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Die lange Sommerpause ist vorbei und die bet-at-home ICE Hockey League und ihre Teams bereiten sich auf die kommende Spielzeit vor. Slapshot wirft einen Blick auf die elf Vereine des Nachfolgerbewerbs der Erste Bank Eishockey Liga und ihre Aktivitäten in der Kaderplanung. Beginnen wollen wir in der Hauptstadt bei den Vienna Capitals, die zum gestrigen Wochenstart ins Eistraining gestartet sind.

Die Wiener wollen sich in der kommenden Saison als junge Österreicher-Truppe verkaufen. Tatsächlich stehen zweiundzwanzig rot-weiß-rote Spieler im Kader der Caps, neunzehn davon sind gebürtige Hauptstädter, insgesamt vierzehn Cracks durchliefen die Nachwuchsakademie der Donaustädter.

Letztendlich wird das Warten der Fans auf die lang versprochene Förderung der Jugend – gezwungenermaßen – erfüllt. Doch wie lange bleibt die Euphorie, wenn das gewohnt offensiv qualitativ hochwertige Eishockey ausbleiben und sich in der Defensive noch größere Löcher auf tun, als sie sich bereits in der vergangenen Spielzeit gezeigt haben? Denn es steckt zwar viele Österreich im Kader, die Qualität kommt an die des derzeitigen* Kaders von Erzrivale KAC – immerhin siebzehn Österreicher unter Vertrag – zumindest auf dem Papier um Längen nicht heran.

Ein großer Faktor spielt dabei auch die fehlende Erfahrung bei den Youngsters der Hauptstädter. In den acht Neuankömmlingen Armin Preise, Fabio Artner, Patrick Antal (alle Stürmer), Bernhard Posch, Lukas Piff und Timo Pallierer (alle Verteidiger) sowie den beiden Torhütern Max Zimmermann und Sebastian Wraneschitz stecken gerade einmal sechsunddreißig EBEL-Einsätze, von denen sich die meisten auf marginale Einsatzzeiten beschränkt haben. Da es stets ein großes Risiko birgt, einem jungen Torhüter mehr beziehungsweise überhaupt Spielzeit zu geben, seien die beiden jungen Backups hier nun außen vor gelassen.

Die große Unbekannte ist vor allem die Verteidigung der Wiener. Bereits in der vergangenen Saison war es vor allem das Torhüterduo Zapolski-Starkbaum, dass die Caps aus so mancher Partie als Sieger holte. Die Defensivabteilung der Donaustädter tat oftmals vieles daran, dies eher zu verhindern.

Mit Brenden Kichton, Mark Flood und Marc-André Dorion verließen drei hochkarätige Verteidiger die Hauptstadt. Zudem bekam auch der junge Lucas Birnbaum, der eine solide Alternative für die unteren Verteidigungspaare geboten hatte, keinen neuen Vertrag. Aus der Spielzeit 2019/20 wurden neben Legionär Alex Wall nur die Verletzungsrückkehrer Dominic Hackl und Patrick Peter sowie Kapitän Mario Fischer übernommen. Urgestein Phil Lakos bekommt nach einer Saison in der Alps Hockey League wieder einen Stammplatz, vermutlich im dritten Verteidigungspaar. Seine Verlängerung ist ein nettes Zeichen für alle Fans der Caps-Legende, einen großen Einfluss wird der 40-Jährige jedoch keinen mehr haben.

Lukas Piff, Timo Pallierer und Bernhard Posch sind die drei neuen, 19-jährigen Defender bei den Caps. Piff durfte bereits in der vergangenen Saison zwölf Mal auf dem Eis stehen, Pallierer kam immerhin auf einen Einsatz. Je nachdem, ob die Caps mit sieben oder acht Verteidigern spielen wollen, werden ein bis zwei der Youngsters pro Match auflaufen dürfen.

Abgerundet wird die Defensivabteilung mit Legionär Jérôme Leduc. Der 28-jährige Franko-Kanadier kommt aus der schwedischen Allsvenskan und war davor zwei Jahre lang Leistungsträger bei den Dornbirn Bulldogs. Ob er den Verlust der offensiven Qualitäten von Marc-André Dorion wettmachen und dabei defensiv deutlich stabiler auftreten kann, bleibt abzuwarten.

Alles in allem bleibt die Defensive weiterhin das Sorgenkind der Wiener. Von neun unter Vertrag stehenden Verteidigern können nur fünf als tatsächliche Stützen bezeichnet werden. Dass Lakos und das junge Trio die Löcher stopfen können, ist dabei wohl eher fraglich.

