© Sportreport

Der Dornbirner EC wird von vielen Eishockeyfans mit verpassten Playoffs und dem Tabellenkeller assoziiert. Doch ist die kurze Liga-Geschichte der Bulldogs keineswegs eine ausschließlich erfolglose. Seit ihrem Einstieg zur Saison 2012/13 schafften es die Vorarlberger drei Mal in die Playoffs.

Das isolierte und abgeschlagene Schlusslicht spielte man in der vergangenen Saison zum ersten Mal. Könnten die finanziellen Engpässe bei der Konkurrenz und der ohnehin schon eingeschlagene Weg des Sparens im Ländle dazu beitragen, dass es bei diesem einen Mal bleibt?

Ein wichtiger Baustein, um wieder Anschluss an das Tabellenmitteldfeld zu finden, ist Head Coach Kai Suikkanen. Der Finne und einfacher Liiga-Champion führte den HC Bozen 2017/18 aus der unteren Tabellenhälfte zum Meistertitel und ersetzte in der vergangenen Saison Landsmann Jussi Tupamäki im Ländle.

Die Verlängerung des 61-Jährigen scheint nicht unwesentlich. Seine Erfahrung aus seiner Zeit in der Liiga und bei Bozen kann sich nur positiv auf den unerfahrenen Kader der Bulldogs auswirken. Zudem konnte sich Suikkanen im Sommer seinen Kader selbst zusammenbasteln.

Nachdem das finnische Experiment mit Rasmus Rinne und Juha Järvenpää im letzten Jahr nicht den erwarteten Rückhalt geboten hat, haben sich die Dornbirner für ein komplett neues Torhütertandem entschieden.

Der neue Starter im Ländle ist der einfach norwegische Meister Oskas Östlund. Der Schwede kommt aus Krefeld (DEL) und spielte zuvor vier Jahre lang für Storhamar in Norwegens Eliteserien. Von 2013 bis 2015 hütete der 28-Jährige zudem das Tor des EHC Bregenzerwald und war bei allen drei Stationen eine wichtige Stütze.

Sein Backup wird EBEL-Veteran Thomas Höneckl. Der 30-jährige, dreifache Meister stand in insgesamt dreizehn Saisonen für den EC Salzburg, den EC VSV und zuletzt die Gaz 99ers auf dem heimischen Eis und erreichte dabei eine Fangquote von exakt 90%.

Auch in der Defensivabteilungen gibt es einige neue Gesichter. Von fünf Legionären wurde nur Kapitän und Dornbirn-Veteran Olivier Magnan verlängert. Richtig schmerzhaft ist jedoch keiner der Abgänge.

Ersetzt werden Keaton Ellerby, Robin Gartner, Jordan Subban und Mikko Vainonen durch namhafte Neuzugänge.

Mit Henrik Nilsson kommt ein einhundertachtundneunzigfacher SHL-Spieler ins Ländle. Der 29-jährige Schwede war zuletzt bei Tabellenschlusslicht Oskarshamm unter Vertrag und kam in der Saison 2018/19 zudem auf neunundvierzig Liiga-Einsätze.

Mit Matt MacKenzie (2018/19 18 Punkte in 46 Spielen für Bozen) und Jesper Kokkila (2018/19 30 Punkte in 39 Spielen für Red Bull Hockey Juniors/AlpsHL) verstärken zwei zuletzt in der DEL2 groß aufspielende Defender die Defensivabteilung der Bulldogs. Während Kanadier MacKenzie mit neunundfünfzig Zählern aus zweiundfünfzig Partien für Bad Tölz einer der offensivstärksten Verteidiger der Liga war, spielte sich der erst 21-jährige Finne Kokkila bei Bad Nauheim mit einunddreißig Punkten aus zweiundfünfzig Spielen ebenfalls zu einer wichtigen Stütze.

Zumindest für die ersten Wochen der neuen Saison rundet Yanni Kaldis die Legionärsriege ab. Der 24-jährige Kanadier steht eigentlich bei den Bakersfield Condors (AHL) unter Vertrag, soll aber bis zu einem möglichen Saisonstart der zweithöchsten nordamerikanischen Spielklasse bei den Bulldogs schon einmal Erfahrung gegen ältere Spieler sammeln. In der vergangenen vier Jahren stand der Rechtsschütze nämlich ausschließlich in der renommierten Universitätsliga NCAA auf dem Eis.

Komplettiert wird die Defensivabteilung der Dornbirner durch die jungen Österreicher Maximilian Egger, Ramón Schnetzer und Jonas Kutzer. Während erstere beiden bereits in der vergangenen Saison zum Stammpersonal zählten, lief Letzterer hauptsächlich für Bregenzerwald auf.

Der junge, österreichlastige Kern der Dornbirner ist dafür weiterhin intakt. William Rapuzzi (30, USA), Emilio Romig (27), Kevin Macierzynski (28), Sam Antonitsch (24), Jannik Fröwis (20), Stefan Häussle (27), Philipp Pöschmann (23) und Simeon Schwinger (22) wurden allesamt verlängert.

Besonders schmerzhaft werden die Vorarlberger die Offensivqualitäten von Mathias Bau Hansen vermissen. Der Däne kehrt nach einer starken Saison im Ländle wieder in seine Heimat zurück.
Kompensieren sollen die Abgänge von Hansen sowie Tomi Körkkö und Juhani Tamminen von drei jungen Neuzugängen.

Center Devin Brosseau kommt wie Verteidiger Kaldis aus der NCAA und ist ebenfalls von Bakersfield geliehen.

Ebenfalls aus Amerika ins Ländle kommt Flügel Nikita Jevpavlos. Der 26-jährige Lette spielte in den vergangenen beiden Jahren für Laval Rocket in der AHL und kann zudem sechsundvierzig KHL-Einsätze für Dinamo Riga und siebzehn Nationalteampartien vorweisen.

Mit Martin Stråka haben die Bulldogs einen weiteren jungen Finnen ins Team geholt. Der 22-Jährige durchlief die Nachwuchsabteilungen von JYP Jyväskylä und kam in den vergangenen drei Saisonen auf einundachtzig Liiga-Einsätze.

Der einzige rot-weiß-rote Neuzugang bei Dornbirn ist Daniel Woger. Der 32-Jährige bringt viel Erfahrung aus fünfhundertvierzehn EBEL- und neunundfünfzig Nationalteam-Partien mit sich. Bei den Black Wings Linz konnte sich der Bregenzer in den vergangenen beiden Jahren jedoch nicht durchsetzen.

Ohne Zweifel wird es für den DEC erneut eine schwierige Saison. Nach dem Philosophiewechsel und der desaströsen Leistung in der vergangenen Saison sind die Vorarlberger für die erste Spielzeit der IceHL jedoch bestens gewappnet. Mit einem soliden Torhüterduo haben die Bulldogs ein gutes Fundament, auf dem die jungen Spieler gut aufbauen können. Zwar ist es bis zu einer Qualifikation für die Playoffs noch ein langer Weg, doch scheint das hintere Tabellenmittelfeld im Vergleich zum letzten Jahr nicht mehr außer Reichweite. Da sich die Dornbirner bereits vor den Auswirkungen von Covid-19 für einen „Rebuild“ entschieden haben, fällt die Anpassung an die pandemiebedingten Einschränkungen im Ländle deutlich einfacher.

für Sportreport: Lukas Hörmandinger

19.09.2020


Die mobile Version verlassen