Ford WRC-Pilot Sébastien Ogier gelingt in Australien die Titelverteidigung

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Am Ende einer der spannendsten Titelentscheidungen in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft haben sich Sébastien Ogier und Beifahrer Julien Ingrassia zum sechsten Mal in Folge zu Weltmeistern gekrönt.

Den beiden Franzosen genügte mit ihrem Ford Fiesta WRC, der auf dem in Köln-Niehl produzierten Kleinwagen basiert, ein fünfter Platz bei der Rallye Australien zum erneuten Triumph. Ihre WM-Konkurrenten Thierry Neuville/Guy Coulsol und Ott Tänak/Martin Järveoja mussten bei dem Versuch, die Titelverteidiger noch abzufangen, ihre Fahrzeuge im Laufe der Schussetappe jeweils nach Unfällen abstellen.

„Welch ein emotionaler Tag! Dieser Titel bedeutet mir unheimlich viel. Noch vor zwei Monaten sah die Situation für uns überhaupt nicht gut aus – aber mit Sébastien Ogier und Julien Ingrassia im Team kann eben alles passieren“, jubelte Malcolm Wilson, der Teamchef von M-Sport Ford, im Ziel. „Die Art und Weise, wie sie sich bei den letzten drei WM-Rallyes dieser Saison zurückgekämpft haben, ist unglaublich. Ich bin sehr stolz auf das, was wir gemeinsam errungen haben. Dies war eine fantastische Mannschaftsleistung, zu der jedes einzelne Team-Mitglied seinen Teil beigetragen hat. Ich möchte aber auch Ott Tänak und Thierry Neuville zu einer tollen WM-Kampagne gratulieren. Wir wissen ja aus eigener Hand, wie konkurrenzfähig sie sind. Es war ein Vergnügen, drei der besten Rallye-Fahrer der Gegenwart dabei zu beobachten, wie sie sich bis zum letzten Meter um den Titel duellieren. Der Rallye-Sport erlebt aktuell eine bemerkenswerte Phase, darauf können wir alle stolz sein.“

„Unsere herzlichen Glückwünsche an Sébastien Ogier und Julien Ingrassia für ihren jeweils sechsten WM-Titel, von denen sie zwei mit dem fantastischen Ford Fiesta WRC errungen haben“, gratuliert Mark Rushbrook, als Direktor von Ford Performance für das Motorsport-Engagement der Marke weltweit verantwortlich. „Dieses Ergebnis resultiert aus einer großartigen Team-Leistung während der gesamten Saison. Jeder bei M-Sport und Ford kann darauf sehr stolz sein.“

Sébastien Ogier / Julien Ingrassia (Ford Fiesta WRC, Startnummer 1); Platz: 5. WM-Rang: 1
Die beiden Titelverteidiger aus Frankreich wussten bereits zu Beginn der Sonntagsetappe, dass die 6 für sie die magische Zahl ist: Ein sechster Rang im Gesamtklassement der Rallye Australien würde automatisch die WM-Entscheidung zu ihren Gunsten mitbringen. Daran richteten sie ihre Taktik im aufregenden Dreikampf mit Thierry Neuville/Guy Coulsol und Ott Tänak/Martin Järveoja aus, die jedoch nicht aufgeben wollten. Am Limit fahrend, gerieten beide Crew auf der abschließenden Schleife in Schwierigkeiten und mussten ihre Fahrzeuge nach Ausrutschern abstellen. Mit ihrem Ford Fiesta WRC standen Ogier und Ingrassia somit bereits vor der abschließenden Wertungsprüfung als alte und neue Weltmeister fest – der perfekte Weg, um sich nach zwei besonders erfolgreichen Jahren vom Team M-Sport Ford zu verabschieden.

