Österreich, ÖVV

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Österreich fuhr angeführt von Topscorer Alex Berger (23 Punkte) in seinem zweiten FIVB World League-Heimspiel in der TipsArena Linz den zweiten Sieg ein, bezwang Final Four-Gastgeber und Olympia-Teilnehmer Mexiko in 120 Minuten mit 3:2 (21:25, 25:20, 18:25, 25:22, 15:12). Am Ende hatten beide Teams 104 Punkte auf ihrem Konto. Am Sonntag trifft Rotweißrot im direkten Duell um ein Finalturnier-Ticket auf Spanien.

Österreich nahm den Schwung aus dem Deutschland-Spiel in die Partie gegen Mexiko mit. Nach einem tollen Aufspiel von Max Thaller brachte Nicolai Grabmüller die Gastgeber erstmals mit zwei Punkten in Führung (8:6). Nach dem ersten Technischen Timeout legte Rotweißrot zunächst nach, zog bis auf 13:7 davon. Die Mexikaner zeigten sich von der geballten Angriffspower eines Alex Bergers oder Paul Bucheggers allerdings unbeeindruckt, stabilisierten ihre Annahme, servierten plötzlich stark und profitierten in Folge auch von Fehlern im ÖVV-Angriff. Zunächst gelang dem Olympia-Starter 2016 der Ausgleich zum 15:15, wenig später das 22:18. Damit war im ersten Satz die Vorentscheidung gefallen. Mexiko machte den Satz nach 27 Minuten mit 25:21 zu.

Die Österreicher steckten den Satzverlust gut weg, erhöhten wieder den Druck. Ein Grabmüller-Block und ein spektakulärer Hinterfeld-Angriff Bergers gaben Selbstvertrauen. Über ein solches verfügten aber auch die Mexikaner. Samuel Cordova stieg hoch und hämmerte den Ball zum 7:7 ins Feld. Rotweißrot kam aus der ersten Technischen Auszeit (8:7) noch stärker aufs Feld zurück. Thaller steuerte ein Ass bei, Buchegger punktete im Angriff. Österreich zog auf 16:11 davon. Anders als im ersten Satz ließ man sich diesmal die Butter auch nicht mehr vom Brot nehmen. Selbst zwei starke Aktionen von Nestor Orellana und das Schrumpfen des Vorsprungs auf zwei Punkte brachte das ÖVV-Team nicht mehr außer Tritt. Lorenz Koraimann und Berger behielten gegen den mexikanischen Doppel-Block die Nerven, Buchegger punktete mit Gefühl. Ein Angriffsfehler Cordovas beendete Durchgang zwei – 25:20 und Ausgleich Österreich.

Der dritte Satz war zunächst ein Duell auf Augenhöhe, wobei beide Teams nicht nur für starke Angriffsaktionen wie durch Jorge Barajas oder Berger sorgten, sondern auch viele Eigenfehler produzierten. Mitte des Durchgangs waren es schließlich die Final-Four-Gastgeber, die solider agierten, während es Österreich an Durchschlagskraft fehlte. Mexiko zog von 12:12 auf 19:13 davon – das Momentum war ganz klar auf Seiten der Mexikaner. Orellana sicherte ihnen mit seinem Punkt zum 25:18 schließlich den verdienten Satzgewinn.

Auch wenn bei den Österreichern die Selbstverständlichkeit aus dem Deutschland-Spiel fehlte, in puncto Kampfgeist hatten sie sich nichts vorzuwerfen. Über den unbedingten Willen fanden sie auch zurück in die Partie. Das Spiel wogte hin und her. Bei 21:21 scorte der eingewechselte Anton Menner spektakulär für Rotweißrot. Jose Martinez schlug unmittelbar darauf ins Netz. Bei 24:22 hieß es zwei Satzbälle Österreich. Thomas Zass nahm am Service volles Risiko, besorgte mit einem Ass das 25:22 und erzwang so einen fünften Satz.

Die Hausherren erwischten zwar den besseren Start, gingen 3:1 in Führung, doch Mexiko konterte mit vier Punkten in Folge. Spektakuläre Aktionen von Menner und Wohlfahrtstätter sowie ein Block Bergers ließen die Führung wieder wechseln. Das Spiel war nun auf des Messers Schneide. Bei 10:9 Österreich blockierte Berger abermals erfolgreich, bei 13:11 erspielten sich die Gastgeber schließlich drei Matchbälle. Nach einem Servicefehler nutzte Menner seine Chance und verwertete zum 15:12 und 3:2!

Stimmen:
Alexander Berger, Topscorer Österreich: „Ich bin vielleicht schon ein bisserl müde gewesen, ich schaue aber, dass ich immer meine Leistung durchziehe. Wenn man gegen diese erfahrene Truppe gewinnen kann, die in Rio dabei war, ist das toll. Wir waren heute fehleranfällig, deshalb hat es heute so lange gedauert.“

Max Thaller, Aufspieler Österreich: „Ich habe so etwas noch nie erlebt in Österreich. Ein Wahnsinn, was sich hier tut, was für eine Show aufgezogen wurde. Jetzt hoffen wir wieder auf eine volle Halle, dann spielen wir das nach Hause. Mexiko spielt ungewöhnlich, so einen Gegner gibt es selten in Europa.“

Peter Wohlfahrtstätter, Österreich: „Die Mexikaner spielen unkonventionell. Das ist in der Mitte blöd, weil alles passieren kann. Vor zwei Jahren haben wir damit noch nicht umgehen können, dass wir Vorsprünge aus der Hand geben. Jetzt schon.“

Anton Menner, Österreich: „Der Matchball war ein Schlag ohne Nachdenken. Das Adrenalin war heute zu hoch, dass ich nervös sein hätte können. Der zweite Schritt Richtung Mexiko ist gemacht. Wir müssen morgen gewinnen.“

Michael Warm, ÖVV-Teamchef: „Die Mexikaner waren unglaublich abwehrstark und spielten super schnelle Gegenangriffen. Wir waren viel unter Druck. Kompliment an Tusch und Zass, die uns zurück brachten. Wir waren schon auf der Verliererstraße. Ich bin ja normal der Finne. Heute war es aber emotional unfassbar anstrengend. Vor vier, fünf in der Früh werde ich nicht schlafen können, weil man da so drinnen ist. Wir haben vier Siege in der World League, unglaublich, rechnen sollte man aber nicht. Wir brauchen morgen wieder viel Publikum!“

Gottfried Rath, ÖVV-Sportdirektor: „Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Nerven gelassen wie in den letzten zwei Tagen. Das war kein schönes Spiel, sondern ein totaler Fight! Die Mexikaner haben nie locker gelassen. Ihnen gebührt für diese Leistung Respekt. Für uns ist es immens wichtig, so ein Spiel zu gewinnen. Wenn wir am Sonntag Spanien schlagen, fahren wir zum Final Four nach Mexiko. Es ist einfach unglaublich, dass wir es am letzten Spieltag in der eigenen Hand haben!“

11.06.2017