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Die beiden Sky-Experten Marko Stankovic und Alfred Tatar waren zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“.

Marko Stankovic (Sky Experte):
…über die beiden Nations League-Spiele des ÖFB-Teams gegen Slowenien und Norwegen: „Es ist für mich in beiden Partien mehr oder weniger dasselbe passiert. Man hat gesehen, dass wenn Österreich nicht das Feuer hat, mit dem sie uns alle verzaubert haben, dann haben wir Probleme. Das ist für mich das Wichtige, offensiv wie defensiv. Wenn du das Feuer nicht hast, dann hast du diese Kompaktheit nicht, dann ist nicht jeder auf 100 % hier im Kopf. Dann ist es defensiv teilweise ein Problem. Die Norweger haben gewusst, dass die Österreicher zu Beginn pressen werden und den Ball einfach hoch nach vorne gespielt und sind draufgegangen. Genau dieses draufgehen macht auch Österreich so stark. Zwei weitere Dinge, die ich grundsätzlich bei uns vermisse, auch wenn wir sagen, dass Österreich seit Ralf Rangnick so gut unterwegs ist und alles Sinn macht, mir fehlen ein bisschen die individuellen Aktionen. Du kannst nicht alles im mannschaftlichen Verbund lösen. Mir fehlen die Flügelspieler, die einmal den Ball nehmen, im eins gegen eins durchgehen und eine neue Situation schaffen. Das hat es gegen die Türkei schon gegeben bei der Europameisterschaft. Wenn wir angreifen mussten, dann ist es nach Vorne zu Posch gegangen und es gab eine Flanke aus dem Halbfeld ins Zentrum. Wenn du da auf der Seite bist, einmal durchgehst und eine neue Situation löst. Diese kreativen Momente, wo ich schon einmal gesagt habe, wir brauchen mehr Baumis in der Mannschaft. Das ist etwas, das ich generell vermisse. Abgesehen davon, dass wir aktuell keinen Stürmer haben.“

…über das Leistungsniveau des ÖFB-Teams: „Wir haben sehr viele Event-Fußballfans, die wichtig sind, auch für das, dass wir eine super Stimmung im Land haben, was den Fußball betrifft. Wenn man jetzt natürlich ein bisschen tiefer reingehen, sind genau diese Dinge auffallend. Du spielst ein Testspiel gegen Deutschland, spielst ein Testspiel gegen Italien. Das ist nicht dasselbe, wie wenn du bei einem Event bist, bei einer Europameisterschaft. Trotzdem bin ich bei allem der Meinung, dass wir auf einem unglaublich guten Weg sind. Absolut. Das Nationalteam ist aus meiner Sicht so gefestigt, so gut unterwegs, wie bei den Vorgängern nicht. Nicht einmal bei Marcel Koller, wo wir im Vorfeld des Turniers eine große Euphorie hatten. Ich behaupte, dass jetzt viel mehr Hand und Fuß hat. Aber diese gewissen Schrauben, die zu drehen sind, die muss man drehen. Ich bin nicht der Meinung, zum Beispiel bei Marko Arnautovic. Haaland zum Beispiel, wie Alfred gesagt hat, war nicht zu sehen. Aber er ist auch einer, der alleine gar nichts kann. Der braucht auch seine Mitspieler und ist genau in dem Moment da. Ich behaupte, dass wenn du als Mannschaft so spielst, dass du dieses Feuer hast, draufgehst und dynamisch bist, aber wenn ein Gegner hinten im Block steht und du auf der Seite jemanden hast, der durchgeht, kann in der Box Marko auch noch immer stehen und das machen. Ansonsten, in der Art und Weise, wie wir jetzt gespielt haben, geht sich das bei ihm nicht mehr aus. Gegen Slowenien war es schon so, dass du sagst, er war bemüht aber im Endeffekt ist es schwer, wenn du, überspitzt gesagt, nur die Qualität hast, den Ball festzumachen und ein Foul zu ziehen. Alles in allem sind wir auf einem absolut guten Weg. Aber ohne Feuer, und das ist die absolute Grundtugend dieser Mannschaft, geht einmal gar nichts. Und ohne mehr Kreativität im Spiel.“

