Capitals-Trainer Samuelsson: Unser Ziel ist es im letzten Spiel zu stehen!

Vienna Capitals, Tommy Samuelsson

Sportreport-Leser fragen – Vienna Capitals-Trainer Tommy Samuelsson antwortet. Im Gespräch mit Thomas Muck erklärt der neue Coach der Wiener seine Eishockey-Philosophie, warum er nach Wien gekommen ist und was er von Goalie Reinhard Divis erwartet.

Sportreport: Herzlich willkommen in Wien. Wie sind die ersten Eindrücke von den Vienna Capitals? Wie groß ist die Umstellung von der schwedischen zur österreichischen Liga?
Tommy Samuelsson: Danke schön für die Begrüßung. Der Eindruck von der Teamorganisation ist sehr interessant. Man hat über viele Jahre gut gearbeitet. Man hat ein klares Ziel. Als Teamorganisation und als sportliche Mannschaft. Für mich war das ein gutes Zeichen und es war keine schwere Entscheidung nach Wien zu kommen.

Sportreport: Sie sind von der Eishockey-Großmacht Schweden nach Österreich gekommen. Wie würden Sie diesen Schritt in ihrer persönlichen Entwicklung bewerten?
Tommy Samuelsson: Ich sehe es persönlich als Entwicklungsschritt für mich. Ich habe als Spieler und Trainer fast 30 Jahre beim selben Club gearbeitet. Dann kommt ein Punkt, an dem man sich sportlich und menschlich weiterentwickeln will. Das Angebot der Capitals ist für mich und meine Familie zum genau richtigen Zeitpunkt gekommen. Die Ziele des Vereins passen perfekt zu mir und meinen Vorstellungen.

Sportreport: Sie waren als Spieler bei den Vienna Capitals aktiv. Seit einigen Wochen sind Sie der Headcoach der Mannschaft. Was hat sich in der Zwischenzeit aus Ihrer Sicht geändert?
Tommy Samuelsson: Erfahrung! Wir sprechen über einen Zeitraum von 13 Jahren. In dieser Zeit habe ich als Trainer bei drei Teams gearbeitet. Heute weiß ich besser, wie man in Extremsituationen agieren muss. Ich weiß, wie man mit den individuellen Charakteren innerhalb einer Mannschaft arbeitet und sie am Ende auch sportlich verbessert.

Sportreport: Sportreport ist ein interaktives Medium – wir geben häufig unseren Lesern die Möglichkeit Ihre Fragen einzuschicken. So haben wir es auch diesmal gemacht. Unsere Leser haben große Erwartungen in ihre Person. Neben den besten Willkommenswünschen wurde häufig nach ihrer Eishockeyphilosophie gefragt. Wie sieht sie aus?
Tommy Samuelsson: Ich weiß aus den vorigen Saisonen, dass die Vienna Capitals sehr gut in der Offensive gespielt haben. Das wollen wir nicht ändern! Wir wollen aber eine Balance haben in unserem Spiel. Ganz wichtig für mich ist, dass wir uns auf unser Spiel konzentrieren und nicht auf den Gegner. Wir haben viel Kraft, Geschwindigkeit und individuelle Fähigkeiten. Daher sollten wir immer die Initiative haben. Egal ob unser Gegner einen guten Tag hat oder nicht.

Sportreport: Coach, die Capitals nehmen heuer erstmals an der European Trophy teil. Ist der Erfolg in diesem Bewerb wichtig – oder hat die Vorbereitung für die EBEL-Saison Priorität?
Tommy Samuelsson: Eines ist klar: Du willst jedes Spiel gewinnen. Egal ob es „nur“ ein Vorbereitungsspiel ist das letzte Saisonspiel. Für uns ist wichtig, dass wir unsere Stärke im Vergleich mit anderen Spitzenteams messen. Jedes Spiel ist ein weiterer Schritt für unsere Qualität. Es ist wie ein Playoff von Anfang der Saison an.

Sportreport: Benoit Gratton war in der letzten Saison Kapitän der Vienna Capitals. Wird er auch in der kommenden Saison diese Funktion innehaben?
Tommy Samuelsson: Das sehen wir in ein paar Wochen.

Sportreport: Reinhard Divis war ein absoluter Wunschspieler von Ihnen. Mit seiner Erfahrung kann er der Mannschaft in engen Situationen besondere Ruhe geben. War das auch ein Grund für seine Verpflichtung?
Tommy Samuelsson: Wir wissen, was Reinhard Divis kann. Das finde ich persönlich sehr wichtig. Als Tormann hast du immer großen Druck. Egal in welcher Liga – egal für welches Team. Torhüter sind Einzelspieler, die den Unterschied ausmachen. Auf der anderen Seite aber – spielt die Mannschaft gut, dann spielt der Goalie auch gut. In Extremsituationen, besonders in den Playoffs, wird Reinhard für uns da sein.

Sportreport: Das große Saisonziel der Capitals ist das EBEL-Finale. Haben sie weitere Ziele oder ist für sie nur der Finaleinzug wichtig?
Tommy Samuelsson: Unsere Vision muss immer sein im letzten Saisonspiel (Anm.: Spiel sieben in der Finalserie) zu spielen. Das wollen wir auch gewinnen. Das ist unsere Mission! Vom ersten Eistraining an gibt es aber mehrere kleine Ziele. Die Spieler wollen in bestimmten Linien spielen oder eine bestimmte Anzahl von Scorer-Punkten erreichen. Natürlich ist es für uns ein Ziel die Spieler individuell weiterzuentwickeln. Wie sieht die Entwicklung aus bei zum Beispiel Dolezal oder Lanz – das sind die Dinge auf die ich auch schaue. Pro Spieler muss ich auch kleine Ziele haben. Unser Ziel als Mannschaft ist es aber, dass wir im letzten Spiel stehen.

Das Gespräch führte Thomas Muck

02.08.2011