Absa Cape Epic

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Die drei Topteams der Männer trennten nur insgesamt 5 Minuten vor dem 39-Kilometer-Zeitfahren, der 5. Etappe beim diesjährigen Absa Cape Epic in Südafrika.

Getrennt nach Zeitabständen starten die Teams auf die Strecke mit 39 Kilometer und 1430 Höhenmeter im trockenen, heißen Wellington, rund 70 Kilometer von Kapstadt entfernt. Für die drei Top-Platzierten Investec Songo Specialized, Cannondale Factory Racing und Canyon Topeak ging es um jede Sekunde, entweder in der Verteidigung oder auf der Jagd nach dem Gelben Leadertrikot. Auf der Karte schien die Strecke die Cross-Country-Spezialisten zu bevorteilen – wie Cannondale und Centurion Vaude, doch das stellte sich als wenig haltbar heraus…

Leider verloren die Cannondale-Boys Manuel Fumic und Henri Avancini am meisten heute. Die Nachwehen ihrer heroischen Aufholjagd von gestern, als ein Ast in Fumic Hinterrad einen Defekt verursachte, der die beiden immer wieder zum Anhalten gezwungen hatte. Die beiden fuhren ihrer Form hinterher, vor allem der brasilianische Meister Avancini tat sich bei den Anstiegen schwer. „Wir haben alles gegeben und sind auch ziemlich riskant runtergeballert“, meinte Avancini, „wir versuchten, nicht zu viel zu verlieren, aber unsere Beine gaben heute nichts her – da kann man nichts machen.“

Schließlich blieb Cannondale Factory Racing Platz 5 in der Tageswertung, so dass sie in der Gesamtwertung von zwei auf Platz drei rutschten, hinter Alban Lakata (AUT) und Kristian Hynek (CZE) von Canyon Topeak.

Wie Hynek erzählte, ließ Alban ihn heute ganz schön leiden, „es dauerte ganz schön lange, bis ich meine Beine fand. Immer den richtigen Druck zu machen ist bei einem Zeitfahren natürlich entscheidend, wie beim Prolog gehst du eigentlich Vollgas. Leider fühlte ich mich beim Start nicht so gut und Alban drückte die ganze Zeit aufs Tempo, so dass es richtig wehtat“, meint Hynek lachend im Rückblick. „Dann ging es mir langsam besser und ich merkte, dass auch Alban irgendwann am Limit war – insgesamt haben wir ein gutes Zeitfahren hingelegt, denke ich.“

Obwohl Canyon Topeak rund 7 Minuten hinter den Führenden im Gesamtklassement liegt, sieht der amtierende Marathonweltmeister Lakata noch nichts verloren, ein Sieg beim Absa Cape Epic ist noch drin. „Nach dem gestrigen harten Tag hätte ich nicht damit gerechnet, dass wir heute so schnell unterwegs sind“, meinte der Österreicher, „unsere Strategie ist aufgegangen, wir sind nach vorne gekommen. Die nächsten beiden Etappen sollten uns besser liegen, da weniger Flachstücke und mehr Anstiege drin sind.“

Anscheinend verbrannte Centurion Vaude beim gestrigen Sieg auf der Königsetappe doch mehr Körner als sie gutmachten konnten. Beim Zeitfahren landeten Nicola Rohrbach (SUI) und Daniel Geismayr (AUT) „nur“ auf dem 7. Platz – 3.39,9 Minuten nach den Erstplatzierten. „Nicola gings heute gar nicht gut“, resumierte Geismayr „wir konnten zwar ein gleichmäßiges, aber nicht sehr hohes Tempo fahren. Wir werden sehen, was in den nächsten zwei Tagen passiert“.

Das Zeitfahren wurde also klar dominiert vom gesamtführenden Team Jaroslav Kulhavy/Howard Grotts. Die beiden zogen die 39 Kilometer ohne Schwächen durch. Der Auftritt war makellos und dominant – das mussten Fumic und Avancini merken, als sie – trotz eines Drei-Minuten-Startabstands – nach 20 Kilometern von den Specialized-Jungs eingeholt und stehengelassen wurden.

„Wir wunderten uns, sind aber auch sehr froh“, zog Kulhavy im Ziel Bilanz. „Wir fuhren einfach unser Tempo, und als wir Cannondale einholten, gab uns das natürlich einen echten Schub. Für mich fühlte sich die Etappe als die härteste bisher an, wegen der Höhenmeter und der steilen Anstiege“.