…über die Bedeutung von Kreativität im Offensivspiel: „Es wird alles im Team gelöst. Man merkt genau, dass jeder genau das macht, was unser unglaublich starker Teamchef vorgibt. Nur man muss ab und zu ausbrechen. Und bei Baumi, der noch immer nicht auf 100 % ist, passiert es trotzdem einmal, dass er hin und wieder einen speziellen Effekt reinbringt in die Partie. So etwas braucht man einfach mehr. Man hat einen Romano Schmid, mit dem ich bei Sturm gespielt habe, als er noch ganz jung war. Sein Spitzname war immer Zauberer. Er hat mit 16 oder 17 für uns schon Dinge gemacht, wo wir uns gedacht haben, dass der wirklich gut ist. Jetzt ist er ein richtiger Pressingspieler geworden. Er hat eigentlich sich selbst verändert durch das, was er bei Werder Bremen und im Nationalteam macht. Aber er hat die Kreativität in sich, und die ausspielen lässt. Marcel Sabitzer ist auch einer, der vor Kreativität und positiver Frechheit im Fußball nur so gestrotzt hat früher. Die Junges können es also. Ich hoffe, dass so etwas in Zukunft mehr kommt. Man hat gemerkt, Norwegen hat genau gewusst, wie sie spielen müssen und die anderen schauen sich auch alle Videos an, die werden auch wissen, was sie gegen Österreich tun.“

…über den Spielstil von Österreich: „Ich behaupte, dass kein Spieler das Spiel von Ralf Rangnick nicht spielen kann. Ich behaupte, dass jeder der kicken kann, sich auch reinhauen, pressen und ein Feuer reinbringen kann. Da bin ich komplett überzeugt. Wenn du dann so ein Element in das Spiel bringst wie das, das Kevin Stöger hat, mit seinem linken Fuß, mit dem, dass er präzise Standards schießt und gewisse Dinge mitbringt. Es sind super Elemente und ich bin froh, dass er einberufen wurde. Das ist vielleicht ein erster Weg dazu. Man kann ja nicht nur beim Nationalteam, sondern auch generell schauen, wenn man auf ganz, ganz hohe Stufen blickt. Manchester City, die spielen nicht diesen Fußball, den Ralf Rangnick spielen lassen will. Aber da hat auch ein Pep Guardiola irgendwann entdeckt, dass es ganz ohne Stürmer nicht geht. Nur dieses Ball hin- und hergeschiebe wird nicht gehen. Jetzt habe ich zum Beispiel einen gewissen Doku auf links geholt, wo sie schauen, dass sie ihn freispielen und er dann seine Kreativität im Dribbling einsetzt und etwas erzeugt. Das heißt, die Weiterentwicklung wird es jetzt auch beim Nationalteam geben. Bis jetzt war es sehr gut, jetzt gehört der nächste Schritt, damit man sich auf dem guten Niveau von der EM auch festsetzt. Schön, dass die zwei Spiele jetzt gezeigt haben, dass nicht alles gut ist.“

