Erste Bank Open: Melzer/Petzschner holen Doppel – Murray gewinnt Einzel

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Der große Triumphator der Erste Bank Open 2014 heißt Andy Murray! Der 27-jährige Schotte besiegte am Sonntag in einem ebenso hochklassigen wie dramatischen Endspiel des mit 593.705 Euro dotierten ATP-Turniers den als Nummer eins gesetzten Spanier David Ferrer in 2:41 Stunden mit 5:7, 6:2, 7:5. Mit dem 30. ATP-Turniersieg seiner Karriere holte der Olympiasieger 2012 neben dem Siegerscheck in Höhe von 94.500 Euro auch wichtige 250 Zähler im Kampf um einen Startplatz bei den ATP World Tour Finals in London. Mit dem Triumph in der Wiener Stadthalle besserte Murray sein Konto auf 3.885 Punkte auf und hat damit als derzeit Achter im „Race“ seinen Vorsprung auf Ferrer auf 110 Punkte ausgebaut.

In einem vom ersten Ballwechsel an intensiven Schlagabtausch schaffte der Weltranglisten-Fünfte Ferrer im ersten Satz zum 7:5 das entscheidende Break. Im zweiten Durchgang diktierte Murray das Geschehen und nahm seinem Gegner zum 2:1 und 5:2 gleich zweimal das Service ab. In der Entscheidung wogte die Partie mit mehreren Aufschlagverlusten auf beiden Seiten hin und her. Bei 5:3 servierte Ferrer bereits auf den Sieg, verlor dieses Game jedoch genauso wie sein nächstes Aufschlagspiel zum 5:6. Mit einem Ass nach erfolgreicher Challenge machte Murray seinen Erfolg mit dem ersten Matchball perfekt.

„Es war ein hartes Match mit langen Ballwechseln und langen Games. Die Matches gegen ihn sind nie einfach, weil er sich so gut bewegt und so viele Bälle zurückbringt. Auch heute ist es vor allem im dritten Satz hin- und hergegangen, das war mental für uns beide nicht einfach. Zum Glück habe ich es geschafft, am Ende etwas konstanter und aggressiver zu sein“, freute sich ein müder, aber glücklicher Murray bei der Pressekonferenz nach der Partie. Den österreichischen Fans machte der Brite Hoffnung, dass es weitere Auftritte von ihm bei den Erste Bank Open geben könnte: „Ich habe immer gerne meine Titel verteidigt. Das war am Beginn meiner Karriere in San Jose so, wo ich überhaupt mein erstes Turnier gewonnen habe, oder auch in St. Petersburg. Man kommt sicher dorthin lieber zurück, wo man erfolgreich gespielt hat, als an einen Ort, an den man nicht so gute Erinnerungen hat“, meinte Murray.

Ferrer stand die Enttäuschung nach der Niederlage ins Gesicht geschrieben. „Andy hat in den wichtigen Situationen aggressiver gespielt, deshalb hat er sich den Sieg am Ende auch verdient. Ich habe gewusst, dass ich bei 5:3 im dritten Satz noch nicht durch bin, denn er ist einer der besten Returnspieler auf der Tour. Klar bin ich enttäuscht, aber in der nächsten Woche habe ich ja schon die nächste Chance“, sagte Ferrer, der wie Murray noch am Sonntagabend zum Turnier nach Valencia weiterreiste. Davor bekräftigte der 21-fache ATP-Turniersieger noch einmal, wie sehr er seinen Wien-Aufenthalt genossen hat. „Ich mag es sehr, wie die Fans hier die Spieler pushen. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, komme ich sicher noch einmal hierher.“

Melzer und Petzschner holen Doppeltitel – fünfte Finalniederlage für Knowle
Nach seinen beiden Einzelsiegen 2009 und 2010 gewann Jürgen Melzer am Sonntag auch erstmals das Doppel bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle. Der 33-jährige Niederösterreicher setzte sich mit seinem deutschen Partner Philipp Petzschner gegen den Vorarlberger Julian Knowle und Andre Begemann (GER) in 1:40 Stunden mit 7:6 (8/6), 4:6 und 10:7 im Match-Tiebreak durch. Damit hat sich Melzer zum dritten heimischen Doppelsieger in Wien nach Alexander Antonitsch (1988 mit Balasz Taroczy/HUN) und Oliver Marach (2009 mit Lukasz Kubot/POL) gekürt. Der Niederösterreicher hält nun bei 13 ATP-Doppeltitel – sechs davon gewann er mit Petzschner. Für Knowle setzte es hingegen nach 2006, 2009 (jeweils mit Melzer), 2012 (mit Filip Polasek/SVK) und 2013 (mit Daniel Nestor/CAN) die fünfte Niederlage in seinem fünften Wien-Finale.

