Am Montag stand bei der EURO 2020 das Achtelfinale zwischen Frankreich und der Schweiz auf dem Programm. Der amtierende Weltmeister Frankreich musste sich der Schweiz nach 120 Minuten Verlängerung (3:3) und dem Elfmeterschießen (4:5) geschlagen geben.
Das Spiel begann durchaus überraschend. Der große Außenseiter Schweiz hielt das Spiel weitgehend ausgeglichen und konnte die französische Offensive weitgehend neutralisieren. Zwar hatten die Franzosen durch Varane nach einem Eckball den ersten Abschluss. Der fiel aber unter die Rubrik „völlig harmlos“ (2.). Besser machte es die Schweiz auf der Gegenseite. Die Eidgenossen gingen in der 15. Minute in Führung. Nach einer Flanke von Zuber köpft Seferovic den Ball zum 0:1. Frankreich reagierte weiter mit statischen Ballbesitz-Fußball. Dieser setzte die Schweizer nur selten unten Druck. In der 21. Minute sorgte eine Hereingabe von Rabiot für Gefahr. Benzema war bereits zu sehr in der Vorwärtsbewegung und kam somit nicht mehr an den Ball. Die Eidgenossen verstanden es weiter höchst intelligent die Franzosen aus den gefährlichen Offensivzonen zu halten. Auch bei Standartsituationen, wie bei einem Freistoß von Mbappe, war die Torgefahr „überschaubar“ (26.). 120 Sekunden hatte Rabiot eine Schusschance für den amtierenden Weltmeister. Der Ball ging knapp am Tor vorbei. Auf der Gegenseite kam Embolo, nach einem Shaqiri-Freistoß, knapp nicht an den Ball. Der Schweizer wurde im Strafraum in dieser Situation definitiv „sehr grenzwertig“ attackiert.
Zur Pause reagierte der französische Teamchef Deschamps und wechselte für Verteidiger Lenglet Außenstürmer Coman ein. Damit verbunden, war auch eine Systemumstellung. Frankreich spielte nach dem Seitenwechsel nicht mehr in einem 3-4-1-2 sondern in einem 4-4-2-System. Die Schweiz reagierte darauf, in dem Stürmer Embolo mehr auf dem Flügel rückte und somit für eine Art „Gleichheit der Waffen“ sorgte. In der 50. Minute hatte Frankreich großes Glück. Nach einer sehenswerten Einzelleistung von Embolo wird seine Hereingabe noch minimal abgefälscht und somit für den einschussbereiten, und in Wahrheit völlig ungedeckten, Seferovic zur unlösbaren Aufgabe diese zu verwerten.
In der 53. Minute hatten die Eidgenossen das nächste Ausrufezeichen auf ihrer Seite. Pavard holte Zuber von den Beinen. Nach Einschaltung des VAR gab es Elfmeter für die Schweiz. Rodriguez übernahm die Verantwortung und scheiterte mit seinem schwach geschossenen Penalty am französischen Torhüter Lloris (54.). 120 Sekunden später hatte Frankreich durch Mbappe die dicke Ausgleichschance. Er setzte den Ball denkbar knapp neben das Tor der Eidgenossen.
Doch dann konnte der amtierende Weltmeister das Spiel innerhalb von 2 (zwei!) Minuten drehen. Zwei Mal war es Benzema, der Frankreich auf die Siegerstraße brachte. In der 57. Minute trifft der Spieler von Real Madrid zum 1:1 Ausgleich – nur zwei Minuten später erzielt er nach einer wurnderbaren Vorarbeit von Mbappe per Kopf zur 2:1 Führung. Die Franzosen weiter im Vorwärtsgang. Die Schweiz schien noch immer in Schockstarre nach dem vergebenen Elfmeter zu verharren.
In der 75. Minute konnten die Franzosen die Führung weiter erhöhen. Pogba erzielt mit einem sehenswerten Weitschuss ins rechte Kreuzeck die zwischenzeitliche 3:1 Führung.
Die Schweiz kam aber noch einmal zurück. Wie aus dem Nichts traf Seferovic in der 81. Minute zum 2:3-Anschlusstreffer. Die Eidgenossen warfen nun alles nach vorne. In der 85. Minute der vermeintliche Ausgleich, doch Gavranvic stand um die Fußbreite im Abseits. Es entwickelten sich spannende Schlussminuten. Und der aufopfernde Kampf fand in der 90. Minute wirklich seine Fortsetzung. Die Schweizer erkämpfen sich an der Mittellinie den Ball von Pogba. Der schnell gespielte Ball in die Spitze verwertet Gavranovic zum 3:3.
In der 4. Minute der Nachspielzeit dann fast noch die Entscheidung zu gunsten des Weltmeisters, doch Coman trifft nur das Lattenkreuz. Die Verlängerung musste die Entscheidung bringen.
Die erste gute Chance in der Verlängerung hatten die Eidgenossen. Nach einem Eckball landet der Ball nach einem Schuss von Mehmedi in den Armen von Tottenham-Goalie Lloris. In der 4. Minute der Verlängerung antwortete Frankreich ebenfalls mit einer dicken Chance. Pavard scheitert aber an Sommer, der den Ball aus kurzer Distanz mit einer Glanzparade noch über die Latte lenkt. Die 1. Halbzeit der Verlängerung endete mit keinem weiteren Tor.
Der amtiere3nde Weltmeister übernahm in der zweiten Hälfte der Verlängerung das Kommando. Die Franzosen im Vorwärtsgang mit Chancen – eine davon setzte Mbappe in der 111. Minute knapp am Tor vorbei. Nur 3 Minuten später die nächste gute Chance – Giroud scheitert aber mit dem Abschluss an den eigenen Beinen. In der 120. Minute war es wieder Giroud, der mit einem Kopfball an Sommer scheiterte. So musste das Elfmeterschießen entscheiden. Die Schweiz entschied sich zu beginnen.
Und den Eidgenossen gelingt die Sensation. Bis zum letzten Elfmeter trafen alle Schweizer und auch die französischen Spieler. Mbappé trat zum entscheidenden Elfmeter an … und scheiterte an Borussia Mönchengladbach-Goalie Yann Sommer. Damit steigt die Schweiz ins Viertelfinale auf. Ein am Ende doch nicht unverdienter Sieg für unsere Nachbarn. Im Gegensatz zum österreichischen Team schafften sie die Sensation und treffen im Viertelfinale auf Spanien.
Elfmeterschießen (Schweiz begann) – Stand nach Verlängerung 3:3:
Schweiz: Gavranovic trifft – 3:4, Schär trifft – 4:5, Akanji trifft – 5:6, Vargas trifft – 6:7, Mehmedi trifft 7:8,
Frankreich: Pogba trifft – 4:4, Giroud trifft – 5:5, Thuram trifft – 6:6, Kimpembe trifft 7:7, Mbappé vergibt – Sommer hält
28.06.2021