…über „zu brave“ ÖFB-Spieler: „Wir haben jetzt sehr viel über die Spieler gesprochen und all das, was ich über die Spieler gesagt habe, sollte man ihnen auch mitgeben. Ich bin der Meinung, dass die Spieler viel zu brav sind. Du merkst bei jedem Spieler, dass er genau weiß, was er zu tun hat. Das taugt mir nicht. Ab und zu ist es besser, du bist im Flow und machst. Und das fehlt mir. Diese eigenen Ideen fehlen mir. Du spielst gegen solche Mannschaften, wo du Fantasie brauchst. Wir haben Slowenien, Norwegen, auch Kasachstan dann. Das sind Mannschaften, die sich in erster Linie mit Österreich beschäftigen und nicht damit, dass sie ihr eigenes Spiel durchziehen. Die Mannschaften schauen, wie sie Österreich weh tun und nicht, wie sie mit ihrem Spiel glücklich sein können. Das ist das, wo Österreich die Lösungen finden muss und ich behaupte, die Lösungen sind in zwei Komponenten. Das erste ist, wie schon erwähnt, das Feuer reinzubringen, das wir auch schon bei der Europameisterschaft hatten gegen die großen Nationen, und mehr Fantasie auf dem Spielfeld. Mehr Fantasie ist das, was ich mir wünsche und fordere.“

…auf die Frage, ob Ralf Rangnick mehr durchprobieren sollte mit den Spielern: „Dass man die Spieler, wo man weiß, was die können, in der Nations League nicht spielen lässt, das ist eine Diskrepanz zwischen der großen Wertigkeit der Nations League, weil es möglicherweise über die Nations League einfacher ist, sich zu qualifizieren, als über die WM-Quali selbst. Ich weiß nicht, ob ich da nicht auch wie Ralf Rangnick immer die Besten spielen lassen würde. Mir ist es wichtiger, ich qualifiziere mich für die WM. Wie ist da im Endeffekt relativ egal, Hauptsache ich qualifiziere mich. Dann spiele ich halt immer mit demselben Personal. Der Fußball ist eine Leistungsgesellschaft und wenn es die Besten sind, sollen sie spielen. Vor allem in Spielen, wo man sich nicht sehr, sehr sicher sein kann, dass man gewinnt. Und Österreich kann gegen keinen sicher sein. Wir können viele schlagen, wie wir gegen Holland gesehen haben, können aber auch gegen Mannschaften, die unter uns einzuschätzen sind, verlieren.“

…über die Erwartungshaltung an das österreichische Nationalteam: „Es ist einfach so, dass sich das Nationalteam diese Diskussion, die wir hier führen, verdient hat. Jede Mannschaft, die gut spielt, verdient es sich, dass man dann auch diskutiert. Wie oft haben wir schon über Red Bull Salzburg gesprochen, um die Verbindung zur Bundesliga herzustellen. Sie haben es sich verdient, dass man das zerlegt, weil sie so gut performt haben. Österreich hat eben aktuell eine der stärksten Nationalmannschaften, seit ich denken kann und den Fußball verfolge, das sind mittlerweile 33 Jahre. Seitdem ist die Nationalmannschaft dermaßen stark und begeisternd, dass jetzt so ein Event wie diese beiden Partien uns alle ein bisschen zum Nachdenken bringt. Da merkt man, was sie geleistet haben, dass uns das auch interessiert und kümmert. Jeder Einzelne hat eine Meinung, die er sich nicht jetzt während des Gesprächs aus dem Finger zaubert, sondern die er sich während dem Schauen zurechtlegt, weil er das gerne schaut. Sie sind nach wie vor auf einem super Weg und jetzt geht es daran, dass wir die richtigen Schrauben gezurrt bekommen.“

