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© Bratislava Capitals

Alle Blicke sind zu Beginn der neuen Saison auf die liganeuen Bratislava Capitals gerichtet. Die Slowaken, die sich vor der vergangenen Saison neu erfinden mussten und zuvor als HC Bratislava zwei Mal das Viertelfinale der zweiten slowakischen Spielklasse erreichen konnten, dominierten die Liga in der vergangenen Saison und waren auf dem Weg zum ersten Meistertitel in ihrer Geschichte.

Nun will das Team aus Wien’s Zwillingsstadt nach dem HC Bozen das erst zweite nicht-österreichische Team werden, das als Sieger der höchsten österreichischen Spielklasse vom Eis geht.

Der erste Meistertrainer der Caps soll Rostislav Cada werden. Der vielgereiste Tscheche hat eine lange Vita und bereits zwei Titel in der slowakischen Extraliga vorzuweisen. Nach Jahren in den tschechischen und schweizerischen Nachwuchsligen und als Coach beim HC Ascona wurde der heute 66-Jährige zunächst Assistant Coach und 2001 Head Coach bei Amprì-Piotta. 2010 und 2011 führte Cada den HC Košice zu aufeinanderfolgenden slowakischen Meistertiteln. In den Jahren darauf übernahm er den Cheftrainersessel bei Avangard Omsk und Slovan Bratislava in der KHL. Nach zuletzt zwei Jahren bei Ambrì’s U20 kehrte er nun in die slowakische Hauptstadt zurück.

Im Tor zählen die Capitals auf Altmeister Peter Hamerlík. Der 38-jährige Slowake wurde mit seinem Nationalteam Vize-Weltmeister und konnte mit Oceláři Třinec sogar Meister in der tschechischen Extraliga. In zehn Saisonen in der höchsten Spielklasse mit den Schlesiern kam Hamerlík auf zweihundertzweiundzwanzig Einsätze, kam zuletzt jedoch kaum zu Eiszeit oder wurde in die zweite tschechische Liga verliehen. In der vergangenen Saison – seiner ersten bei Bratislava – konnte er mit einer Fangquote und 92,8% und durchschnittlich weniger als zwei Gegentoren pro Spiel brillieren.

Sein Backup ist einfacher slowakischer Meister. Samuel Bartoš stand einhundertneunundvierzig Mal in der Extraliga auf dem Eis und konnte diese 2019 mit Banska Bystrica sogar gewinnen. In der vergangenen Saison stand der 26-Jährige in der finnischen Mestis unter Vertrag, konnte in einundzwanzig Partien für Hermes jedoch nicht überzeugen.

Die Defensivabteilung der Pressburger hat einen massiven Umbau hinter sich. Aus der vergangenen Saison mitgenommen wurden nur Neo-Kapitän und Top-Verteidiger Karol Sloboda sowie Lukáš Bohunický. Von den sieben Abgängen schmerzt vor allem jener von Ryan Martinelli. Der 34-jährige Kanadier war mit fünfunddreißig Punkten neben Sloboda der offensivgefährlichste Defensivmann der Slowaken.
Bei den fünf slowakischen Neuzugängen stechen vor allem Eduard Šedivý (in den letzten sechs Jahren fast ein Punkt alle zwei Spiele in der slowakischen Extraliga) und Martin Chovan (in den letzten vier Jahren achtundsiebzig Punkte in zweihundertsieben Extraliga-Einsätzen) hervor, die in der höchsten Spielklasse ihrer Heimat wichtige Stützen waren.

Der einzige Legionär in der Defensive ist kein Unbekannter für heimische Fans. Nach drei Jahren in Innsbruck und achtundachtzig Punkten in einhundertneunzig Spielen aus insgesamt vier Saisonen hat Sacha Guimond bei den Capitals unterschrieben.

