80. Todestag von Austria Legende Matthias Sindelar

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Es ist ein besonderer Tag in der Geschichte des österreichischen und europäischen Fußballs. Heute vor 80 Jahren verstarb mit Matthias Sindelar eine der größten Legenden, die die Austria und das rot-weiß-rote Nationalteam (Stichwort Wunderteam) je hervorbrachten.

Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und da prägte die Austria zu damaligen Zeiten keiner so sehr, wie es Matthias Sindelar tat. Der Ruf, auf das schöne, technisch versierte Spiel zu setzen – er führt auch auf Sindelar zurück.

Sindelar wurde am 10. Februar 1903 in Kozlau (Österreich-Ungarn) geboren. Er war Mittelstürmer und Kapitän des legendären Wunderteams und wurde mehrfach als bester Fußballer Österreichs des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Sindelar wuchs in Wien-Favoriten, der heutigen Heimstätte der Austria, auf. Aufgrund seiner schmächtigen Statur erhielt er den Spitznamen „Der Papierene“. Zu den größten Erfolgen mit der Austria zählt mit Sicherheit der zweimalige Gewinn des Mitropapokals.

Der Tod des begnadeten Technikers am 23. Jänner 1939 – nur kurze Zeit nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht – gibt noch heute Anlass zu Spekulationen.

Fest steht eines jedoch mit Sicherheit: Vor 80 Jahren verloren wir den wahrscheinlich Größten, der das Wappenkleid der Austria je getragen hat. Nicht umsonst wird die Austria beim ersten Heimspiel am 3. März gegen Hartberg Sindelar gedenken.

Mittwochfrüh besuchten Austrias AG-Vorstand Markus Kraetschmer, Legenden-Vertreter Felix Gasslich und eine Anhänger-Delegation das Grab am Wiener Zentralfriedhof.

Museumskurator Gerhard Kaltenbeck verlas dabei folgenden Auszug aus dem Buch „Ein Fußballverein aus Wien“:

Es war Montag, der 23. Jänner 1939. Eine erschütternde Nachricht durcheilte die Straßen Wiens.

Der Völkischer Beobachter, Ausgabe Wien schrieb:

Der populärste Fußballer des Kontinents, der vergötterte Liebling der Wiener, Matthias Sindelar, war in der Wohnung einer bekannten Wiener Gastwirtin tot aufgefunden worden. Liebesdrama, Doppelselbstmord lauteten die ersten Meldungen, eine Annahme, die aber von allen die Sindelar gekannt haben, mit Entrüstung abgelehnt wurde. – Zitat Ende.

Das Ende von Matthias Sindelar war ein tragischer Todesfall, der dem NS-Regime jedoch eine gute Gelegenheit zu einer massenwirksamen Inszenierung bot, in deren Mittelpunkt das Begräbnis stand

Trotz des hässlichen, regnerischen kalten Wetters hatten sich mehr als zenttausend Menschen vor der Dr. Karl-Lueger Kirche, in der die Einsegnung stattfand, eingefunden. Die Gemeinde Wien widmete ihrem verdienstvollen Sohn ein Ehrengrab, der offizielle Repräsentant der Stadt, Vizebürgermeister Kozich sprach die Abschiedsworte.

Nach der Einsegnung trat der endlose Zug den Weg zum Grabe an. Vorne marschierten die Spieler der Austria in der Dress. An der Spitze Tormann Zöhrer, dann folgten Sesta und Andritz, die einen mächtigen Kranz trugen, dann die anderen Spieler in Spielformation – nur der Platz des Mittelstürmers blieb leer. Auf dem Sarg lagen ein Fußball, die große Liebe Sindis und sein Wappenkleid, die Dress der Austria.

Das Genie des Fußballspiels, die Verkörperung der Wiener Schule wurde zu Grabe getragen. Die zentralen Bezugspunkte Sindelars waren Wien, die Austria, das Wunderteam und der Wiener Fußball.

Das Begräbnis bildete zwar den Höhepunkt der Heldeninszenierung Sindelars im Nationalsozialismus, keineswegs aber das Ende. Auch ein Jahr später standen tausende Menschen in stummer Trauer, ergriffen vor einem einfachen Grab. Auch noch 1944 wurde in den Medien verkündet, dass an seinem Todestag wieder zahlreiche Sportfreunde zur Grabstätte Sindelars pilgern werden, natürlich allen anderen voran die Mitglieder der Austria, um welchen Verein er sich besonders verdient gemacht hat.

Neben seiner fußballerischen Größe wird immer wieder auf seine guten menschlichen Eigenschaften, seine Hilfsbereitschaft für Schwächere und die Jugend und seine Treue für Österreich hingewiesen, obgleich es wahrlich nicht an Versuchen gefehlt hat, ihn in die Fremde zu entführen.

Die Qualitäten des Fußballspiels Sindelar standen nie zur Debatte, noch nicht einmal seitesn seiner schärfsten Kritiker. Es ist vielmehr sein Verhalten außerhalb des Spielfeldes, fvor allem in den letzten Jahren seines Lebens, das Kontroversen, Widersprüche, freie Auslegungen – die oft zu falschen Schlussfolgerungen führen – hervorgerufen hat.

Er spielte Fußball wie kein Zweiter,
er stak voll Witz und Phantasie.
Er spielte lässig, leicht und heiter,
er spielte stets, er kämpfte nie.

Er war ein Kind aus Favoriten und hieß Matthias Sindelar.

Presseinfo FK Austria Wien

23.01.2019