WM 2018: Kroatien zwingt Russland nach Elfmeterschießen in die Knie

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Samstagabend fand in Sochi das vierte Viertelfinale der Fußball WM 2018 Russland gegen Kroatien statt. In einem äußerst schwachen Spiel, mit wenigen offensiven Höhepunkten, setzte sich am Ende der Favorit mit 6:5 nach Elfmeterschießen durch. Werbung für den Fußball-Sport war dieses Spiel über weite Strecken definitiv nicht.

Dabei begann alles wie allgemein erwartet. Beide Mannschaften spielten fair, aber äußerst intensiv. Harte Zweikämpfe standen zwischen den beiden Strafräumen an der Tagesordnung. Kroatien hatte die größeren Spielanteile und hatte durch Stürmer Mandzukic die erste dicke Chance des Spiels.

Auf der Gegenseite verlegte sich Russland auf schnelle Konterangriffe. Diese gingen aber über den Status „bestenfalls im Ansatz gefährlich“ nicht hinaus. So entwickelte sich ein Spiel ohne zwingende Offensivaktionen auf beiden Seiten. Auch, weil beide Mannschaften das letzte Risiko scheuten. In der Folge drohte das Spiel etwas einzuschlafen. Doch dann kam die 31. Minute und ein Konterangriff von Russland. Der Ball kam zu Cheryhsev der sofort abzieht und den Ball herrlich zur 1:0-Führung für den WM-Gastgeber im Tor versenkt. Acht Minuten später gelang Kroatien der Ausgleich. Mandzukic steht ungedeckt und wird über 30, 40 Metern nicht richtig attackiert. Seine Flanke zur Mitte landet beim ebenfalls suboptimal markierten Kramaric, der den Ball zum 1:1-Pausenstand einnetzt.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit änderte sich wenig am Spielgeschehen. Ohne erwähnenswerten Höhepunkte tröpfelte das Spiel vor sich hin. In der 60. Minute gab es das erste Ausrufezeichen und hier hätte Kroatien in Führung gehen müssen. Die russische Abwehr verhält sich wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Der Ball kommt zum schwachen Perisic und der setzt den Ball an die Innenstange. Mit dieser Aktion übernahm Kroatien deutlich das Kommando. Es fehlte aber in der Vorwärtsbewegung die letzte Genauigkeit und wohl auch Dynamik. So schwankte Russland, das deutlich mehr Laufarbeit als der Gegner verrichtete, fiel aber nicht. Zwischenstand somit nach 90, zum Teil äußerst schwachen, Spielminuten 1:1.

Wer in der Verlängerung auf eine Leistungsexplosion wartete wurde bitter enttäuscht. Beide Mannschaften unterboten das dürftige Niveau der regulären Spielzeit nochmal. Als sich das Spiel dem „Einschlafpunkt“ näherte weckte Kroatien die Zuschauer im Stadion und vor dem Fernsehgerät wieder auf. Nach einem Eckball von Modric steigt Vida hoch und setzt zu einem keinesfalls wuchtigen oder platzierten Kopfball an. Die Kugel kullert an Freund und Feind vorbei zum 1:2 in die Maschen.

In der zweiten Halbzeit der Verlängerung setzte Russland, mit ziemlich limitierten Mittel, alles auf eine Karte und fand durch Kuziaev in der 112. Minute die erste ausgezeichnete Ausgleichschance vor. Sein Schuss fiel aber zu zentral auf Torhüter Subasic auf. Drei Minuten später kam Russland zum Ausgleichstreffer. Nach einer Flanke des eingewechselten Dzagoev köpft Rechtsverteidiger Fernandes den 2:2-Ausgleichstreffer. Das Spiel musste somit im Elfmeterschießen entschieden werden.

Dabei hatte Kroatien das bessere Ende für sich. Rakitic verwandelte seinen Versuch zum 3:4 Endstand. Bei Russland hatten zuvor Smolov und Fernandes bzw. bei Kroatien Kovacic den jeweiligen Penalty vergeben.

Kroatien steht nach einem hart erkämpften Arbeitssieg im Semifinale und bekommt es dort mit England zu tun. In der Vorschlussrunde bedarf es jedoch einer deutlichen Leistungssteigerung. Die Performance gegen Russland darf getrost als „ausbaufähig“ bezeichnet werden. Auf der Gegenseite verabschiedet sich der WM-Gastgeber mit erhobenen Hauptes. Mit etwas mehr Mut in der Spielanlage wäre vielleicht am Ende mehr möglich gewesen.

Russland vs. Kroatien 5:6 n.E. (2:2, 1:2, 1:1, 1:1)
Tore: Cheryhsev (31.), Fernandes (115.) bzw. Kramaric (39.), Vida (101.)

Elfmeterschießen:
Russland: Smolov vergibt, Subasic hält – Weiter 0:0
Kroatien: Brozovic verwandelt – 0:1
Russland: Dzagoev verwandelt – 1:1
Kroatien: Kovacic vergbit, Akinfeev hält – Weiter 1:1
Russland: Fernandes schießt daneben – Weiter 1:1
Kroatien: Modric trifft mit Glück nach Akinfeev-Parade über die Innenstange zum 1:2
Russland: Ignashevich verwandet zum 2:2
Kroatien: Vida verwandelt zum 2:3
Russland: Kuziaev verwandelt zum 3:3
Kroatien: Rakitic verwandelt zum 3:4

Aufstellungen:
Russland:
Akinfeev – Fernandes, Kutepov, Ignashevich, Kudriashov – Zobnin, Kuziaev – Samedov (54./Erokhin), Golovin (102./Dzagoev), Cheryhsev (67./Smolov) – Dzyuba (79./Gazinsky)

Kroatien: Subasic – Vrsaljko (97./Corluka), Lovren, Vida, Strnic (74./Pivaric) – Rakitic, Modric – Rebic, Kramaric (88./Kovacic), Perisic (63./Brozovic) – Mandzukic

07.07.2018