Thomas Morgenstern: Lockerheit ist enorm wichtig für mich

 Thomas Morgenstern

Der nächste Winter kommt bestimmt. Für OSV-Superadler Thomas Morgenstern beginnt die Saison aber nicht erst mit dem ersten Schnee. Beim ‚Tag des Sports’ trafen Thomas Muck und Gerhard Weingrill den Kärntner in Wien und sprachen mit ihm über den Sommer, den Motorsport und die Landung beim Skispringen.

Sportreport: Thomas, wir unterhalten uns hier bei spätsommerlichen Temperaturen. Wie nimmst du persönlich den Sommer wahr? Skispringen ist aufgrund des Sommer-GP eine Ganzjahressportart geworden.
Thomas Morgenstern: Skispringen ist natürlich ein Ganzjahresjob! Die ganze Vorbereitung auf den Winter passiert im Sommer. In der Saison – also im Winter – fährst du ‚nur’ von Station zu Station und springst die Wettkämpfe. Da bleibt nicht viel Zeit für Training. Das ganze Krafttraining im Winter baut auf der Sommerarbeit auf. Die Ergebnisse im Sommer Grand Prix waren natürlich auch dementsprechend. Das ich so viel gewinne, hätte ich mir nicht erwartet. Aber es schön, mit einem guten Gefühl und einer guten Basis in den Winter schauen zu können.

Sportreport: Du bist in der Regel sehr offen und locker. Ist diese Lockerheit das Geheimnis deines Erfolges?
Thomas Morgenstern: (überlegt kurz) Das ist schwer zu sagen. Jeder Mensch ist irgendwo anders – jeder hat seine Eigenheiten. Ich glaube wenn’s bei mir läuft und ich mich wohl fühle dann ist die Lockerheit enorm wichtig für mich. Ich möchte jedes Jahr neue Erfahrungen machen und dazulernen. So kann ich mich weiterentwickeln. Das ist mir vom letzten Jahr auf heuer sehr gut gelungen. So soll es auch weitergehen. Die letzte Saison war Emotion pur für mich und hat mich für die nächsten sportlichen Höhepunkte motiviert.

Sportreport: Im Sommer hast du einen ‚Ausflug’ zum Motorsport gemacht. Welchen Stellenwert haben schnelle Autos in deinem Leben?
Thomas Morgenstern: (Anm.: Schaut nebenbei auf das Resultat des Formel-1-Quali in Singapur) Dafür kann ich mich begeistern! Ich war in Monza beim Grand Prix von Italien zum ersten Mal live bei einem Formel-1-Rennen. Beeindruckend, was da alles abläuft. Das Ambiente ist einzigartig. Wenn ich selbst in einem solchen Auto oder Kart sitze, dann kommt der kindliche Spaß in mir auf. Da kann ich mich austoben und an meine Grenzen gehen.

Sportreport: Beim Skispringen habt ihr bei der Landung die meiste Geschwindigkeit. Du springst in der Regel sehr weit – meistens in den Bereich der Juryweite. Was geht dir durch den Kopf wenn du ‚ins Flache schaust’?
Thomas Morgenstern: Man merkt früh, wenn der Sprung sehr weit geht. Es kommt natürlich darauf an, welche Verhältnisse herrschen. Um ein Beispiel zu nennen: Gibt es viel Anlauf und schlechte Bedingungen – aber sie sind noch immer gut genug für einen weiten Sprung – hast du eine andere Höhe in der Luft, als mit wenig Anlauf und Aufwind im unteren Bereich. Prinzipiell habe ich aber die Belastung von weiten Sprüngen noch gar nicht am eigenen Körper gespürt. Vielleicht bin ich noch nicht alt genug dafür (lacht). Aber ich habe schon viele weite Sprünge gehabt. Beim Skifliegen landen wir mit 130 km/h – da wirken natürlich Kräfte auf den Körper. Aber dafür machen wir Kraft- und Stabilisationstraining. Dafür stehen wir in der Kraftkammer. Für dieses Gefühl sind wir auch Profisportler geworden.

Sportreport: Was sind deine Erwartungen und Ziele für die Saison 2011/12?
Thomas Morgenstern: Ich habe keine Erwartungen! Die letzte Saison war sehr emotional für mich, da habe ich mir viel mitnehmen können. Jetzt steht eine neue, lange Saison vor der Türe. Für mich ist wichtig, dass ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Von mir aus kann es losgehen!

Sportreport: Thomas wir sind hier am ‚Tag des Sports’ am Heldenplatz. Welchen Stellenwert haben Veranstaltungen wie diese?
Thomas Morgenstern: Für mich hat der ‚Tag des Sports’ eine große Bedeutung. Ich kann hier mit den Menschen sehr einfach in Kontakt treten. Das geht sonst nicht so einfach. Wenn ich springe dann kann ich nicht jeden zufrieden stellen. Hier kann ich Zeit mit Fans verbringen und die Atmosphäre ist sehr entspannt. Du kommst auch mit anderen Sportarten und Sportlern in Kontakt. Ich finde die Veranstaltung persönlich sehr wertvoll. Natürlich bin ich sehr gerne dabei.

Sportreport: Letzte Frage: Welchen Stellenwert hat Wien in deinem Leben?
Thomas Morgenstern: Wien ist unsere Hauptstadt! Ich bin nicht oft aber immer gerne hier. Wien ist eine wunderschöne Stadt. Man muss sich nur umsehen. Das hat nicht jeder Fleck auf unserer Erde. Die Menschen sind lässig. Wir können stolz auf Wien und besonders auf eine Veranstaltung wie den ‚Tag des Sports’ sein.

Das Gespräch führten Thomas Muck und Gerhard Weingrill

29.09.2011