„Es war eine unglaubliche Saison mit einem einzigartig engen Kampf um die WM-Krone“, so Ogier. „Noch vor wenigen Wochen dachten wir, es würde mit der Titelverteidigung sehr schwierig werden. Aber wir haben trotzdem nicht aufgesteckt, sondern alles gegeben, was wir hatten – gemeinsam mit einem fantastischen Team um uns herum. Ich bin so stolz auf jeden Einzelnen, und natürlich möchte ich mich auch bei Malcolm Wilson erneut für einen großartigen Job bedanken. Was wir gemeinsam in den vergangenen zwei Jahren erreicht haben, ist wirklich etwas Besonderes.“

„Ich habe die vergangenen zwei Jahre mit M-Sport Ford wie eine wunderbare Reise erlebt“, betont Julien Ingrassia. „Alles, was wir erreicht haben, haben wir gemeinsam erreicht. Wir wollten unsere Zeit mit dem Team auf besondere Weise beenden, dies ist uns gelungen. Während der Saison haben wir zahlreiche Höhen und Tiefen durchgemacht, um dieses Ergebnis möglich zu machen. Ich hoffe, ich habe heute Abend noch genügend Energie, um die Titelverteidigung auch gebührend zu feiern.“

Elfyn Evans / Daniel Barritt (Ford Fiesta WRC, Startnummer 2); Platz 6. WM-Rang: 7
Elfyn Evans und Daniel Barritt hätten in dieser Saison auch einen Titel verdient – den als „Team-Kollegen des Jahres“. Beide haben einen großen Anteil daran, dass sich Sébastien Ogier und Julien Ingrassia zum sechsten Mal die WM-Kronen aufsetzen dürfen. Auch während der Rallye Australien steckten der Waliser und sein englischer Beifahrer selbstlos zurück, um den beiden Franzosen eine bessere Startposition für die Schotterprüfungen zu ermöglichen. Zugleich gelang es ihnen, mit schnellen Zeiten den von hinten heranstürmenden Thierry Neuville auf Distanz zu halten – auch hierdurch spielten sie eine entscheidende Rolle für die WM-Entscheidung.

„Glückwunsch an Sébastien, Julien und das gesamte Team – ich freue mich, dass wir sie im Titelkampf so gut es ging unterstützen konnten“, so Evans. „Das war für uns nicht immer einfach. Unsere Saison ist aus verschiedenen Gründen nicht ganz so verlaufen, wie wir uns das gewünscht hätten. Dennoch konnten wir klar aufzeigen, wie schnell wir sind. Jetzt hoffen wir, dies auch im kommenden Jahr wieder demonstrieren zu können.“

Teemu Suninen / Mikko Markkula (Ford Fiesta WRC, Startnummer 3); Platz: Ausfall. WM-Rang: 12
Auch wenn sie die kniffligen Besonderheiten der australischen Schotterprüfungen an diesem Wochenende erstmals im Rallye-Tempo erlebten, so haben die Finnen ihren Speed und ihr Talent einmal mehr unter Beweis gestellt. Am Freitag schrammten sie nur um eine Zehntelsekunden an einer Wertungsprüfungs-Bestzeit vorbei, bevor auch sie sich in den Dienst des Teams stellten und eine bessere Startposition zugunsten von Ogier/Ingrassia opferten. Nach einem Ausrutscher auf der vorletzten Prüfung musste Suninen den Ford Fiesta WRC vorzeitig abstellen.

„Wirklich schade, dass wir es nicht ganz bis ins Ziel geschafft haben – aber ich freue mich für das Team und Sébastien und Julien, sie haben die Titelverteidigung wirklich verdient“, so Suninen. „Alle haben sehr hart dafür gearbeitet, und es ist schön zu sehen, dass sie belohnt wurden. Wir selbst konnten uns während des gesamten Wochenendes fortlaufend verbessern und speziell am Freitag einige gute Prüfungszeiten setzen. Wir haben viel gelernt, wie wir mit dem losen Schotter umgehen müssen. Ich freue mich auf das kommende Jahr, wenn wir auf diesen Erfahrungen aufbauen können.“

