Flo Hiess blickt auf das WM-Duell gegen Frankreich zurück: Das Spiel „Froschschenkel gegen Stelze“

Zwei Niederlagen gegen große American Football Nationen bereits erlitten, und trotzdem noch die Aussicht die beste Mannschaft in Europa zu werden. Durch die Fans gestärkt und mit nur moderaten Leistungen im Vorfeld war unser gesamtes Potenzial noch nicht optimal ausgeschöpft. So war das Motto Kräfte mobilisieren und zeigen, weshalb die
„Zidane- Kopfstoß -Nation“ beim runden Leder bleiben sollte.

Doch Spiele gegen ausgezeichnete Gegner in solch extrem kurzen Zeitintervallen forderten ihre Tribute. Als körperlicher „Gesamtkrampf“ über den Platz bewegend wurden Ruhepausen immer essentieller und die ruhigen Momente zu einem Genuss. Die Wassertherapie im Pool, die an die Überflutungen von 2004 erinnerten, sowie Massagen, bei denen man nicht entscheiden konnte, ob der Schmerz einen zu Tränen rühren sollte, oder schier so lächerlich schlimm war, dass man nur in krankes Lachen ausbrechen konnte, verschufen zumindest Linderung. Doch selbst wenn das Herz am rechten Fleck sitzt, muss der Kopf vorbereitet sein.

Trotz der phänomenalen Unterstützung der Fans in der Grazer Sport-Arena haben wir verloren. Kurz das Spiel auf den Punkt gebracht: Frankreich war an diesem Tag die, willensstärkere Mannschaft, die optimal auf uns vorbereitet war! Für uns war eine Niederlage niemals eine mögliche Option gewesen, weshalb in vielen Situationen anders gehandelt wurde, als es ein Weltmeister getan hätte. Eigentlich mit Deutschland im Fokus, wurde halbherzig aufgespielt, und Fehler begangen, die davor bereits ausgemerzt geglaubt waren. Physisch sehr stark holte ich mir so persönlich die „Watschen“ ab bei der französischen Abwehrlinie, die als primäre Aufgabe hatte, den Vorblocker (meistens mich) aus dem Spiel zu nehmen um als kritische Masse den Ballträger dahinter zu stoppen.

Durch die massive Vorbelastung aus den vorangegangen Spielen und der aggressiven Spielstrategie der Baguette-Nation musste so die Nummer 1 des österreichischen Angriffs am Boden, RB Florian Grein, mit massiven Schwellungen im Knöchel und anderen Blessuren seinem beinahe in nichts nachstehenden Ersatz RB Mario Nerad, das Feld überlassen. Weiters verletzte sich Verteidigungsführer und Linebacker Florian Hueter mit einer schweren Schulterfraktur. Doch Team Austria hatte so gute Leute in den zweiten Reihen, dass es kein ausschlaggebender Faktor sein hätte dürfen.

Man kann viel spekulieren, jedoch traue ich mich so weit zu gehen, dass wir sogar verdient verloren haben. Denn sobald Spieler in einer Mannschaft sich gegen die eigenen Kameraden richten, haben sie den Sieg nicht verdient. Man gewinnt nur als Einheit! Und wer das nicht verstanden hat und glaubt er ist etwas Besseres sollte bedenken, dass es einen Grund gibt, dass er nicht auf beiden Seiten des Balles in der Startaufstellung war. Wer Verteidigung und Angriff von einander trennt und kommentiert ist ein Schwachsinniger, denn in Symbiose hängen die beiden von einander ab. Umso besser die Verteidigung hält, desto öfter bekommt der Angriff die Chance zu punkten. Und umso besser ein Offensivabteilung agiert, desto mehr Rast und Freiheit für Fehler hat die Abwehr. In diesem Sinne lass ich jeden für sich entscheiden, welche Kommentare er zu dieser Niederlage abgibt.

Ich persönlich habe in die Augen vieler Mitstreitender am Feld und auf den Zuschauerrängen gesehen und den Willen entdeckt, jedoch keine Freude mehr. American Football ist ein toller Sport, der die Lust an der Bewegung, dem harten Körperkontakt und das Verlangen nach großartigen Leistungen, in sich vereint. Spaß ist und bleibt jedoch das Schlüsselwort um erfolgreich zu sein.
Ob nach so einer bitteren Erfahrung wir wieder auf den richtigen Weg finden würden war abzuwarten. Für Österreich gab es nur noch eine Chance…. WIEN…. Spiel gegen Australien.

Over & Out Euer Flo

15.09.2011


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