…über den TSV Hartberg und den Abgang von Trainer Markus Schopp zum LASK: „Die Fans müssen sehr besorgt sein um den TSV Hartberg. Das ist meine Befürchtung gerade, dass Hartberg durch den Abgang von Markus Schopp in ernste Probleme geraten kann. Hartberg ist Markus Schopp, so war das in der Vergangenheit permanent. Das, was die Mannschaft gespielt hat, war dermaßen originell und das hat keine Mannschaft der Liga so produziert. Sehr viel wunderschöner Ballbesitz, riskanter Ballbesitz, hinten vom Tormann an alles versucht fußballerisch zu lösen. Und das mit einer Mannschaft, bei allem Respekt vor jedem Spieler, der dort ist, wo nicht die besten Kicker der Liga spielen. Trotzdem haben die es geschafft. Das hat es schon einmal gegeben, dass Markus Schopp gegangen ist, die Nachfolger haben es nicht geschafft, das fortzuführen. Da ist Hartberg jedes Mal in Bedrängnis gekommen und hat sich hinten in der Tabelle festgesetzt. Es wird ganz, ganz spannend, was Erich Korherr rauszaubert, was für einen Mann sie präsentieren werden und wie der das Ganze fortführt. Die Spieler in Hartberg waren alle begeistert von Markus Schopp. Ich weiß von ein, zwei Spielern, die zu mir gesagt haben, dass alles, was sie fußballerisch können, sie von Markus Schopp gelernt haben. Jetzt warten alle darauf, wen Hartberg präsentiert, um sich dann damit auseinanderzusetzen, ob dieser Mann das weiterführen könnte oder nicht. Es ist auf jeden Fall ganz, ganz spannend und für mich aktuell eine Mannschaft, die sich zu meinen Favoriten dazugesellt, dass sie am Ende der Saison ganz unten sein werden.“

…über das Debüt von LASK-Trainer Markus Schopp im Linzer-Derby am kommenden Wochenende: „Ich weiß nicht, an welchen Schrauben er drehen wird und warum. Markus Schopp ist dermaßen intelligent, dass er weiß, wie lange es dauert, diese Art von Fußball wirklich in eine Mannschaft hineinzubringen. Ich behaupte, auch wenn es vielleicht unpopulär ist, dass es leichter ist, Pressingfußball in eine Mannschaft zu implementieren, als das, was Markus Schopp macht. Das ist wirklich etwas, wo ich höchsten Respekt davor habe. Natürlich vor allen Trainern in der Liga, aber vor dem, was er dort mit den Möglichkeiten und diese Spielidee mit der vorhandenen Qualität umsetzt, das ist unglaublich. Jetzt hat er beim LASK bessere Spieler, die das womöglich noch schneller machen können. Aber es ist ein anderer Verein, wo du brutalen Druck hast. Du hast aktuell drei Punkte und Blau Weiss Linz hat sieben. Jetzt geh einmal davon aus, du verlierst gegen Blau Weiss Linz, gegen den Stadtrivalen. Dann haben die zehn Punkte und du hast drei. Dann bist du schon einmal sieben Punkte weg von einem Verein der Stadt. Ich glaube nicht, dass man jetzt schon sehr viel von dem sehen wird, was Markus Schopp mit Hartberg gespielt hat. Ich behaupte nicht, dass jetzt beim Abstoß nicht fünf Spieler in der Box sein werden um den Gegner zu locken und dann die Tiefe zu haben. Ich glaube, dass das zu früh ist für die Mannschaft. Vor allem, weil Blau Weiss mit Vollgas kommen wird und schauen wird, dass sie ihnen den Ball wegnehmen. Ich bin gespannt darauf. Ich habe keine Antwort darauf, was er umstellen wird, aber dieses Spiel, das er mit Hartberg gespielt hat, wird man jetzt noch nicht sehen.“

…über den LASK: „Der LASK muss jetzt endlich zeigen, wofür sie stehen. Mir fehlt beim LASK diese DNA, die andere Vereine haben, die der SK Sturm Graz hat, die Rapid hat, die Salzburg sowieso hat. Was Siegmund Gruber dort hingestellt hat, da müsste er jedes Mal von den Fans Standing Ovations bekommen. Was für ein Stadion, was für eine Infrastruktur, welche finanziellen Mittel. Sie haben ja Spieler wo man weiß, dass sie richtig gutes Geld dort verdienen. Die Namen, die dort sind, denen ist alle Ehre. Aber es hat nicht jedes Mal diesen Philosophiewechsel je nach Trainer gegeben. Gefühlt war es beim LASK so, der Trainer der sich beim Hearing am besten präsentiert hat, der hat den Job bekommen. Bei den anderen Vereinen ist es so, dass sie sich für Trainer nach ihrer Idee und deren Erfolgen interessiert haben. Ich wünsche mir vom LASK jetzt, weil es ein dermaßen großer Klub mit so viel Potenzial ist, Österreich international gut zu vertreten und den Titelkampf noch spannender zu machen, als er in der Vorsaison war, dass sie wirklich an Markus Schopp festhalten. Die haben brutalen, sportlichen Druck dort. Sie sind vorletzter, Hartberg hat ein Spiel weniger, sie hätten also auch letzter sein können. Sie sollen ihm die Zeit geben und ruhig bleiben, auch wenn man noch drei oder vier Mal verliert. Wir wollen für diesen Fußball stehen, das ist die Zukunft des LASK und das Gesicht des LASK. Jetzt lassen wir diesen Trainer einmal machen. Das wünsche ich mir, weil mir da in den letzten Jahren zu viel Unruhe war beim LASK.“