In der Offensive wird den Caps zum Verhängnis, dass sie in den vergangenen Jahren sich sehr stark von (nordamerikanischen) Importspielern abhängig gemacht haben. Von insgesamt sechs Legionärsstürmern – immerhin zwei ganze Offensivreihen – verlängerten die Wiener nur Taylor Vause und Ty Loney. Als Ersatz für die Abgänge von Riley Holzapfel, Sondre Olden, Kyle Baun und Mike Zalewski holten die Hauptstädter die beiden Österreicher Alexander Cijan und Marco Richter. Zwar ist gerade Ersterer bereits ein gestandener EBEL-Spieler, doch kann Cijan auch nicht ansatzweise weder die offensiven Qualitäten von Olden noch die Robustheit von Baun kompensieren.

Neben Veteran Rafael Rotter, den in der vergangenen Saison glänzenden Ali Wukovits und Niki Hartl sowie Rückkehrer Benjamin Nissner bleibt also noch die zuletzt nominell vierte Linie der Caps. Alle drei Spieler kamen in der abgebrochenen Spielzeit nur auf marginale Einsatzzeiten, müssen in der kommenden Saison jedoch unter anderem auch Aufgaben in der dritten Reihe übernehmen. Aufgrund seiner Erfahrung scheint aber nur Julian Grosslercher auch dazu bereit. Sascha Bauer konnte nach seiner Verletzung nicht mehr an seine soliden Leistungen anknüpfen, Patrick Kittinger wird wohl weiterhin eine Randfigur im Kader bleiben.

Komplettiert wird die Offensivabteilung bei den Donaustädtern durch das junge Trio Fabio Artner, Patrick Antal und Armin Preiser. Alle drei haben ihre Liga-Debuts bereits hinter sich, Artner sticht dabei mit insgesamt fünfzehn Einsätzen heraus. Nach derzeitigem Stand kann man wohl davon ausgehen, dass die drei Youngsters um ein bis zwei Plätze in der vierten Reihe kämpfen müssen.

Die große Konstante bei den Capitals ist Head Coach Dave Cameron. Der Kanadier, der zweitweise beim SC Bern (Sportreport berichtete) sowie den Saint John IceDogs (Sportreport berichtete) im Gespräch war, geht in seine dritte Saison in Wien-Kagran. Nachdem er ursprünglich als Jugendförderer geholt worden war, sich in den vergangenen beiden Spielzeiten jedoch vor allem auf seine Starspieler gestützt hatte, kann (bzw. muss) Cameron nun zeigen, ob hinter den Versprechungen auch tatsächliche Leistungen stehen.

Aufgrund der Erfahrungen aus der Vorsaison und dem Verlust an Qualität im Kader ist die Gefahr jedoch groß, dass sich die Caps weiter von der Spitze entfernen werden. Trotz einiger, teils schwerwiegender Verletzungen gehen die schwachen Leistungen der Wiener über weite Strecken der vergangenen Spielzeit auch auf die Kappe des 62-Jährigen, der oftmals seinen Unwillen zeigte, sich an die jeweilige Spielsituation anzupassen und lieber stur sein System spielen ließ.

Zwar war pandemiebedingt klar, dass die Qualität der Caps abnehmen würde (müssen), doch rächt sich nun die Kaderpolitik aus den vergangenen Jahren. Hätte man statt einer Vielzahl an Legionären zu verpflichten bereits in den letzten Saisonen vermehrt junge Spieler eingesetzt, wären diese nun wohl bereit, mehr Verantwortung im dünnen Kader der Wiener zu übernehmen. Dass man damit auch Erfolg haben kann, zeigt abermals der Erzrivale aus Klagenfurt. Zwar zählen die Hauptstädter weiterhin zu den Top-Vereinen der Liga, der pandemiebedingte Umbau des Kaders hat jedoch so manch Versäumnis und verfehlte Zukunftsplanung an den Tag gelegt. Spieler wie Michael Schiechl oder Emilio Romig, die man lieber ziehen ließ, als ihnen mehr Verantwortung zu geben, wären für die kommende Saison eine willkommene Aufwertung der Kaderqualität.

Wie die Punkteregelung der Liga zur Förderung der jungen Österreicher beitragen kann, darüber unterhalten wir uns in der nächsten Ausgabe von #Slapshot. In meiner Saisonvorschau steht als nächstes der VSV auf dem Programm.

für Sportreport: Lukas Hörmandinger

*Stand: 26.8.2020

25.08.2020


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