In der Offensive finden sich nur fünf Spieler aus der letzten Spielzeit im Kader der Slowaken wieder. Mit Tibor Varga (siebzig Punkte in siebenundvierzig Spielen), David Buc (einundsechzig Punkte in siebenundvierzig Spielen), Robert Varga (achtundfünfzig Punkte in achtundvierzig Spielen) und Denis Hudec (vierzig Punkte in achtundvierzig Spielen) sind vier davon jedoch absolute Leistungsträger in der Donaumetropole.

Besonders vermissen werden die Bratislava Capitals Martin Kalináč (derzeit bei HC Topolcany in der zweiten slowakischen Liga), Erick Selleck (derzeit bei den Norfolk Admirals in der ECHL) und Michal Slovák (derzeit bei HK Nitra in der slowakischen Extraliga), die in der vergangenen Saison zusammen auf einhundertvierundfünfzig Punkte kamen.

Die Liste der Neuzugänge gestaltet sich durchaus hochkarätig. Insgesamt fünf slowakische Meistertitel verteilen sich auf Milos Bubela (zuletzt achtunddreißig Spiele, zweiundzwanzig Punkte mit Basnka Bystrica in der slowakischen Extraliga), Brock Higgs (2017/18 achtunddreißig Punkte in neunundvierzig Spielen mit Graz), Jakob Suja (sechs Saisonen, zweihundertdreiundneunzig Spiele, einhundertvierundfünfzig Punkte mit HC Košice in der slowakischen Extraliga) und Adam Lapšanský (zuletzt achtundvierzig Spiele, neunundzwanzig Punkte mit Dukla Trenčín & HK Poprad in der slowakischen Extraliga).

Zudem steht mit Damian Kapica auch ein dreifacher polnischer Meister und zweiundfünfzigfacher Nationalspieler bei den Slowaken unter Vertrag. Der Pole spielte in bisher zehn Saisonen in der höchsten Spielklasse seines Heimatlandes und verzeichnete dabei dreihundertfünfundsechzig Punkte in dreihundertvierundsechzig Spielen. 2019/20 konnte er mit siebenundfünfzig Zählern für Cracovia Krakau seine bisher beste Spielzeit hinlegen.

Der dritte Legionär im Kader der Capitals ist Mitch Hults. Der US-Amerikaner bringt Erfahrungen aus vier AHL- (fünfunddreißig Punkte in zweiundachtzig Spielen) und drei ECHL-Saisonen (einundsechzig Punkte in dreiundsiebzig Spielen) mit ins Team.

Besonders gespannt können die Fans auf Roman Faith sein. Der 18-Jährige lief in der vergangenen Saison sechzehn Mal für Košice in der slowakischen Extraliga auf. Aktuell wird ihm ein Pick am Ende der vierten Runde des kommenden NHL Entry Drafts vorhergesagt.

Mit viel Erfahrung und zahlreichen Meistertiteln gespickt, sollten die Bratislava Capitals nicht unterschätzt werden.

Das Herzstück des Teams ist ganz klar die Offensive, die bereits eine enorme Anzahl an Partien in der slowakischen Extraliga hinter sich hat. Sie könnte den österreichischen Teams, die über den Sommer vor allem bei ihren Defensivabteilungen gespart haben, zum Verhängnis werden.

Doch ist die Verteidigung auch bei den Slowaken das Sorgenkind. Zwar stehen mit Sloboda, Šedivý und Chovan drei starke Defender im Team, doch fehlt es wohl an der nötigen Kadertiefe. Ein großes Fragezeichen ist zudem Goalie Hamerlík. Obwohl der Veteran in der vergangenen Saison eine starke Form an den Tag legte, ist er mit 38 Jahren klar am Ende seiner Karriere angelangt – was sich wohl auch in seinen Leistungen wiederspiegeln wird. Backup Bartoš könnte zwar durchaus die Position des Starters übernehmen, dennoch ist weiterhin offen, ob es den Capitals nicht am nötigen Rückhalt fehlen wird.

für Sportreport: Lukas Hörmandinger

21.09.2020