Zwei OeSV-Boote souverän in WM-Goldflotte

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Bei den Klassen-Weltmeisterschaften vor Auckland/Neuseeland haben zwei österreichische Boote souverän den Einzug in die Goldflotte geschafft. Benjamin Bildstein/David Hussl, die erneut einen Wettfahrtsieg feierten, liegen in der 49er-Klasse auf Rang drei, das Nacra-17-Duo Thomas Zajac und Barbara Matz qualifizierte sich als Gesamtachte für die Final Series.

In der 49erFX-Klasse verpassten Tanja Frank und Lorena Abicht denkbar knapp den Einzug in die Top-25.

Bildstein/Hussl nehmen Goldflotte von Rang drei aus in Angriff
Benjamin Bildstein und David Hussl haben in der Klasse der 49er souverän den Einzug in die Goldflotte geschafft. Nach drei weiteren Rennen in der Qualifying Series rangieren die beiden 27-Jährigen im Gesamtklassement an dritter Stelle, obwohl ihnen die beiden ersten Wettfahrten mit den Plätzen dreizehn und 19 gar nicht von der Hand gingen. „Wir sind eigentlich immer auf die falsche Seite gefahren“, berichtet Steuermann Benjamin Bildstein und präzisiert: „Im ersten Lauf war der Start ganz in Ordnung. Dann haben wir aber keine Wendefreiheit gehabt und sind vom chinesischen Boot in die falsche Ecke gefahren worden – zum Glück konnten wir dann noch Schadensbegrenzung betreiben. Im zweiten Rennen hat uns ein Containerschiff jeglichen Wind genommen.“ Doch im letzten der drei für diesen Tag angesetzten Rennen zeigte das Duo vom Yacht Club Bregenz wieder groß auf und fuhr seinen zweiten Wettfahrtsieg bei dieser Weltmeisterschaft ein. „Nach einem schlechten Start haben wir super Lanes gefunden und sind auf der ersten Kreuz richtig toll nach vorne gesegelt, das brachte uns schlussendlich einen souveränen Sieg“, berichtete Vorschoter David Hussl.

Mit dem Aufstieg in die Goldflotte hat das rot-weiß-rote 49er-Duo auch seine Chance auf das Nationenticket für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 verbessert und startet von der Poleposition der noch nicht qualifizierten Nationen. „Es sind jetzt nur noch acht Nationen im Rennen um die vier Tickets“, weiß der Vorarlberger Bildstein. „Natürlich immer noch ausreichend Konkurrenten, aber es schaut schon deutlich besser für uns aus – zumal wir wirklich gut segeln“. Die anstehende Goldflotte ist allerdings eine „harte Nummer“ sagt der Tiroler Hussl. „Jeder Punkt hat hier seinen Preis. Unser Vorsprung ist zwar fein, aber abgerechnet wird am Schluss. Es geht weiterhin darum von Wettfahrt zu Wettfahrt fokussiert zu bleiben und unser Bestes zu geben. Es macht aber irren Spaß zum Segeln.“

Auch OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid unterstreicht das Potential der Olympia-Aspiranten, betont aber gleichzeitig, dass noch ein hartes Stück Arbeit bevor steht. „Benjamin und David haben in der Qualifikation einmal mehr bewiesen, dass sie mental perfekt vorbereitet sind. Auch wenn sie eine gute Ausgangsposition für das Erreichen des Quotenplatzes haben, geht es jetzt in der Goldflotte erst so richtig los. Die Qualifikation für die Goldflotte war gerademal ein Viertel der Miete. Bei dieser Leistungsdichte unter den besten Booten der Welt kann alles passieren. Morgen beginnt ein ganz anderes Segeln. Rein vom Können und von der mentalen Stärke hätten sie sich das Nationenticket aber mehr als verdient und haben gar das Potential, um Medaillen mitzusegeln“, so Schmid.

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Gepostet von 49er Sailing am Mittwoch, 4. Dezember 2019

Auch Zajac/Matz in der Goldflotte
Am zweiten Wettkampftag im Nacra 17 konnten bei enorm drehenden Windbedingungen alle vier Wettfahrten wie geplant durchgeführt werden. Thomas Zajac und Barbara Matz zeigten erneut mit konstanten Leistungen auf und qualifizierten sich nach den Rängen 6/4/7/10 als Gesamtachte souverän für die Goldflotte – trotz durchwachsenem Resümees des Olympia-Bronzemedaillen-Gewinners: „Die Starts haben immer gut geklappt, leider ist die erste Kreuz nicht aufgegangen, aber alles andere war am Punkt. Wir hatten einen guten Speed, gute Vorwinde und auch eine sehr gute zweite Kreuz.“ Gefehlt habe dem Wiener noch der „Ausreißer nach oben“, aber „wir haben ja noch Zeit bei den finalen Wettfahrten“, die am Freitagnachmittag (Ortszeit) mit drei Rennen beginnen.

„Tom und Barbara haben den Umständen entsprechend ansprechende Leistungen gezeigt. Man merkt, dass Thomas aufgrund seiner Knieverletzung noch etwas vorsichtiger ist, dennoch haben sie die Qualifikation solide abgeschlossen, vor allem wenn man bedenkt, dass noch kein echter Streicher zu Buche steht. Das Herbsttraining hat sich jedenfalls ausgezahlt,“ lautet das Zwischemresümee von Sportdirekor Matthias Schmid.

