ULZ Schwaz: Lintner nimmt Trainer-Auszeit- Gierlinger neuer ULZ-Coach

 Handball, ULZ Schwaz

Im ausführlichen Interview analysiert ULZ-Coach Thomas Lintner die vergangene Saison. Weiters gibt der langjährige Trainer der Silberstiere einen Ausblick auf Spielzeit 2012/2013 und erklärt, dass er sich in der kommenden Saison eine Trainer-Auszeit nimmt und das Kommando an den bisherigen Co-Trainer Erwin Gierlinger abgibt.

Frage: Eine lange Saison mit 38 Pflichtspielen ist am vergangenen Donnerstag mit einem Heimsieg gegen Gänserndorf zu Ende gegangen. Die Erwartungen im ULZ-Umfeld waren nach dem sensationellen Cupsieg im Vorjahr für die Saison 2011/2012 sehr hoch, die Spielzeit selbst dann ein Wellental mit einem starken Meisterschaftsstart, guten Auftritten im Europacup gefolgt vom Verpassen des Meister-Playoffs, durchwachsenen Spielen im Aufstiegs-Playoff und einem sensationellen Cupfinalfight gegen die Fivers. Überwiegen rückblickend die positiven Elemente oder ist man in Summe hinter den Erwartungen geblieben?
Thomas Lintner: Gemische Gefühle, ich glaube diese beiden Worte fassen es ganz gut zusammen. Bis zur Verletzung von Kreso (Kresimir Marakovic, Anm.) Ende Oktober, ja eigentlich bis Anfang Dezember waren wir voll im Plan. Haben vor allem daheim teils sehr gute Leistungen gezeigt. Der Knackpunkt waren die beiden Spiele gegen West Wien und Linz um den 10. Dezember herum. Davor hatten wir einige Doppelrunden und da ist uns unglaublich die Luft ausgegangen. Für das Frühjahr haben wir die Mannschaft verjüngt und ja auch einige Spiele ohne Minde (Mindaugas Andriuska, Anm.) und damit mit nur einem Legionär gespielt. Da waren einige gute Sachen dabei aber auch durchwachsene Leistungen wie gegen Kärnten und Leoben daheim.

Frage: Schwaz gilt seit jeher als Ausbildungsverein mit einer ausgezeichneten Nachwuchsabteilung. In den Schlussrunden im Aufstiegs-Playoff sind vermehrt Spieler aus der starken U20 Mannschaft (2. Rang im U20-Grunddurchgang, 1.Platz im U20-Aufstiegs-Playoff, Anm.) auch in der Kampfmannschaft zum Einsatz gekommen. Werden einige dieser Youngsters für die kommende Saison in den HLA-Kader hochgezogen?
Thomas Lintner: Wir müssen realistisch sein und uns eingestehen, dass wir vom Budget her mit den „Großen 4“ (Hard, Bregenz, Fivers und Krems, Anm.) und nächste Saison sicher auch mit Leoben und West Wien bei Weitem nicht mithalten können. Damit ist es für uns gleichzeitig Verpflichtung und Notwendigkeit an unserem Weg jungen Spielern viel Spielpraxis zu geben festzuhalten. Du hast die guten U20 – Leistungen angesprochen, da passt natürlich auch der Erfolg bei den ÖMS U16 vom Wochenende in Schwaz (Die Schwazer MU16 Mannschaft sichert sich den österreichischen Meistertitel, Anm.) sehr gut dazu. Und auch bei den 93ern möchten wir bei den ÖMS in Krems ein Wörtchen mitreden. Unser Ziel muss es mittelfristig sein, die Jahrgänge 91 bis 95 so zu forcieren, dass diese Spieler auch Leistungsträger in der HLA sein können.

Frage: Mit Christian Aigner und Andreas Lassner haben in dieser Spielzeit zwei langjährige ULZ-Spieler den Sprung in das österreichische Herrennationalteam geschafft, mit Lassner sogar eine Akteur aus dem eigenen ULZ-Nachwuchs. Inwieweit macht es dich stolz, Spieler, mit denen du seit Jahren zusammenarbeitest, plötzlich im Teamdress für Österreich spielen zu sehen?
Thomas Lintner: Wir spielen seit Jahren eine wirklich gute Deckung mit starken Torhüterleistungen. Es freut uns natürlich, dass diese Leistungen jetzt honoriert wurden. Für die beiden Spieler ist das hoffentlich ein Anreiz noch einmal zuzulegen.