…über den SK Austria Klagenfurt und Trainer Peter Pacult: „Es ist brutal. Ich habe nach dem ersten Spiel gesagt, dass sie es heuer nicht mehr in die Meistergruppe schaffen werden. Ich habe im Gefühl gehabt, dass sie richtig, richtig schlecht sind. Beim zweiten Spiel war ich auch vor Ort als Fieldreporter und habe mir gedacht, dass es schon wieder eine Handschrift hat. Der Mann schafft es, sich der Mannschaft anzupassen, was eine große Stärke eines Trainers ist. Er zieht nicht stur seine Philosophie durch sondern, hat es als Philosophie, die Taktik nach den Spielern auszurichten. Das machen sie und deswegen begeistert es mich. Sie haben aktuell sieben Punkte nach fünf Spielen in einer richtig beeindruckenden Art und Weise.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…über die 1:2-Niederlage gegen Norwegen: „Die größte Baustelle gestern war aus meiner Sicht die Leistung in der Offensive. Da war aus meiner Sicht fast nichts zu sehen. Das Zweite, das mir auch nicht gefallen hat, es war keine Kompaktheit im Team. Wenn ich die Norweger gesehen habe, die in jeder Sekunde mit zwei oder drei Spielern in Ballnähe waren, da waren wir weit weg davon. All das, was wir in Vergangenheit sehr gelobt haben bei unserer Nationalmannschaft, ist wie weggeblasen gewesen.“

…über die ÖFB-Offensive: „Wenn ich jetzt Haaland gesehen habe gestern, der war praktisch nie vorhanden. Der war abgemeldet, ist aber einer der besten Stürmer der Welt, wenn nicht vielleicht der Gefährlichste überhaupt im Strafraum. Das hat man auch beim Tor gesehen, aber 90 Minuten kann ich mich an keine Aktion von ihm erinnern. Wir sind auch auf der Suche nach einer Art Haaland für uns, aber ich sehe ihn weit und breit nicht. Daher glaube ich, dass die nächste Aufgabe auch vom Trainer sein wird, die Offensive neu aufzustellen. Ich sage es ganz offen und ganz hart heraus, mich interessiert diese Nations League nicht. Mich interessiert die WM-Qualifikation für 2026 in der Gruppe, die müssen wir gewinnen. Da brauchen wir neue Ideen, neue Spieler, die das offensiv bewerkstelligen können. Mit dem Vorhandenen gerade sehe ich das nicht. Marko Arnautovic hat seine Verdienste oft gezeigt, aber ich glaube, mit ihm wird es nichts mehr, das geht sich nicht mehr aus auf dieser Position. Bei Gregoritsch weiß ich es nicht, wer ist da noch überhaupt? Deshalb glaube ich, dass Ralf Rangnick auf die Suche gehen sollte, für neue Ideen in der Offensive. Da kommt natürlich die Frage nach den Flügelspielern ins Spiel. Wenn ich an die Spanier denke, die mit zwei Flügelspielern denke, von der Linie weg, die sehe ich bei uns auch nicht. Mit richtigen Spielern vom Flügel sehe ich das bei uns in Österreich nicht, weil es sie nicht gibt. Daher ist die Frage, wie die neue offensive Ausrichtung Österreichs sein soll. Das ist die große Thematik.“

