Über sich hinausgewachsen – das WM 2021-Fazit von Österreichs Frauen Handball Nationalteam

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Sechs Spiele, daraus zwei Siege, das Hauptziel Hauptrunde erreicht, in der Endplatzierung unter den Top 16. Sportlich, mannschaftlich und mental ist das Team bei dieser WM über sich hinausgewachsen, hat sämtliche Tiefschläge mit den vielen Coronafällen weggesteckt und für Aufsehen in der Welt gesorgt.

„Es war ein schweres Turnier. Es war ein langes Turnier. Vor allem für die Spielerinnen. Welch charakterlich großartige Leistung diese Mannschaft hier abgeliefert hat, ist nicht in Worte zu fassen“, bringt es Interims-Teamchef Helfried Müller in wenigen Worten auf den Punkt. Kurz vor der Abreise musste das Trainerteam aufgrund positiver Coronatests zurückbleiben, dann vor dem WM-Auftakt die positiven Tests von Sonja Frey, Petra Blazek, Stefanie Kaiser und Nina Neidhart. Auch in den darauffolgenden Tagen rissen die schlechten Nachrichten nicht ab, fielen immer mehr Spielerinnen aufgrund positiver Coronatests aus.

„In diesen Tagen, hat uns auch ständig die Angst begleitet, dass wieder jemand positiv ist wenn es an der Türe geklopft hat“, schildert Helfried Müller den mental und körperlich schweren WM-Start.

Vereinzelt holte man Spielerinnen nach und arbeitete eng mit der IHF und den örtlichen Behörden zusammen, um die Voraussetzungen für eine Entlassung aus der Quarantäne zu klären. In der Hauptrunde dann erstmals gute Nachrichten: keine weiteren positiven Fälle und mit Petra Blazek und Stefanie Kaiser kehrten gegen Japan auch endlich zwei Spielerinnen zurück.

Mehr als nur zwei Siege
Der 38:27-Erfolg über China zum WM-Auftakt war gleichbedeutend mit dem Einzug in die Hauptrunde. Doch es war so viel mehr als ein gewöhnliches WM-Spiel. Es galt die Schocknachrichten über die positiven Fälle kurz vor Anpfiff zu verdauen. Ohne den Leistungsträgerinnen Petra Blazek, Sonja Frey, Stefanie Kaiser und Nina Neidhart, mussten andere Verantwortung übernehmen. Allen voran Patricia Kovacs die Blazek auch als Kapitänin vertrat.

„Wir haben Jugendspielerinnen teilweise ins kalte Wasser geworfen. Die haben das sehr gut gemacht und es sind neue Dinge entstanden“, schildert Helfried Müller die Situation. Argentinien unterlag man knapp 29:31, einzig Spanien musste man sich relativ klar 19:31 geschlagen geben. In der Hauptrunde stand als erstes ein 31:38 gegen Brasilien zu Buche, gegen Japan war man mit dem 30:32 knapp am zweiten WM-Sieg dran, der dann zum Abschluss mit dem 27:23 gegen Kroatien gelingen sollte.

Helfried Müller: „Wir haben teilweise Halbzeiten gegen Nationen gewonnen, wo wir nie davon geträumt hatten. Leider hat es dann hinten raus nicht ganz gereicht.“

Egal ob Sieg oder Niederlage, die beherzten Auftritte der Österreicherinnen rangen Gegner und Fans Respekt ab. Selbst IHF Präsident Hassan Moustafa und Spaniens Verbandspräsident Francisco Blazquez statteten dem Team einen Besuch ab und sicherten jegliche Unterstützung zu.

ÖHB Generalsekretär Bernd Rabenseifner: „Es war eine extrem ereignisreiche, anstrengende und schwierige Zeit. Wir sind mit großen Zielen und vielen Hoffnungen, auch aufgrund der Auslosung, zur WM gereist. Das Hauptziel Hauptrunde hat die Mannschaft trotz aller Probleme geschafft. Wir haben seitens des Veranstalters und der IHF große Hilfsbereitschaft erfahren, die uns in der schwierigen Situation unterstützt und geholfen haben.“

Über sich hinausgewachsen
Ob in Quarantäne oder am Spielfeld, das Team ist gewachsen und über sich hinausgewachsen. Während die in Quarantäne befindlichen Spielerinnen das Team bestmöglich unterstützten, wie bspw. durch Wurfbildanalysen für die Torfrauen, wurde auf dem Spielfeld um jeden Zentimeter gekämpft.