„Ich wusste, dass uns die heutige Strecke besser liegen würde als gestern“, meinte der Amerikaner Howard Grotts. „Ich fühlte mich besser und Jaro fuhr vorne das optimale Tempo. Wir fuhren einfach nur gegen die Uhr, konzentrierten uns auf die Pace und achteten wenig auf die anderen.“

Investec Songo Specialized führt nun mit 7.15,8 Minuten vor der 6. und vorletzten Etappe des Absa Cape Epic mit harten 76 Kilometern und 2000 Höhenmetern. Doch auch so ein Vorsprung kann schnell schmelzen. Alban Lakata und Kristian Hynek liegen in Lauerstellung, jede Panne der Führenden oder ein Einbruch kann Canyon Topeak heranrücken lassen.

Heiß umkämpft ist bei den Männern das „African Jersey“, die Wertung der afrikanischen Teilnehmer. Die Führenden PYGA Euro Steel, Matthew Beukes und Julian Jessop, kamen auf Platz 2 hinter den Tagesschnellsten NAD MTB mit Matthew Beers/. Damit behalten sie ihre Führung mit Minuten

2018 Etappe 5 Männer
Etappenwertung:
1. InvestecSongoSpecialized 2-1 Jaroslav Kulhavy (Czech Republic) 2-2 Howard Grotts (United States of America) 1:44.49,6
2. Trek Selle San Marco II 15-1 Fabian Rabensteiner (Italy), 15-2 Michele Casagrande (Italy) +33,2
3. Canyon Topeak 7-1 Alban Lakata (Austria) 7-2 Kristian Hynek (Czech Republic) +1.52,9
5. Cannondale Factory Racing 6-1 Manuel Fumic (Germany) 6-2 Henrique Avancini (Brazil) +3.10,2
6. Bulls II 12-1 Simon Stiebjahn (Germany) 15-2 Tim Böhme (Germany) +3.16,0

Gesamtwertung
1. InvestecSongoSpecialized 2-1 Jaroslav Kulhavy (Czech Republic) 2-2 Howard Grotts (United States of America) 19:32.14,9
2. Canyon Topeak 7-1 Alban Lakata (Austria) 7-2 Kristian Hynek (Czech Republic) +7.15,8
3. Cannondale Factory Racing 6-1 Manuel Fumic (Germany) 6-2 Henrique Avancini (Brazil) +13.59,9
4. Centurion Vaude 3-1 Nicola Rohrbach (Switzerland) 3-2 Daniel Geismayr (Austria) +13.59,9
6. BULLS 12-1 Simon Stiebjahn (Germany) 12-2 Tim Böhme (Germany) +29.59,5
8. KULU MANZI PROJECT 16-1 Frans Claes (Belgium) 16-2 Markus Bauer (Germany) +31.19,7
9. BULLS 4-1 Karl Platt (Germany) 4-2 Urs Huber (Switzerland) +33.22,7

Sabine Spitz/Robyn de Groot mit starker Vorstellung beim Zeitfahren
2. Platz für das deutsch/südafrikanische Team – Langvad/Courtney 6. Etappensieg in Folge

Zwar holten Annika Langvad und Kate Courtney am sechsten Tag ihren sechsten Sieg in der Frauenwertung des Absa Cape Epic, doch dieses Mal war es so eng wie nie. Zeitweise schien es, dass die wieder erstarkte Sabine Spitz mit Robyn de Groot (Ascendis Health) einen Etappensieg holen könnten. Denn auf halber Strecke lagen Spitz/de Groot mit 31 Sekunden vor den Führenden, die am Ende dann doch noch 12,5 Sekunden weniger für die 39 Kilometer brauchten.

Auch wenn die Entscheidung knapp war, liegen Langvad/Courtney relativ unangefochten an der Spitze der Gesamtwertung. Ihr Abstand auf die folgenden Mariske Strauss (RSA)/Annie Last (GBR), Team Silverback-KMC, stieg an auf knapp über 35 Minuten.