Frage: Mit dem Schlusspfiff gegen Gänserndorf endete auch die sportliche Laufbahn von Dimitirjs Braznikovs (2003-2012), Mindaugas Andriuska (2006-2012) und Thomas Lechner (1997-2012) im ULZ-Dress. Drei Spieler, die den Verein geprägt haben und stets alles für die Mannschaft und den sportlichen Erfolg gegeben haben. Wie schwer fällt es, Spieler zu verabschieden, die dich quasi deine gesamte Trainerlaufbahn über begleitet haben und natürlich sportlich wie menschlich Lücken hinterlassen werden?
Thomas Lintner: Es ist immer sehr schade, wenn Spieler aufhören, bei Dima (Dimitrijs Braznikovs, Anm.) ist es aber natürlich eine besondere Geschichte, weil er einer der Schlüsselspieler für den Aufstieg war und eigentlich der Spieler ist, der für diese erfolgreichen Jahre steht. Er hat immer alles für den Verein gegeben, solche Menschen kann man sich im Verein nur wünschen. Minde (Mindaugas Andriuska, Anm.) hat für uns auch immer alles aus seinem Körper herausgeholt, es freut mich, dass er dem Verein in einer neuen Rolle (Co-Trainer der Kampfmannschaft, Anm.) erhalten bleiben wird. Und auch Tom wird uns ja zumindest noch manchmal im Training die Ehre geben und Landesliga spielen. Ich glaube er hat 16 Jahre für das ULZ gespielt, da kann man nur DANKE sagen!

Frage: Die Liga wird in der kommenden Spielzeit noch enger zusammenrücken, der Kampf um das MPO-Ticket wahrscheinlich noch einmal härter wie in der vergangenen Saison werden, da sich Vereine wie West Wien oder auch Leoben noch einmal deutlich verstärkt haben. Das ULZ Sparkasse Schwaz wird hingegen nur mit einem Legionär (Kresimir Marakovic, Anm.) in die kommende Saison starten. Zudem gibt es auch einen Wechsel auf der Trainerbank. Der bisherige Co-Trainer Erwin Gierlinger wird ab der kommenden Saison als Cheftrainer auf der Bank der Silberstiere sitzen. Du wirst dir nach neun Saisonen als Coach eine Trainer-Auszeit nehmen und künftig als Sportdirektor tätig sein. Wie ist es zu dieser Entscheidung gekommen, welche Anforderungen hast du an den neuen Trainer und mit welcher Erwartungshaltung startet ihr in die neue Saison?
Thomas Lintner: Wie schon gesagt wollen wir aus unserer sehr guten Jugendarbeit verstärkt Kapital schlagen und im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen, die mit vier Legionären spielen werden nur einen aufs Parkett schicken. Als Trainer hätte ich mich da zeitlich noch mehr einbringen müssen als in den vergangenen Jahren und das ist für mich realistisch nicht möglich. Ich werde daher eine Auszeit nehmen und Erwin Gierlinger wird das gemeinsam mit Mindaugas Andriuska übernehmen und ich bin überzeugt, dass das sehr gut funktionieren wird. Den Titel Sportdirektor finde ich ein wenig hoch gegriffen, ich will mich mehr über die geleistete Arbeit definieren. Ich selbst werde versuchen die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern und sowohl im Bereich Leistungssport als auch bei unseren zahlreichen Jugendaktivitäten versuchen noch mehr für den Verein herauszuholen. Auch unser Auftreten gegenüber bzw. Mitwirken im THV, der HLA und im ÖHB werden wir verbessern um unseren Beitrag dazu zu leisten Handball noch besser zu präsentieren. Mit Anforderungen und Erwartungen halte ich mich zurück Klaus (ULZ-Obmann Klaus Hauser, Anm.) und ich werden versuchen Erwin und Minde zu unterstützen so gut es geht und ihnen den Rücken frei halten.

Presseinfo ULZ Schwaz

21.05.2012