Man schaffte es, die ständigen Rückschläge wegzustecken, stellte sich den Herausforderungen und bewies mentale und physische Stärke.

„Für eine Sportlerin, die es gewohnt ist, sich viele Stunden am Tag zu bewegen, gibt es nichts schlimmeres, als auf dem Zimmer zu sitzen“, gibt Müller einen Einblick.

Sein Fazit: „Das Team hat unter diesen Voraussetzungen ein gutes Ergebnis erzielt. Jetzt heißt es weiterarbeiten, Gas geben und sich weiterentwickeln.“

EURO-Quali und Heim-EURO
In der Qualifikation zur EHF EURO 2022 konnte man Rumänien zuhause ein Unentschieden abringen. Im Frühjahr steht man zunächst zweimal den Färöer Inseln gegenüber, ehe es zu den Rückspielen gegen Dänemark und Rumänien geht. Da will man die Sensation schaffen und sich für die Europameisterschaft qualifizieren.

Im Dezember 2024 ist Österreich dann gemeinsam mit Ungarn und der Schweiz Gastgeber der Women´s EHF EURO 2024. Mit den Auftritten und Ergebnissen bei der diesjährigen Weltmeisterschaft gab das Team ein Versprechen für die Zukunft ab.

25th Women´s IHF Handball World Championship
1. – 19. Dezember 2021, Spanien

Erste Weltmeisterschaft der Frauen mit 32 Nationen

Vorrunde
Österreich vs. China 38:27 (22:13)

Do., 2. Dezember 2021, 18:00 Uhr
Werferinnen Österreich: Katarina Pandza (9), Mirela Dedic (8), Ines Ivancok (6), Patricia Kovacs (5), Fabienne Tomasini (4), Josefine Huber (4), Johanna Reichert (1), Klara Schlegel (1)

Österreich vs. Argentinien 29:31 (14:18)
Sa., 4. Dezember 2021, 18:00 Uhr
Werferinnen Österreich: Katarina Pandza (10), Patricia Kovacs (9), Fabienne Tomasini (3), KLara Schlegel (3), Johanna Schindler (2), Ines Ivancok (2)

Spanien vs. Österreich 31:19 (14:6)
Mo., 6. Dezember 2021, 20:30 Uhr
Werferinnen Österreich: Patricia Kovacs (8), Johanna Schindler (4), Nora Leitner (4), Fabienne Tomasini (1), Johanna Reichert (1), Ines Ivancok (1)

 
Tabelle

Played Won Tied Lost GF GA GD Points
Spain 3 3 0 0 93 50 43 6
Argentina 3 2 0 1 80 82 -2 4
Austria 3 1 0 2 86 89 -3 2
P.R Of China 3 0 0 3 69 107 -38 0

 
Hauptrunde

Brasilien vs. Österreich 38:31 (15:15)
Mi., 8. Dezember 2021, 18:00 Uhr
Werferinnen Österreich: Patricia Kovacs (8), Ines Ivancok (8), Kristina Dramac (4), Johanna Schindler (3), Mirela Dedic (2), Johanna Reichert (2), Nora Leitner (2), Fabienne Tomasini (1), Sarah Draguljic (1)

Japan vs. Österreich 32:30 (15:19)
Fr., 10. Dezember 2021, 18:00 Uhr
Werferinnen Österreich: Ines Ivancok (8), Patricia Kovacs (6), Mirela Dedic (5), Johanna Schindler (4), Fabienne Tomasini (4), Johanna Reichert (1), Stefanie Kaiser (1)

Österreich vs. Kroatien 27:23 (15:10)
So., 12. Dezember 2021, 18:00 Uhr
Werferinnen Österreich: Patricia Kovacs (7), Ines Ivancok (5), Nina Neidhart (5), Katarina Pandza (4), Fabienne Tomasini (2), Stefanie Kaiser (2), MIrela Dedic (1), Johanna Schindler (1)

 
Tabelle

Played Won Tied Lost GF GA GD Points
Spain 5 5 0 0 142 105 37 10
Brazil 5 4 0 1 145 127 18 8
Japan 5 3 0 2 142 140 2 6
Austria 5 1 0 4 136 155 -19 2
Croatia 5 1 0 4 125 134 -9 2
Argentina 5 1 0 4 112 141 -29 2

 
Presseinfo
Handball Austria/ÖHB

13.12.2021