Boxen: Darum tritt David Haye zurück

Der Brite verkündete exakt an seinem 31. Geburtstag seinen Rücktritt vom Boxsport. Der großmäulige Schwergewichtler erklärt, warum er nicht mehr in den Ring steigen will.

„Es war immer schon mein Plan, an diesem Tag zurückzutreten“, sagt Haye. Schon seit er als spindeldürrer Zehnjähriger das erste Mal Boxhandschuhe angezogen hätte, sei der Tag, an dem seine Karriere enden würde, festgestanden.

Drei Ziele
Mit 22 wurde David Haye Profi. Zuvor habe er mit seinem Trainer und Manager Adam Booth drei große Ziele ausgearbeitet.
Erstes Ziel: Möglichst viele Titel gewinnen. „Das habe ich geschafft: Ich wurde Cruisergewicht-Weltmeister nach WBC, WBA und WBO. Dann bin ich ins Schwergewicht gegangen und holte mir den WBA-Titel von Nikolai Valuev, den ich zweimal verteidigen konnte.“
Zweites Ziel: Möglichst viel Geld verdienen. Auch das sei ihm gelungen: „Finanzielle Unabhängigkeit ist für jeden Boxer wichtig, denn der Sport ist gefährlich. Mit Stolz kann ich sagen, dass ich aus meiner Karriere den größtmöglichen Profit herausgeholt habe.“
Drittes Ziel: Als Boxer körperlich und mental gesund zurücktreten. „Ich wollte nicht, dass ich eines Tages aussehe wie eine Zugabe von Michael Jacksons „Thriller“-Video. Ich hatte zwar ein paar Brüche und Cuts, aber ich glaube, auch dieses Ziel habe ich erreicht“, sagt der Brite.

Kalkulierter Hype um Klitschko-Fight
Nur eines sei ihm nicht gelungen: Der heißersehnte Sieg gegen Wladimir Klitschko. Er sei auf seine Karriere stolz, nur die Niederlage gegen den Ukrainer in seinem letzten Fight passe nicht ganz ins Bild. „Manchmal läuft es eben nicht perfekt“, erklärt Haye.

Natürlich sei der kontroversielle Wirbel, der martialische Trash-Talk vor seinen Kämpfen dem Kalkül entsprungen. „Ich glaube, ich habe wirklich ein gewisses Drama und einen Hype rund um meine Schwergewichts-Fights auslösen können. Das brachte dem Boxsport für kurze Zeit die Aufmerksamkeit des Mainstreams.“

„Ich habe nie behauptet, der Größte zu sein“, stellt Haye dann in einem Anflug von Bescheidenheit fest. Schließlich teilt er noch eine Gerade in Richtung der Klitschko-Brüder aus: „Im Nachhinein wird man ihre Dominanz auch damit begründen, dass es seit dem Rücktritt von Lennox Lewis 2003 kaum talentierte Boxer im Schwergewicht gegeben hat.“ Er akzeptiere die Niederlage gegen Wladimir – gleichzeitig sei er aber enttäuscht, dass ihm Vitali nicht die Chance auf einen Fight gegeben hatte. „Die Klitschkos sind ein Business, sie treten nur dann gegen starke Gegner an, wenn sie dazu gezwungen werden.“

Nun arbeitet Haye an seiner zweiten Karriere: Er will Schauspieler werden.

14.10.2011


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