Racketlon

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Am 2. Jänner beginnt mit dem Vienna Classics die Racketlon-Saison 2015 – jedoch ohne den besten Racketlon-Spieler, den Österreich bisher hervorgebracht hat: Christoph Krenn. Der achtfache Weltmeister (1 Mal Einzel, 3 Mal Doppel, 2 Mal Mixed, 2 Mal Team) und 16-fache internationale Turniersieger (davon 7 SWT-Turniersiege, die höchste Turnierkategorie im Racketlon) führte drei Jahre lang die Einzel-Weltrangliste und sieben Jahre die Doppel-Weltrangliste an. Jetzt hat er genug vom internationalen Turniergeschehen, „vorerst“, wie er sagt.

Christoph, wann ist die Entscheidung gefallen, deine Karriere zu beenden?
Ich habe nach der Team-WM entschieden, kürzer zu treten. Ein richtiges Karriereende möchte ich nicht verkünden. Wenn mich die Lust packt, werde ich national noch spielen, in Ausnahmesituationen könnte ich mir auch vorstellen, im Nationalteam auszuhelfen. Aber dieses Kämpfen um Weltranglistenpunkte ist für mich vorerst vorbei.

Vorerst?
Ich möchte nicht zu den Leuten gehören, die drei Mal ihre Karriere beenden und dann doch immer wieder weitermachen. Ich habe derzeit nicht vor, international zu spielen. Aber schauen wir einmal, was die Zeit bringt.

In der Saison 2014 lief es nicht so gut wie in den Jahren zuvor. Hat das eine Rolle gespielt?
Ich war sieben Jahre unter den Top-3 der Weltrangliste, habe praktisch alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und habe nicht mehr die Motivation und die zeitlichen Ressourcen, um weiter auf höchstem Niveau Racketlon zu spielen. Wenn ich zu einem Turnier fahre, will ich um den Sieg mitspielen können. Derzeit ist das nicht möglich, da ich das nötige Trainingspensum nicht absolvieren kann.

Wie sah dein Trainingspensum zuletzt aus?
Vor der WM bin ich auf ein bis zwei Trainings pro Woche gekommen. Wenn man oben mitspielen will, sollten es aber schon 20 Stunden pro Woche sein. Ich kann das mit meiner Zeit aber einfach nicht mehr bewerkstelligen. Und auch mein Körper spielt nicht mehr mit wie früher.

Wir werden alle nicht jünger…
Vor ein paar Jahren habe ich das Trainingspensum abgespult, bin zu acht bis zehn internationalen Turnieren pro Saison gefahren und habe dem Sport alles untergeordnet. Die Belastung ist einfach enorm hoch: nach einem Turnierwochenende habe ich zuletzt bis Donnerstag gebraucht, um mich zu erholen. Da leidet das restliche Leben natürlich darunter.

Bleibst du dem Sport erhalten?
Ich bin weiterhin Generalsekretär des Racketlon-Verbands und werde auch als Turnierleiter weiterhin im Einsatz sein und auch noch vereinzelt für Trainings bereitstehen. Wenn es zeitlich reinpasst, werde ich national auch das eine oder andere Turnier spielen – ohne Druck, einfach zum Spaß.

Fiel die Entscheidung von heute auf morgen oder war das ein langwieriger Prozess?
Ich habe es mir nicht leicht gemacht. Es hat bei der Einzel-WM im August begonnen. Ich habe gemerkt, dass mir die Zeit fürs Training einfach fehlt. Ich bin dann zwar Fünfter geworden, was gut ist. Nur ist mein Anspruch einfach höher nach den vielen Erfolgen in der Vergangenheit.

Wann hast du deine Entscheidung deinen Team-Kollegen mitgeteilt?
Ich habe Michi Dickert schon vor einiger Zeit gesagt, dass er sich nach einem anderen Doppelpartner umschauen soll, um weiterhin um Gold mitspielen zu können. Auch meine Teamkollegen, Sponsoren und Unterstützer habe ich über diesen Schritt informiert. Ich hatte in meiner Laufbahn das Glück, mit Michi Dickert und Zuzana Kubanova die richtigen Doppelpartner und auch großartige Trainingspartner zu haben, sonst wäre ich nicht so erfolgreich gewesen. Ihnen danke ich genauso, wie meinen Eltern und meiner Freundin für die Unterstützung in den letzten 10 Jahren.

Hat die derzeitige Dominanz des Dänen Jesper Ratzer auch eine Rolle gespielt? Er scheint ja unbesiegbar zu sein.

Nein, das hat mich immer eher motiviert. Ich weiß schon, was nötig wäre, um ihn zu schlagen: Ich müsste verstärkt Tischtennis trainieren und im Squash über die Fitness punkten. Aber wie gesagt, das ist vom Trainingspensum her derzeit nicht machbar.

Was wäre nötig für ein Comeback?
Ich blicke auf eine tolle Karriere zurück und bin mit dem Erreichten sehr zufrieden. Wenn man als Top-10-Spieler vom Racketlon allein leben könnte, würde ich sicher weitermachen. Aber so ist es ein Hobby; eines, das sehr viel Zeit verschlingt und einem auf diesem Niveau körperlich sehr viel abverlangt.

IWT Vienna Classics 2015
Wien (AUT), 2. 1. 2015 – 4. 1. 2015
Auslosungen und Ergebnisse im Detail: fir.tournamentsoftware.com

Presseinfo RFA

30.12.2014