Nach der 2:5-Niederlage im Achtelfinale gegen Nordkorea endet für das U20 Frauen-Nationalteam in Medellín die historisch erste Weltmeisterschaft eines österreichischen Frauen-Nationalteams.
Teamchef Markus Hackl setzt gegen die zweifachen Weltmeisterinnen aus Nordkorea bis auf eine Personalie wieder auf jene Startelf, die zu Turnierbeginn bereits gegen Ghana und Neuseeland begonnen hat. Einzig Nadine Seidl erhält im linken Mittelfeld den Vorzug vor Hannah Fankhauser.
Die Partie im Estadio Atanasio Girardot startet denkbar schlecht aus Österreichischer Sicht. Nach einem kurz abgespielten Corner der Nordkoreanerinnen verwandelt Hyang Sin mit einem platzierten Schlenzer unhaltbar für Mariella El Sherif zur frühen Führung (3.). Direkt im Gegenzug hat Greta Spinn bereits die Ausgleichschance auf dem Fuß, kann im letzten Moment am Abschluss gehindert werden (4.). Ebenso knapp fällt ein Kopfball von Sarah Gutmann nach Ojukwu-Freistoßflanke aus, Torfrau Gyong kann auf der Linie parieren (6.). Fünf Minuten später fällt dann aber der verdiente und schnelle Ausgleich. Eine Freistoßflanke naher der Corner-Fahne von Ojukwu verwandelt Valentina Mädl im Fünfmeterraum zum 1:1 (11.).
Nach einer knappen halben Stunde ist die ÖFB-Elf zunächst im Glück. Nach einem Corner rettet Sarah Gutmann in letzter Sekunde auf der Linie (27.). Nur eine Minute später aber der Rückschlag, denn Schiedsrichterin Marcia Castillo aus Chile schickt Nicole Ojukwu mit gelb-rot vom Platz (28.). Die Nordkoreanerinnen nutzen die numerische Überlegenheit in der Folge geschickt aus und können noch vor der Pause nachlegen. Wieder ist es Hyang Sin, die in der 37. Minute auf 2:1 stellt. Mit dem knappen Rückstand und in Unterzahl geht es in die Pause.
Die ÖFB-Elf startet personell unverändert in den zweiten Durchgang. Den besseren Start erwischen aber die WM-Titelkandidatinnen. Nach einer verzögert ausgeführten Freistoßvariante verwandelt Kang Mi Kim die flache Hereingabe aus kurzer Distanz zum 3:1 (53.). Eine Video-Überprüfung von Teamchef Markus Hackl via Football Video Support (VS) bleibt wirkungslos.
Zehn Minuten später gelingt der ÖFB-Elf trotz Unterzahl der Anschlusstreffer. Nach einem weiten Freistoß Richtung Strafraum köpfelt am Ende Nordkorea-Verteidigerin Hong Ryon den Ball ins eigene Tor – 2:3 in der 63. Minute. Die Hackl-Elf bietet den zweifachen Weltmeisterinnen nach gut einer Stunde einen offenen Schlagabtausch, der nächste Treffer vor 1788 Fans fällt aber dennoch auf Seiten der Elf von Song Ho Ri. Un Yong Chae dribbelt sich geschickt durch die österreichische Verteidigung und schließt platziert flach ins lange Eck zum 4:2 ab (74.). Die Österreicherinnen kämpfen trotz Zwei-Tore-Rückstand bis zum Ende. Es soll der ÖFB-Elf aber kein weiteren Treffer mehr gelingen, stattdessen sorgt Mi Ryong Pack in der Nachspielzeit für den 5:2-Endstand (90.+2).
Durch die 2:5-Niederlage endet für das U20 Frauen-Nationalteam die historisch erste WM-Teilnahme. Den Rückflug nach Österreich wird die ÖFB-Auswahl bereits am Freitag, 13. September antreten.
Die Stimmen zum WM-Aus:
Teamchef Markus Hackl: „Grundsätzlich muss ich sagen, dass es extrem enttäuschend ist, dass wir heute nichts holen konnte. Gleichzeitig bin ich irrsinnig stolz auf die Spielerinnen, weil sie bis zur letzten Minute alles reingehauen haben, das alles mit rund einer Stunde Unterzahl. Das Spiel dennoch so lange eng zu halten, macht mich auch sehr stolz. Nach dem 2:3-Anschlusstreffer hatten wir auf der Bank einen Plan, wie wir weiter agieren wollen, doch genau in dem Moment ist dann der vierte Treffer gefallen. Die Enttäuschung überwiegt heute, aber ich denke, dass die Spielerinnen in ein paar Tagen realisieren werden, dass es gleichzeitig etwas historisches gewesen ist, dass sie erreicht haben. Ich möchte mich bei allen Spielerinnen und Betreuern bedanken, die über drei Wochen alles gegeben haben. Wir müssen das Positive mitnehmen. Es sind einige Spielerinnen in diesem Team, die auch den Sprung in das A-Nationalteam schaffen können.“
Laura Spinn: „Ich glaube, wir können uns heute nicht viel vorwerfen, denn wir haben 90 Minuten lang alles gegeben, hatten dazu leider einen sehr unglücklichen Spielverlauf. Es ist aktuell noch schwer, alles zu realisieren. Es zeichnet uns aus, dass wir immer einhundert Prozent geben und immer versuchen, zurückzukommen. Wir haben am Ende viel riskiert. Ich glaube, wir können stolz sein, weil wir dennoch Geschichte geschrieben haben. Es war dennoch ein unvergessliches Turnier für uns alle.“
Torschützin Valentina Mädl: „Im Moment ist die Enttäuschung noch zu groß, aber wir können dennoch stolz sein auf das, was wir erreicht haben und wie wir Österreich vertreten haben. Ich denke, das Ergebnis spielgelt nicht ganz die kämpferische Leistung. Die letzten Tore sind auf Grund des hohen Risikos gefallen, das wir gehen mussten. Ich denke, wir konnten dennoch viele Leute bei diesem Turnier begeistern.“
Tatjana Weiss: „Wir haben gekämpft, alles gegeben und ich denke mit ein wenig Abstand können wir auch mit Stolz auf das zurückblicken, was wir erreicht haben. Nach dem Anschlusstreffer mussten wir eine Balance zwischen Risiko und Absicherung in der Defensive finden, das ist in Unterzahl extrem schwierig. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir gegen einen qualitativ sehr guten Gegner gespielt haben. Ich bin extrem stolz auf das Team, die Betreuer und alles, was wir bisher geschafft haben.“
Kapitänin Chiara D´Angelo: „Ich bin extrem stolz, dass wir es überhaupt erstmalig zu einer Weltmeisterschaft geschafft haben. Wir haben das erste und zweite Spiel gewonnen, sind vorzeitig in das Achtelfinale eingezogen, das ist alles positiv zu bewerten. Wir haben heute mit einer Spielerin weniger gegen einen sehr guten Gegner richtig gut dagegengehalten. Ich bin mir sicher, dass wir das Spiel gewinnen hätten können, wenn wir mit elf gegen elf bis zum Ende gespielt hätten. Ich finde, Nordkorea war nicht der Über-Gegner, für den ihn viele gehalten haben, darum bin ich enttäuscht, dass wir heute verloren haben. Wir sind heute um unser Leben gelaufen und hätten das Viertelfinale verdient gehabt.“
Presseinfo
ÖFB
13.09.2024