„Ein Wahnsinn! Wir durften hier nach unserer langen Verletzungsauszeit nur mit einer Wildcard antreten, haben zum Auftakt gleich gegen die Nummer eins Alexander Peya und Bruno Soares gespielt, und jetzt haben wir den Titel – echt geil! Wir haben gezeigt, dass wir uns nicht verstecken müssen und wieder an der Weltspitze mitspielen können“, strahlte Melzer. Petzschner war nach dem Triumph – übrigens der erste mit dem Österreicher seit dem US-Open-Sieg 2011 – sehr emotional: „Ich bin nicht der Typ für Tränen, aber nach dem Matchball waren ein paar dabei. Und beim Ass, das den Sieg gebracht hat, war mein Arm nicht gerade locker“, sagte der 30-Jährige mit einem Schmunzeln im Gesicht.

Ein Finale von Grand-Slam-Format und ein 500er-Turnier als langfristiges Projekt
Eine sehr positive Bilanz über die Erste Bank Open 2014 zog am Sonntagvormittag Turnierdirektor Herwig Straka. „Wir arbeiten seit sechs Jahren hart daran, das Turnier weiterzuentwickeln und haben schon in den vergangenen Jahren Stars wie Jo-Wilfried Tsonga und Juan Martin Del Potro in Wien präsentiert. Das heurige Finale zwischen Andy Murray und David Ferrer könnte jederzeit auch ein Endspiel in Shanghai oder sogar bei einem Grand-Slam-Turnier sein. Wir haben schon im Vorfeld alles daran gesetzt, um das Turnier zu einem Erfolg zu machen. Es waren viele Mosaiksteine, die heuer perfekt zusammengepasst haben. Mit den Teilnahmen von Murray und Ferrer wurden wir für unsere Anstrengungen auch belohnt“, sagte Straka.

Straka strich besonders heraus, dass der hervorragende Ruf der Erste Bank Open eine enorme Hilfe sei, um die Tennis-Superstars nach Wien zu lotsen. „Egal, ob ich früher mit Del Potro oder Tsonga gesprochen habe oder jetzt mit Murray und Ferrer. Sie alle haben betont, wie wohl sie sich in Wien fühlen – und zwar sowohl in der Stadt als auch beim Turnier. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Stockholm für Murray mehr Startgeld geboten hat. Aber er hat sich trotzdem für Wien entschieden, nachdem er sich genau über die Rahmenbedingungen da wie dort erkundigt hat“, betonte Straka, der sich auch über ein Besucherplus gegenüber dem Vorjahr (47.000) freuen durfte. „Unser Ziel waren 50.000 Zuschauer, und wenn der Verkauf an der Tageskassa gut läuft, dann werden wir diese Marke auch erreichen.“

Eine mögliche Aufwertung des Turniers zu einem 500er-Event sieht Straka als längerfristiges Projekt, das bis zum Jahr 2018 – wenn die Anzahl der derzeit elf 500er-Events eventuell erhöht wird – realisiert werden könnte. Um ein 500er-Turnier veranstalten zu können, müsste das Budget von derzeit drei auf sechs Millionen verdoppelt werden. Positiv vermerkte Straka in diesem Zusammenhang, dass es in dieser Causa in den vergangenen Wochen bereits äußerst konstruktive Gespräche mit der Stadt Wien gegeben habe. Straka: „Wir setzen die Verhandlungen in alle Richtungen fort und werden an der Realisierung eines 500er-Turniers konsequent weiterarbeiten.“ Auf dem Weg dorthin wird bereits im kommenden Jahr eine erste Maßnahme gesetzt und in der Eishalle ein Trainingscourt errichtet.

Presseinfo Erste Bank Open

19.10.2014


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