Enttäuschung für Ford Chip Ganassi Racing beim Sechsstunden-WEC-Rennen in China
Mit Platz sieben für den Ford GT von Harry Tincknell und Andy Priaulx (beide GB) sowie Rang neun für den Berliner Stefan Mücke und Olivier Pla (F) blieb das Werksteam Ford Chip Ganassi Racing (CGR) beim Sechsstundenrennen von Shanghai, hinter den eigenen Erwartungen zurück. Pla hatte den fünften Lauf der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC (World Endurance Championship), der aufgrund starken Regens in China mehrfach unterbrochen wurde, von der Pole Position des Trainingsschnellsten in der GTE-Wertung aufgenommen und übernahm zunächst auch die Führung. Nach nur kurzer Zeit wurde der Franzose jedoch von dem Meisterschaftsführenden bei einem missglückten Überholmanöver von der Strecke geschoben und fiel bis auf Rang acht zurück. Priaulx, der mit dem Nummer-67-Auto von Ford als Siebter der GTE-Wertung ins Rennen gegangen war, drehte sich kurz vor Ende seines Stints ins Kiesbett. Der Brite konnte sich aus eigener Kraft wieder befreien, ohne in einen Rundenrückstand zu geraten.

„Das ist sicher nicht das Ergebnis, das wir uns von der Pole Position aus gewünscht haben“, betont Ford CGR-Teamchef George Howard-Chappell. „Die äußeren Bedingungen machten es heute für alle schwierig. Bei starkem Regen waren unsere Ford GT sehr schnell unterwegs, doch leider wurde Olivier schon früh von einem Konkurrenten abgeräumt – damit begann für uns eine Pechsträhne, die uns viel weiter zuückgeworfen hat, als wir dies verdienen. Wir haben unser Bestes versucht, doch leider lagen wir auch bei den Reifenentscheidungen nicht immer richtig. Das war nicht unser bester Tag heute.“

Das Rennen hatte aufgrund heftiger Niederschläge hinter dem Safety-Car begonnen und wurde nach nur 15 Minuten zum ersten Mal unterbrochen und mit mehr als einstündiger Verzögerung wieder aufgenommen. Als sich die Bedingungen nochmals verschlechterten, kam erneut die Rote Flagge für eine weitere 30-minütige Zwangspause heraus, während der die Uhr für die Renndauer weiter heruntertickte. Mit nur wenig mehr als vier verbliebenen Stunden ging es auf dem 5,451 Kilometer langen Shanghai International Circuit dann weiter.

„Der Start lief trotz des schlechten Wetters ziemlich gut“, fasst Olivier Pla zusammen. „Als es richtig nass war, konnte ich ziemlich schnell fahren – doch dann wurde ich leider von jenem Porsche, der die GTE-Meisterschaft anführt, von der Piste gedreht. Wir haben um Platz eins gekämpft, als er mich im Heck berührt hat, das ist so nicht in Ordnung. Als die Strecke schließlich begann abzutrocknen, bekamen wir unsere Reifen nicht mehr ins optimale Temperaturfenster, damit sie auf unserem Ford GT funktionieren. Wir mussten bis ins Ziel damit kämpfen. Platz neun ist sehr enttäuschend, wenn du das Rennen von der Pole Position aus in Angriff genommen hast.“

„Auch ich erwischte einen glänzenden Start“, erläutert Priaulx. „Die Bedingungen waren wirklich schwierig, aber der Ford GT fühlte sich sehr gut an. Leider habe ich mich am Ende meines Stints unglücklich gedreht. Ich fand aber selbst wieder auf den Asphalt zurück und blieb in einer Runde mit dem Erstplatzierten der GTE. Danach konnten wir auf den Regenreifen nicht mehr sehr schnell fahren. Wir müssen jetzt analysieren, woran dies gelegen hat. Alles in allem war es ein anstrengendes Wochenende mit Höhen und Tiefen.“

Nach fünf von acht Läufen zur WEC-Supersaison – die erst im kommenden Juni mit einer weiteren Auflage der 24 Stunden von Le Mans endet – liegt Ford Chip Ganassi Racing mit 105 WM-Punkten auch weiterhin auf Rang zwei vor den Werksabordnungen von Ferrari, Aston Martin und BMW. In der Fahrertabelle rangieren Stefan Mücke und Olivier Pla ebenfalls auf Platz zwei. Ihre Teamkollegen Harry Tincknell und Andy Priaulx belegen die achte Position. Das nächste Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft steht am 15. März 2019 auf dem Programm: die 1000 Meilen von Sebring im US-Bundesstaat Florida.

Presseinfo Ford Motorsport

19.11.2018