Thomas Koch

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Nach der enttäuschenden Leistung in den unterbrochenen Playoffs wurde beim EC KAC kaum ein Legionär verlängert. Der Rekordmeister setzt noch mehr als in den Jahren zuvor auf seine Eigenbauspieler und macht sich kaum von Importspielern abhängig. Das unerwartete Ableben von Verteidiger Adam Comrie, das die gesamte Liga schwer getroffen hat, ändert nichts daran, dass die Rotjacken wohl als größter Favorit auf die erste Meisterschaft der bet-at-home ICE Hockey League zu handeln sind.

Head Coach Petri Matikainen geht in seine dritte Saison mit den Klagenfurtern. Der Meistertrainer hatte viel Zeit, sich seinen Kader für die kommende Saison vorzubereiten und es kann eine standesgemäße Reaktion auf die schwache Form in der vergangenen Saison erwartet werden. Dass der Finne aus seinen Spielern das Beste herausholen kann, hat er mit dem letzten Titelgewinn bereits eindrucksvoll bewiesen.

Die Rotjacken können sich in der kommenden Saison abermals auf das stärkste Torhüterduo verlassen. David Madlener hätte bei anderen Teams das Potential zum Starter, beim KAC füllt er seine Rolle als Backup mehr als ausreichend aus.

Nach den Abgängen von Lars Haugen und Jhonas Enroth haben die Klagenfurter einen weiteren Skandinavier verpflichtet, den die Liga bereits gut kennt. Ex-Graz-Goalie Sebastian Dahm kehrt nach drei durchwachsenen Jahren bei den Iserlohn Roosters und den Eisbären Berlin (beide DEL) wieder nach Österreich zurück und wird in Kärnten wohl ähnlich starke Leistungen wie während seiner Zeit bei den 99ers zeigen.

In der Defensive hat sich abseits des frühzeitigen Todes von Top-Verteidiger Adam Comrie nicht allzu viel geändert. Mit Patrick Harand und Petter Hansson verlassen lediglich zwei Spieler aus der Kadertiefe den Verein, zudem wurden auch der zuletzt verliehen Ramón Schnetzer und der in der vergangenen Saison hauptsächlich in der AlpsHL auflaufende Christoph Duller nicht mehr verlängert.
Der Kern der Verteidigungsriege setzt sich damit aus David Fischer, Clemens Unterweger und Martin Schumnig zusammen. Steven Strong, Niklas Würschl und Kele Steffler, die in der letzten Spielzeit allesamt vorwiegend für den KAC2 auf dem Eis stand, sowie Michael Kernberger werden dabei unterstützende Rollen einnehmen. Vorerst abgerundet wird die Defensivabteilung von Neuzugang David Maier. Der 20-jährige St. Veiter zeigte in den vergangenen Jahren solide Leistungen in der kanadischen Ausbildungsliga OHL, zuvor wurde der Rechtsschütze drei Saisonen lang in Schweden ausgebildet.
Den Rotjacken fehlen in der Defensive jedoch hochkarätige Namen. Sollten die Rotjacken nicht mehr auf dem Transfermarkt aktiv werden und einen passenden Ersatz für Comrie’s spielerische Fähigkeiten finden, werden Dahm und Madlener wohl sehr viel zu tun bekommen. Neben David Fischer fehlt es an wirklich starken Defendern. Schumnig, Unterweger und Strong sind zwar solide Ergänzungsspieler, werden jedoch Probleme haben, Rollen als wichtige Stützen in der Verteidigung des KAC einzunehmen.

Die Offensivabteilung der Klagenfurter sieht sich in der kommenden Saison mit den Abgängen dreier Meisterspieler konfrontiert. Sowohl Andrew Kozek als auch Mat Neal haben die Rotjacken nach durchwachsenen Gastspielen wieder verlassen. Zudem musste auch Center Siim Liivik auf Vereinssuche gehen.

Die wichtigsten Stürmer des KAC sind neben Nick Petersen damit allesamt aus Österreich. Mit Thomas Koch, Thomas Hundertpfund, Lukas Haudum, Neo-Kapitän Manuel Ganahl, Johannes Bischofberger sowie Stefan und Manuel Geier steht den Kärntner dien wohl beste heimische Offensivriege zur Verfügung. Diese muss die Enttäuschungen aus der vergangenen Saison jedoch zunächst vergessen machen. Thomas Koch und die Geier-Brüder haben nämlich die mit Abstand schwächste Spielzeit ihrer EBEL-Karriere hinter sich, zudem blieben auch Ganahl und Haudum hinter den Erwartungen.
Unterstützt wird der erfahrene Kern durch die Youngsters Daniel Obersteiner und Nikolaus Kraus, den beiden in der vergangenen Saison hauptsächlich in der AlpsHL spielenden Dennis Sticha und Marcel Witting sowie Neuzugang Samuel Witting. Die Klagenfurter verfügen damit über eine Handvoll guter Nachwuchsspieler, die zumindest die vergangenen, schwachen Leistungen der Abgänge wohl kompensieren werden können.
Abgerundet wird der Sturm des KAC von Rok Ticar. Der Slowene stieß gegen Ende der vergangenen Saison zum Team und konnte mit einer soliden Form überzeugen. Mit seinen Erfahrungen aus der KHL kann der Ex-Jesenice-Spieler dem geschwächten Kader sicherlich unter die Arme greifen.

Der KAC muss mit einer deutlich besseren Saison zurückschlagen. Den Rotjacken steht ein eindrucksvoller Kader zur Verfügung, nun hängt alles davon ab, ob Head Coach Matikainen seine Leistungsträger zur gewohnten Form verhelfen kann. Wenn der hochkarätige Sturm wieder in die Spur findet, stehen die Klagenfurter auf der Liste der Titelkandidaten ganz oben. Die Verpflichtung eines weiteren Verteidigers würde der dünnen Defensivabteilung die nötige Stabilität verleihen.

für Sportreport: Lukas Hörmandinger

11.09.2020