Langsam gibt auch die Marathonweltmeisterin Annika Langvad zu, dass ein Sieg in greifbarer Nähe liegt. „Ja, so langsam fange ich auch an, die Tage nach unten zu zählen“, sagte die bisher sehr zurückhaltende Dänin nach dieser Etappe. Ganz gibt sie ihre Vorsicht nicht auf, obwohl, oder vielleicht weil sie das Cape Epic bereits drei Mal gewinnen und sehr viel Erfahrung sammeln konnte die letzten Jahre. „Eine der größten Herausforderungen in diesem Rennen ist, immer konzentriert zu bleiben“, so die Weltmeisterin. „Acht Tage sind einfach eine sehr sehr lange Zeit und jedes Pech oder eine kleine Unachtsamkeit kann Folgen haben. Von einem Augenblick zum nächsten kann sich alles ändern. Das Zeitfahren wollten wir ruhig und gleichmäßig angehen, wir fuhren unsere Pace und alles lief gut. Natürlich half es uns, dass wir an manchen Anstiegen die vor uns gestarteten Mariske und Annie sehen konnten. So wussten wir, dass wir Zeit gut gemacht hatten. Wir hatten aber keine Ahnung, wie und wo Sabine und Robyn lagen.

Auch Kate Courtney bestätigte, dass „wir hauptsächlich eine sehr kontrollierte Etappe fahren wollten, auch wenn ein Zeitfahren eine neue Herausforderung war.“ Die Strecke war für die Amerikanerin “sehr hart und technisch sehr schwierig. Da waren viele sandige und steinige Kurven in den Abfahrten, ich bin froh, dass nichts passiert ist und wir keine Panne hatten.“ Auch Courtney äußerte sich vorsichtig optimistisch für die nächsten zwei Tage: „Ehrlich gesagt, alles ist möglich. Wir wollen konzentriert bleiben und das Rennen von vorne fahren, wichtig ist die optimale Erholung nach den Etappen.“
Sabine Spitz und Robyn de Groot waren selbst erstaunt über ihre schnelle Zeit. „Mir war nicht klar, dass wir so schnell unterwegs waren“, meinte die Südafrikanerin. „Nach vier Tagen mit jeweils mehr als hundert Kilometer lief es erstaunlich gleichmäßig, wir arbeiteten schön zusammen und zogen eine gute Pace durch.“

Sabine Spitz freute sich, dass ihre Taktik sehr gut aufgegangen war: „Heute wollten wir smart fahren – sauber pedalieren, nichts überziehen. Beim Zeitfahren kannst du dich auch kaputt machen. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir in den technischen Passagen leiden würden, wenn wir zu Beginn zu schnell angehen. Die Anstiege erfordern viel Kraft und gleichzeitig Technik hier, da knallt der Puls hoch. Schlau zu fahren hat sich auf jeden Fall gelohnt – das zeigt unser 2. Platz mit dem geringen Abstand. Wir wollen weiter Zeit gut machen, der 2. Platz Gesamt ist noch drin. Wir werden dieses Ziel in den nächsten zwei Tagen verfolgen.“

Mit den steigenden Temperaturen in Wellington haben alle Fahrer zu kämpfen, da die Pros früh starten, klettert das Thermometer noch nicht über die 30 Grad. Die Britin Annie Last fand es trotzdem „unerträglich heiß. Am letzten Anstieg konnte ich die Hitze durch und durch spüren. Während des Starts ging die Sonne gerade auf, das war angenehm kühl, doch ich schwitzte unglaublich bei den Anstiegen. Nach den 113 Kilometern vom Vortag waren die heutigen 1400 Höhenmeter auch ganz schön hart, vor allem auf die kurze Distanz“, so das Fazit des zweitplatzierten Frauenteams, Annie Last/Mariske Strauss (Silverback-KMC).

2018 Etappe 5 Frauen
Etappenwertung
1. Investec Songo Specialized 54-1 Annika Langvad (Denmark) 54-2 Kate Courtney (United States of America) 2:08.26,5
2. Ascendis Health 52-1 Sabine Spitz (Germany) 52-2 Robyn De Groot (South Africa) +12,5
3. Silverback – KMC 51-1 Mariske Strauss (South Africa) 51-2 Annie Last (England) +2.52,2
Gesamtwertung
1. Investec Songo Specialized 54-1 Annika Langvad (Denmark) 54-2 Kate Courtney (United States of America) 22:42.38,2
2. Silverback – KMC 51-1 Mariske Strauss (South Africa) 51-2 Annie Last (England) +35.27,8.
3. Ascendis Health 52-1 Sabine Spitz (Germany) 52-2 Robyn De Groot (South Africa) +41.49,0

24.03.2018