…über die Spielphasen gegen Norwegen: „Nehmen wir die Spielphase der Offensive. Da wird zum Beispiel von Penz der Ball hinausgebracht und versucht, kontinuierlich aufzubauen. Da haben wir gestern gesehen, dass es mit einem Sechser schwierig ist. Das war zu Beginn Seiwald und da ist wenig Spielaufbau gewesen. Nach vorne kann ich mich nicht erinnern, dass es Ballstafetten gegeben hätte, über vier oder fünf Stationen, die dann auch Raumgewinn erzeugt hätten. Was dazugehört zu diesem kontinuierlichen Spielaufbau ist natürlich das Spiel über die Seiten. Da tut es mir schon weh, dass wir weder rechts noch links Außenverteidiger haben, die immer wieder in die Lage kommen, das Angriffsspiel zu unterstützen. Da haben wir die Baustelle. Mwene ist auch in Ordnung, aber ich sehe auch hier nicht die hohe Qualität, dass wir über unsere Außenverteidiger das Spiel machen und nach vorne tragen. Offensivspiel und kreative Momente, wo waren die gestern? Der eine Pass auf Sabitzer mit dem Abschluss, den fand ich sehr schön, aber 90 Minuten muss man mehr erwarten. Wenn ein Team so wie Norwegen kampfbetont, körperbetont Räume verdichtet, kommen wir mit unserem Spielaufbau nach vorne nicht durch. Das muss man so sagen. Arnautovic ist auch ein fantastischer Fußballer, aber das was von Ralf Rangnick und seinem Trainerteam verlangt wird, kann er nur zum Teil bringen. Nämlich nur den offensiven Teil, den defensiven Teil kann er nicht mehr. Marko kann nicht attackieren und Pressing spielen. Ich habe gestern gesehen, wie Wimmer gerannt ist, wie Baumgartner gerannt ist, wie Romano Schmid gerannt ist. Und nie sind sie überhaupt in die Zweikämpfe gekommen. Wie soll das dann mit Marko Arnautovic passieren? Er ist ein fantastischer Spieler am Ball und wird sicher benötigt, wenn wir offensiv viel mehr über kontinuierliches Spiel nach vorne kommen. Da hakt es aus meiner Sicht. Im Umschaltspiel ebenso. Wir haben viele Ballgewinne von Seiwald, zwei oder drei von denen gehen dann in die Tiefe, also Pässe. Viele gehen aber wieder mit einem einfachen Pass zum Innenverteidiger zurück. Auch hier gibt es Möglichkeiten, dass man nach dem Ballgewinn nicht das Sicherheitsdenken hat sondern die Tiefe anstrebt. Da brauchst du auch Spieler, die in die Tiefe gehen und die hätten wir auch. Auch hier im Umschaltspiel von der Defensive in die Offensive gibt es viele Möglichkeiten.“

…über Alexander Prass: „Außenverteidiger ist eigentlich nicht seine Position. Ich sehe ihn auf einer anderen Stelle eigentlich weitaus besser. Nämlich weiter vorne, wo er mit seiner Stärke, dieses aggressive Attackieren, durchaus mehr bringen könnte. Ich glaube nicht, dass er auf der linken Seite den Verteidiger geben sollte. Das sehe ich nicht. Er hat weiter vorne viel größere Ressourcen.“

…über Marcel Sabitzer: „Marcel Sabitzer habe ich vorhin gehört, der wird zu gut bewertet. Ja, er hat ein Tor gemacht, aber wenn man die Summe seiner Aktionen in den gesamten 90 Minuten ansieht, war da nicht viel. Rein vom Nationalteam, mich interessiert Dortmund nicht in diesem Fall. Ich brauche nicht Sabitzer auf der sechs einzusetzen. Wofür? Ich weiß, dass Sabitzer ein Spieler ist, der weiter vorne gefährlich werden kann mit seinen Dribblings und seinen Finalpässen. Auf der Sechs muss ich einen anderen spielen lassen, den ich einberufen habe.“