Das zweite österreichische Duo Laura Farese und Matthäus Zöchling belegte die Ränge 13/14/18/21 und beendete die Qualifying Series auf Platz 37. Somit konnten sie sich um drei Plätze gegenüber Mittwoch verbessern und nehmen ab Freitag die Silberflotte in Angriff. „Für Laura und Matthäus ist es die erste WM. Bei unseren beiden Youngsters geht es darum, dass sie so viele Erfahrungen wie möglich sammeln. Sie lassen immer wieder ihr Talent aufblitzen. Auch wenn es in dieser Regatta noch keine Ausreißer nach oben gab, sind sie genau da, wo sie in ihrem Alter sein müssen,“ so Schmid.

Drehender Wind stoppt Frank/Abicht kurz vor Ziel
Tanja Frank und Lorena Abicht sind mit der Goldflotte vor Augen im letzten Rennen des Tages in der 49erFX-Klasse Opfer des drehenden Windes geworden. Auf Rang fünf liegend flachte der Wind knapp 50 Meter vor dem Ziel ab, drehte um fast 50 Grad und machte damit jegliche Chance auf das Erreichen der Top-25 zu Nichte. „Wir sind gestanden, aufgrund der Strömung gar zurückgetrieben worden. Die anderen Boote hatten von hinten früher Druck bekommen und sind an uns vorbeigesegelt“, berichtet eine enttäuschte Vorschoterin Lorena Abicht. Nach den durchwachsenen ersten drei Rennen des Tages sei der vierte Lauf „segeltechnisch das beste Rennen gewesen“, man habe „gekämpft und auch taktisch gut performt“, fügt die 25-Jährige hinzu, die mit Partnerin Tanja Frank die Qualifikation an 27. Stelle beendet. Gegen dieses Rennen hat das österreichische Duo im Anschluss auch Protest eingelegt, der vom Race Committee aber abgewiesen wurde. Damit müssen die amtierenden Vize-Weltmeisterinnen ab Freitag in der Silberflotte antreten.

Sichtlich enttäuscht zeigte sich auch Sportdirektor Matthias Schmid: „Das knappe Verpassen der Goldflotte ist unglaublich schade. Vor allem weil Tanja und Lorena an sich starke Leistungen boten, die sich allerdings nicht in den Ergebnissen widerspiegeln. Die beiden bereiteten sich fokussiert vor, ihr Ziel wurde ihnen allerdings in einer mehr als umstrittenen letzten Wettfahrt genommen, die trotz kaum segelbarer Bedingungen auf Biegen und Brechen durchgeführt wurde.“

In der Silberflotte sind auch die weiteren beiden rot-weiß-roten 49erFX-Duos vertreten. Laura Schöfegger und Anna Boustani beendeten die Qualifying Series – am heutigen Tag verbuchten sie im zweiten Rennen einen Frühstart – an 35. Position. „Klar sind wir enttäuscht die Goldflotte verpasst zu haben, aber wir haben doch einige persönliche Ziele gut umsetzten können, sind solide Wettfahrten gesegelt und hatten keinen Ausrutscher nach hinten. Für eine bessere Platzierung wären jedoch ein paar Top-10-Ergebnisse nötig gewesen“, resümiert Vorschoterin Boustani. Ebenfalls enttäuscht sind Angelika Kohlendorfer und Lisa Farthofer über den 51. Gesamtrang. „Wir konnten unsere positiven Erfahrungen aus dem Training nicht umsetzten und müssen jetzt weiter hart an uns arbeiten“, weiß Farthofer.

Klassen-Weltmeisterschaften (49er, 49erFX, Nacra 17) vor Auckland (NZL), 3. – 8. Dezember 2019:
49er:

1. Erik Heil / Thomas Plößel (GER) 26 (2/1/4/(27)/3/6/1/2/7)
3. Benjamin Bildstein / David Hussl 37 (5/8/1/5/2/2/13/(19)/1)

49erFX:
1. Martine Soffiatti Grael / Kahena Kunze (BRA) 23 (3/(9)/6/5/1/2/1/5)
27. Tanja Frank / Lorena Abicht 87 (2/(25)/22/6/15/18/8/16)
35. Laura Schöfegger / Anna Boustani 107 (19/12/18/12/11/(BFD)/19/16)
51. Angelika Kohlendorfer / Lisa Farthofer 138 (13/16/18/19/22/25/(26)/25)

Nacra 17:
1. John Gimson / Anna Burnet (GBR) 20 (2/2/1/1/3/(9)/9/2)
8. Thomas Zajac / Barbara Matz 37 (8/3/5/4/6/4/7/(10))
37. Laura Farese / Matthäus Zöchling 119 (20/17/17/20/13/14/18/(21))

Programm:
6. Dezember: Day 4 / Gold Fleet / Final Series
7. Dezember: Day 5 / Gold Fleet / Final Series
8. Dezember: Day 6 / Gold Fleet / Final Series + Medalrace

Presseinfo OeSV

05.12.2019