde aus Japan haben sich sehr höflich bei uns bedankt. Die Japaner haben uns per Email bestätigt, dass sie bei der Weltmeisterschaft in Österreich antreten werden. Jeder der die Mentalität einwenig besser kennt versteht das auch so. Also nach dem Motto: Jetzt erst recht! Natürlich weiß niemand, was in Japan noch passieren wird. Es ist fürchterlich genug und es ist schwierig die richtigen Worte zu finden. Aber es ist auch für uns fürchterlich. Denn wenn ich mir vorstelle, dass jeden Tag viele Millionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik geleitet werden, dann werden sich diese Dinge nicht so einfach in ‚Luft auflösen’. Irgendwann werden wir das ‚Resultat’ dann am Teller haben. Aber zurück zur Frage. Japan kommt mit heutigem Stand der Dinge zur WM in Österreich.

Sportreport: Für Österreich wird sportlich Rang fünf als realistisches Ziel angesehen. Im Vergleich zur Vorsaison: Haben sich die Nationalspieler positiv entwickelt, dass man vielleicht doch von einer Medaille träumen darf?
Karl Wurm: Ich haben mir in den ersten beiden Runden einige Partien angeschaut. Dass die Dragons mit Thomas Haider auf einen heimischen Quarterback setzten, begrüße ich in hohem Maße. Wir berauchen einen guten, zweiten Spielmacher für die Weltmeisterschaft. In wie weit er in haarigen Spielen dann eingesetzt wird ist eine Entscheidung, die Dragons-Trainer Zivko trifft. Die Vikings hatten zum Saisonauftakt eher zwei leichte Gegner gehabt und dort gut gespielt. Alle Teamspieler haben wirklich gut gespielt. Die Innsbrucker habe ich nur am Video gesehen bisher. Die sehen auch sehr, sehr stark aus. Also ich persönlich denke, dass die Nationalteamspieler sich in sehr guter Verfassung präsentieren. Vielleicht entwickelt sich noch ein Spieler im Laufe der kurzen Saison sehr gut und wird zum Nationalspieler. Nichts ist unmöglich! Leider fällt Runningback Andrej Kliman aus. Das ist ein schwerer Verlust. Ich hoffe, dass er schnell wieder gesund wird. Vielleicht zeigt jetzt gerade dadurch ein heimischer Runningback oder Wide Receiver auf. Oder ein Spieler auf einer anderen Position. Der Kader steht noch nicht fest. Der Kader wird zwar jetzt wieder auf 55 Mann aufgestockt – aber am Ende können wir nur mit 45 Spielern das Turnier bestreiten. Da ist noch Platz genug.

Sportreport: Andrej Kliman soll rund fünf Wochen mit seiner Handverletzung ausfallen…
Karl Wurm: Zuerst möchte ich dem Andrej noch mal auf diesem Weg die besten Wünsche übermitteln. Am liebsten wäre mir, wenn er sofort wieder gesund werden könnte. Wir haben aber sehr schlechte Erfahrungen mit Handwurzelbrüchen und dergleichen machen müssen. Nachwuchs-Quarterback Dominic Bundschuh konnte sage und schreibe ein (!) Jahr nicht spielen. Er hatte sich einen winzigen Knochen im Handwurzelbereich gebrochen. Das klingt jetzt blöd, aber für den Andrej wäre es besser gewesen wenn er sich einen glatten Bruch der Elle oder Speiche zugezogen hätte. Das wäre einfacher im Heilungsprozess. Ich wünsche ihm aber alles Gute und eine sehr schnelle Heilung. Ich hoffe, dass er allerspätestens bei der Weltmeisterschaft wieder spielen kann.

Sportreport: Sie sind auch Präsident der Vikings. Die Verpflichtung von Runningback Tony Hunt hat einen Hype rund um das Team ausgelöst. Wie hat den der „Oberwikinger“ erlebt?
Karl Wurm: Ehrlich gesagt überhaupt nicht! Der Tony Hunt ist ohne Diskussion ein sehr wichtiger Spieler. Er hat in der NFL tatsächlich Touchdowns erzielt. Aber er ist einer von 45 anderen. Was mich bei Tony Hunt freut, ist, dass er eine unheimlich positiv einnehmende Persönlichkeit ist. Er macht Dinge freiwillig und ohne ‚mit der Wimper zu zucken’, die man sonst von US-Imports nicht erwartet. Er ist sehr pflegeleicht. Ich hoffe er wird uns im Endeffekt helfen, die Saison sportlich erfolgreich zu bestreiten.

Sportreport: Kann die Verpflichtung von Tony Hunt für Quarterback Chris Gross und Wide Receiver Chauncey Calhoun sich zum Goldgriff entwickeln? Denn aufgrund seiner Vergangenheit will jeder Tony stoppen. Wie sehen sie die Lage?
Karl Wurm: Natürlich, dass ist ja das fürchterliche an der Situation. Also auch wenn der Tony – jetzt rein theoretisch gesprochen verletzt wäre – und wir stellen ihn auf das Spielfeld muss der Gegner auf ihm reagieren. Da werden in der Regel zwei Spieler für Tony abgestellt. Dann gibt es gerade im Passangriff Situationen wo der Receiver nur einer Manndeckung gegenüber steht. Dann gibt es Spieler wie einen Walch, den leider verletzten Max Kössler oder Manuel Thaler oder auch Chauncey Calhoun. Wir haben gute Receiver und es wird sehr schwierig werden, die Vikings 2011 zu verteidigen. Es wird davon abhängen, wie wir unser Spiel durchziehen können. Wir dürfen nicht viel nachdenken oder auf die Anzeigetafel schauen sondern uns einfach auf das Wesentliche konzentrieren.

Sportreport.at: Nach dem Ende der Saison. Wann wäre Karl Wurm in seiner Position als Verbands-Vize zufrieden und wann wäre der Vikings-Präsident mit der Spielzeit 2011 zufrieden?
Karl Wurm: Also das ist ganz einfach zu beantworten. In meiner Verbandsposition: Wenn ich mich vor den Vorstand stellen kann und folgendes sagen kann. Wir haben ein tolles Fest organisiert. Wir haben Spaß gehabt, haben Werbung für den Football-Sport gemacht und wir haben fünf Euro am Konto – Punkt, aus das genügt! Sportlich wäre der dritte Platz und die Bronzemedaille ein Traum! Wobei ich sagen muss – wenn das Nationalteam die Chance hätte um die Bronzemedaille zu spielen, wäre ich schon sehr zufrieden. Bei den Vikings ist die Lage sehr klar. Wir wollen in beide Finali kommen. Wir wollen in die Austrian Bowl kommen und auch in die Euro Bowl. Was dann am Ende passiert hängt natürlich immer auch vom Glück ab. Wir wollen aber die beiden Endspiele erreichen und dann schauen wir weiter.

Das Gespräch führte Thomas Muck

13.04.2011


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