…über den ÖFB-Kader: „Ich glaube, dass es innerhalb des Teams einen Stamm gibt, von denen jeder weiß, was er zu leisten im Stand ist. Da brauche ich die nicht in der Nations League spielen lassen. Aus meiner Sicht sollte der Trainer seine Sicht auf den Kader erweitern. Es werden so viele Spieler einberufen, die dann zwar beim Lehrgang dabei sind, aber wichtiger ist das Spiel, das ein Länderspiel ist. Da sind einige Spieler, die werden einberufen und kommen dann sehr wenig zum Einsatz. Ich weiß ja was Sabitzer kann, ich weiß ja, was Laimer kann und wo deren Stärken sind. Die lasse ich in diesem Spiel nicht spielen, sondern die, die ich zusätzlich einberufe. Die setze ich dann einmal auf deren Positionen ein, wo sie ihre Stärken haben, um zu sehen, wie der dann in einem richtigen Bewerbsspiel ist. Die Erweiterung des Kaders für solche Momente wie jetzt, wo zahlreiche Spieler ausfallen wegen Verletzungen oder ähnlichem, da muss ich mir auch den Stamm erweitern. Das geht nur, wenn ich spiele. Ich würde Prass auch einmal weiter vorne spielen lassen, wie er es bei Sturm gezeigt hat. Warum linker Verteidiger?“

…über die Trainersuche von Hartberg-Obmann Erich Korherr: „Erich Korherr hat ja schon ein Statement abgegeben, dass sie ihren bisherigen Weg beibehalten wollen. Und er hat an die 70 Bewerbungen für diesen Posten erhalten, man kann sich also mit einer großen Anzahl an Trainern beschäftigen, die vielleicht diese Idee, die von Markus Schopp installiert wurde, beibehalten können. Dann wird sich die Trainerauswahl natürlich reduzieren auf zwei oder drei, die dann in Frage kommen, um diese Spielweise fortzusetzen. Ich hätte einen anderen Ansatz. Ich würde einen kompletten Neustart machen, weil das, wie es Markus Schopp gemacht hat, da musst du schon Guardiola sein, um das weiterzuführen. Ich würde eine gänzlich neue Idee bringen, wie man mit Hartberg in die Liga hineingehen will und die Liga halten will. Dann würde sich das Feld der Trainerauswahl wieder stark erweitern.“

…über Neo-LASK-Trainer Markus Schopp: „Das Signal, das der CEO, Siegmund Gruber, hier an den Tag gelegt hat, ist etwas ganz Spezielles. Er hat eine Trainerinstanz installiert. Das was vielleicht davor mit Thomas Sageder oder Darazs von den Spielern nicht so wahrgenommen oder akzeptiert wurde, als richtige Trainerfigur. Spieler glauben ja immer, dass sie die Besten der Welt sind und alles wissen. Markus Schopp ist aber eine derartige Größe, wo sich die Spieler ihrer eigenen Aufgabe besinnen müssen, nämlich Leistung zu bringen und nicht andere zu kritisieren. Das war, glaube ich, ein Hauptaspekt, warum es die beiden davor nicht so geschafft haben, erfolgreich zu sein im Sinne des LASK Ziels. Viele Spieler haben ihr eigenes Spielchen gespielt und nicht das des Teams oder des Vereins. Und das wird jetzt gänzlich anders. Markus Schopp ist eine Trainerfigur, wo diese Leute, die bis jetzt so ein bisschen ihr eigenes Ding gemacht haben, endlich den Mund halten werden und funktionieren.“

Medieninfo Sky Österreich

11.09.2024


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