Michael Eschlböck: „Zuschaueransturm bei Austrian Bowl hat uns überrascht“
Nach der Austrian Bowl ist vor der American Football-Weltmeisterschaft. Verbandspräsident Michael Eschlböck im Sportreport-Interview über die Lehren aus der Austrian Bowl und die letzten Vorbereitungen für das WM-Turnier.
Sportreport: Nach der Austrian Bowl war eine Zahl der Star des Abends. 9634! Das war die offizielle Zuschauerzahl und gleichzeitig ein österreichischer Rekord. Der Verbandspräsident kann hier zufrieden sein – oder täuscht der Eindruck?
Michael Eschlböck: Stimmt, da lacht das Herz. Mein Grinsen habe ich vom Kick off weg nicht mehr losbekommen. Ich gebe offen zu, dass viel mehr Zuschauer gekommen sind als wir erwartet haben. Ich möchte mich hier auch bei allen entschuldigen, die vor den Kassen warten mussten. Wir haben den Andrang schlichtweg unterschätzt. Die Anzeichen haben auch nicht darauf hingedeutet.
Sportreport: Laut ihrer Aussage wurde das Zuschauerinteresse unterschätzt. Zu Spielbeginn gab es noch lange Schlangen vor den Ticket-Verkaufsschaltern. Mit wie vielen Zuschauern hat der Verband intern gerechnet?
Michael Eschlböck: Realistisch? (überlegt kurz) Wir haben heuer die Austrian Bowl aus unserer Sicht etwas ‚stiefmütterlich’ behandelt. Im Rahmen der WM-Vorbereitungen ist sie einfach untergegangen – was Marketing, Werbung und Kommunikation betrifft. Es stand für uns die WM-Generalprobe aus organisatorischer Sicht im Mittelpunkt. Wir wollten die Abläufe im Happel-Stadion proben. Wir hatten vor dem Spiel eine Besprechung, in der wir uns darauf eingeschworen haben, dass wir jede Kritik in Kauf nehmen werden. Egal, wie viele Zuschauer kommen und egal, was von den Abläufen her schief gehen sollte. Wir haben uns durchaus auf Kritik eingestellt. Wir haben einfach damit nicht gerechnet, dass so viele Fans kommen werden. Im Vorverkauf hatten wir etwa 2.500 Karten verkauft. Der Ansturm am Spieltag hat uns schlicht und ergreifend überrascht. Dafür muss ich mich auch entschuldigen. Auf der anderen Seite haben wir es lieber so als umgekehrt.
Sportreport: Für den WM-Finaltag sind etwa 10.000 Karten verkauft. Was sind die Rückschlüsse aus der Austrian Bowl für das WM-Finale?
Michael Eschlböck: Unmittelbar nach dem Spiel haben mir einige gesagt, dass es bei der WM nicht so viele Kurzentschlossene gibt wie bei der Austrian Bowl. Das glaube ich persönlich weniger. Wir werden bei der WM auf alle Fälle genug Kassen besetzt haben, um die Wartezeit der Zuschauer auf ein ertragbares Minimum zu reduzieren. Sollten wir zu viele Kassen geöffnet haben können wir sie ja wieder schließen. Wir wollen, dass die Zuschauer mit Freude ins Stadion kommen.
Sportreport: Bei der Austrian Bowl war die Action rundherum bereits sehr umfangreich. Wird es eine Steigerung bei der WM geben?
Michael Eschlböck: Ehrliche Antwort: Aus Budgetgründen haben wir eine Art „Standardprogramm“. Was die Zuschauer bei der Austrian Bowl gesehen haben, werden sie auch bei der WM sehen. Für die Finaltage gibt es etliche Zuckerln. Natürlich werden die Trackshittaz da sein und den WM-Song live im Stadion präsentieren. Es gibt noch Schmankerln davor, dazwischen und danach. An einigen Dingen arbeiten wir noch. Wir haben einiges in der Hinterhand. Selbst wenn wir es nicht hätten – die Show wird großartig werden. Es wird toller Sport und natürlich ein super Rahmenprogramm geboten. Dass ist das Konzept beim American Football. Beim Football sollen die Fans eine gute Zeit haben.
Sportreport: Die Raiders haben das Double geschafft. Wie haben Sie das Spiel gesehen?
Michael Eschlböck: Die Raiders haben ein unglaublich tolles Spiel gezeigt. Man darf nicht vergessen, dass sie nur fünf Tage Vorbereitungszeit nach dem Euro Bowl-Sieg hatten. Die Tiroler waren toll auf den Gegner vorbereitet. Den Ausschluss von Florian Grein haben sie weggesteckt, ohne das ihre Leistung darunter gelitten hätte. Es war sehr schwierig für die Vikings, ein Rezept gegen die Tiroler zu finden. Die Defense der Raiders hat sensationell gespielt. Trotzdem war das Spiel spannend bis zum Ende. In diesem Sinn hoffe ich natürlich, dass es den Zuschauern gefallen hat und Werbung für die WM war.
Sportreport: Wie sieht der weitere Fahrplan zur WM aus?
Michael Eschlböck: Mittlerweile ist er sehr kurz geworden. Heute, Dienstag, rücken die Nationalspieler ins Camp in Wolfsberg (Kärnten) ein. Ich schreibe oder telefoniere mit allen Teilnehmer-Ländern. Die letzten Nächte waren sehr intensiv. Ich habe sie zu großen Teilen vor dem Telefonhörer verbracht und bin nie vor ein Uhr ins Bett gekommen. Die Zeitverschiebung ist im Moment ‚mein größter Feind’. Wenn, als ein Beispiel, die US-Delegation einen Termin um 16 Uhr Ostküstenzeit benötigt, dann ist es bei uns eben schon 22 Uhr. Wenn du dann erst mal in einer Besprechung bist dann sind drei Stunden wie im Flug vergangen. Kleinigkeiten können so herrlich lange besprochen werden (schmunzelt).
Sportreport: Letzte Frage. Wie viele Karten sind schon verkauft?
Michael Eschlböck: Für den Finaltag sind es über 10.000 und für das ganze Turnier sind es über 18.000. Die Tendenz ist erfreulicherweise steigend. Wir sind auf alle Fälle vorbereitet und freuen uns, die Football-Welt in Österreich zu Gast zu haben.
Das Gespräch führte Thomas Muck
28.06.2011