Der Schulfreund von Jochen Rindt stellt den Formel-1-Weltmeister von 1970 vor allen Sportstars des Landes und geht wie auch Jackie Stewart und Emerson Fittipaldi davon aus, dass Rindt den Titel mehrmals hätte holen können.
Das waren die Highlights von „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ am 31. August 2020.
Moderation: Andreas Gröbl
Das Thema: Formel 1 – 50. Todestag von Jochen Rindt
Die Gäste: Emerson Fittipaldi, Dr. Helmut Marko, Jackie Stewart (Schalte)
Dr. Helmut Marko: „Der populärste Sportler, den Österreich je hatte.“
„Egal wann man hinkommt, sind auch 50 Jahre nach seinem Tod immer Blumen und Kerzen an seinem Grab. Wir sind eine Skination, aber ich glaube, Jochen ist der populärste Sportler, den Österreich je hatte.“ Dr. Helmut Marko über die nachhaltige Strahlkraft Jochen Rindts.
„Die damals permanent vorhandene Gefahr war uns nicht bewusst und hat man weggeleugnet. Die zwei bis drei Todesfälle pro Saison hat man als unglaubliches Pech abgetan.“ Dr. Helmut Marko erklärt, wie die Fahrer mit dem Thema Sicherheit umgegangen sind.
„Wir wussten damals, dass wir ein sehr hohes Risiko eingehen. Aber wenn du an die Strecke gekommen bist, warst du sehr fokussiert und hast hundert Prozent gegeben. Du hast nicht an dieses Risiko gedacht, sonst hättest du gar nicht fahren können.“ Emerson Fittipaldi über die gefährlichste Ära in der Formel 1.
„Der Lotus war unglaublich schnell, aber ein sehr fragiles Fahrzeug. Es sind mehr Leute in der Formel 1 in einem Lotus gestorben als in jedem anderen Auto. Die mechanischen Fehler, die zu Jochens Tod geführt haben, hätten überhaupt nicht passieren dürfen. Ich bin überzeugt, dass er sonst mehrfach den Titel geholt hätte.“ Jackie Stewart über den Lotus der späten Sechziger und frühen Siebziger.
„Ein heutiger Fahrer würde gar nicht verstehen, welche emotionale Stärke man gebraucht hatte, um da weiterfahren zu können. Als Piers Courage gestorben ist, haben wir gar nicht gesehen, wohin wir fahren, weil die Flammen von seinem Auto so hoch waren.“ Jackie Stewart erinnert sich, dass auch nach schweren Unfällen weitergefahren wurde.
„Ich war damals Präsident der Fahrervereinigung und habe Jochen gebeten, den Nürburgring zu inspizieren. Er hat gesagt, es muss etwas geschehen, aber letztlich wurde nichts unternommen. Also haben wir einen Boykott beschlossen – an der tollsten Rennstrecke der Welt. Es war die einzige Möglichkeit, einen Fortschritt in Sicherheitsfragen zu erreichen.“ Jackie Stewart über seine und Jochen Rindts Vorreiterrolle beim Thema Sicherheit.
„Dem kleinen Österreich ist es gelungen, einen Weltstar in der Formel 1 hervorzubringen. Neben seiner sportlichen Leistung war es auch sein Gesicht, seine Frisur, die schiefe Nase. Und immer ein Tschick. Er war ein Mythos.“ Dr. Helmut Marko ordnet ein, was Jochen Rindt ausmachte.
„Er war ein Idol für mich, für Österreich, für die ganze Welt – ein Beispiel für Entschlossenheit und fahrerische Kontrolle, ein unglaubliches Talent. Ein Fahrer auf diesem Niveau sollte nie von uns gehen.“ Emerson Fittipaldi über den internationalen Stellenwert Jochen Rindts.
„Das Risiko wurde ihm zu groß, es war nicht mehr kalkulierbar. Er wollte nach 1970 aufhören. Aber Colin Chapman hat ihn überredet, ein Wunderauto versprochen, das übrigens ein Riesenflop wurde. Daraufhin hat Jochen noch für ein weiteres Jahr unterschrieben.“ Dr. Helmut Marko verrät, dass Jochen Rindt ein frühes Karriereende plante.
„Er war der König der Formel 2, dort hat er alles gewonnen. Und so unterschiedlich waren die Autos nicht. Nur hatte er in den ersten Jahren in der Formel 1 ein wirklich schlechtes Material, das er bis ans Limit treiben musste. Dadurch waren die Ausfallquoten höher.“ Dr. Helmut Marko lässt nicht gelten, dass Jochen Rindt kein technisches Verständnis hatte.
„Er hatte das Potenzial, noch mehr Titel zu holen. Er konnte auch alles aus Autos herausholen, die die Leistung nicht hatten, wie aus dem Cooper Maserati.“ Emerson Fittipaldi über die fahrerischen Fähigkeiten Jochen Rindts.
Medieninfo Sport und Talk aus dem Hangar-7/Servus TV
01.09.2020