Martin Platzer: Unser Ziel ist das Meisterschaftsfinale!

Vienna Capitals, Martin Platzer

Sportreport-Leser fragen – Vienna Capitals-Vizepräsident Martin Platzer antwortet. Im zweiten des großen Interviews geht es um kolportierte Transfers und einige Personalien.

Sportreport: Während der spielfreien Zeit blühte die Gerüchteküche wie in jedem Jahr. Über Spielerab- und Zugänge wurde heftig spekuliert. Stimmt es, dass sich ehemalige Spieler wie Bob Wren, Mike Craig oder Oliver Setzinger bei den Capitals angeboten haben?
Martin Platzer: Teilweise! Mike Craig hat sich nicht in Wien angeboten. Bob Wren, Oliver Setzinger, Darcy Werenka, Andre Lakos und Markus Peintner haben sich bei uns angeboten. Wir haben sie uns auch angeschaut. Aber aus verschiedensten Gründen haben wir sie am Ende nicht genommen.

Sportreport: Warum haben sich die Capitals gegen diese Spieler entschlossen? War es die Punkteregel, das Gehalt, persönliche Gründe …?
Martin Platzer: Es waren ganz unterschiedliche Gründe. Zum Teil waren es Gründe des Alters. Darcy Werenka und Bob Wren haben ihren Zenit überschritten. Sie sind tolle Spieler – tolle Charaktere. Sie haben sehr viel für den Verein geleistet! Ich habe sie in ihrer Zeit in Wien geliebt. Aber wie gesagt, sie sind leider über ihren Zenit und wir wollten eine junge, schnelle Mannschaft aufs Eis schicken. Dann gibt es Spieler, mit denen wir – wegen der Zusammenarbeit oder der Beendigung derselben – kein gutes Einvernehmen haben. Da haben sie sich nicht in Ordnung benommen. Setzinger, Andre Lakos oder Markus Peintner sind Spieler, die sich nicht in Ordnung benommen haben. Wir wollen nicht mit Spielern zusammenarbeiten, die uns nicht gut gesinnt sind und jetzt zu uns kommen wollen, weil sie sonst keinen Job haben. Das interessiert uns überhaupt nicht.

Sportreport: Es wurde auch über eine ‚rote Liste’ spekuliert. Hier sollen Spieler vermerkt sein, die in Wien niemals einen Vertrag erhalten würden. Gibt es eine solche Liste?
Martin Platzer: (schmunzelt) Es gibt keine rote Liste. Aber es ist richtig, dass es Spieler gibt die wir nicht in Wien haben wollen.

Sportreport: Viele Leser erwarten sich von Coach Samuelsson „Coaching-Impulse“. War das auch ein Aspekt, nach dem die Capitals den neuen Trainer ausgewählt haben?
Martin Platzer: Nein! Zum ersten wollten wir einen Trainer mit internationalem Renommee verpflichten. Zum zweiten wollten wir einen Coach, der mit dem Nachwuchs arbeiten kann. Der dritte Punkt war, dass der neue Trainer nicht nur seine Topleute forciert, sondern alle Kaderspieler weiterentwickelt. Wir wollten auch einen Coach verpflichten der Erfahrung mit Erfolg hat. Den haben wir mit Tommy Samuelsson gefunden.

Sportreport: Ein Leser stellte eine saloppe Formulierung in die Raum. Wie ist es den Capitals gelungen, einen Erfolgstrainer aus der Eishockey-Großmacht Schweden in das „sportliche Eishockey-Dorf“ Wien zu holen?
Martin Platzer: Wien ist mittlerweile kein Eishockey-Dorf mehr! Da stellen wir unser Licht etwas zu sehr unter den Scheffel. Ich denke, dass Wien mittlerweile eine Top-Adresse in Europa ist. Die EBEL ist mittlerweile eine Adresse die immer mehr Renommee besitzt. Es kommen immer mehr ausgezeichnete Legionäre nach Österreich. Durch die Teilnahme an der European Trophy sind wir jetzt auch im internationalen Geschäft dabei. Ich denke, das ist für jeden Trainer eine Herausforderung.

Sportreport: Für die Mehrzahl unserer Leser ist Pat Kavanagh eine Topverpflichtung. Er ist aus der DEL gekommen und war dort ein Topmann. Wie wichtig ist es bei der Verpflichtung eines Spielers, dass die EBEL als wirtschaftlich gut situiert gilt? In anderen Ligen ist das bekanntlich nicht immer so.
Martin Platzer: Die Spieler kommen nicht deshalb nach Wien, weil sie bei anderen Teams ihr Geld nicht bekommen. Sie kommen zu uns, weil wir ihnen ein tolles Umfeld bieten und weil wir eine Mannschaft aufstellen, die um einen Titel mitspielen kann. Natürlich auch, weil Wien eine tolle Stadt ist. Viele Spieler haben Familie mit Kindern. Gerade dann ist es ein Thema, ob ich in der KHL in Sibirien spiele oder in Wien wo der Lebensstandard passt. Dann gehen solche Spieler lieber nach Wien.

Sportreport: Die Eröffnung der Schultz-Halle war eigentlich für den 11. September geplant. Jetzt wird sie pünktlich zum 11. August fertig. Was war der Plan B für den Fall, dass die Bauarbeiten nicht zeitgerecht fertig werden? Wo hätten die Heimspiele in der European Trophy stattgefunden?
Martin Platzer: (schmunzelt) Naja, wir hätten in St. Pölten spielen können. Das wäre eine Variante gewesen. In Wirklichkeit haben wir uns aber nie damit beschäftigt. Wir sind immer davon ausgegangen, dass es funktionieren wird und die Halle rechtzeitig fertig wird. Möglicherweise wird der eine oder andere Bereich noch nicht aufgesperrt werden – wie der Logenbereich zum Beispiel! Aber das ist noch nicht notwenig. Für das Publikum wird es alles geben. Wir werden tolles Eishockey sehen.

Sportreport: Das Ziel ist auch heuer wieder das Finale. Letztes Jahr scheiterten die Capitals sportlich knapp an Salzburg. Die Mannschaft hat aber viele Sympathien gewonnen. Wären die Capitals bereits zufrieden, wenn es ähnlich wie im Vorjahr, auch eine „Beinahe-geschafft-Saison“ geben sollte?
Martin Platzer: Es kommt immer darauf an, wie es passiert. Ich denke, das Finale muss Pflicht sein. Das ist einfach unser Ziel! Wir können uns nicht hinstellen und sagen, das Semifinale reicht uns. Das wäre gegen unsere eigene Ansprüche. Wenn es aber Umstände gibt, wie im letzten Jahr zum Beispiel die Verletzung von Fortier oder das ‚eine übersehene Foul’, die lange Verletzung von Rotter. Wenn das alles passiert – und da kann man nichts machen – das ist halt so, dann müssen wir ehrlich zugeben, dass es einfach nicht sein sollte. Dann können wir uns aber auch nicht hinstellen, dass es eine schlechte Saison war. Wie gesagt man müsste sich das dann im Detail anschauen – aber eines bleibt. Unser Ziel ist das Finale.

Das Gespräch führte Thomas Muck

03.08.2011