Nick Inzerello: Wir sind Botschafter des Football-Sports!

Sportreport traf den Direktor von Team USA, Nick Inzerello, zum Gespräch über seine Auswahl. Wie motiviert er sein Team? Was erwarten die großen Favoriten vom Turnier? Und wie wahrscheinlich ist es, dass NFL-Spieler jemals bei einer WM im Einsatz sein werden?
Sportreport: Noch wenige Stunden bis zum WM-Start für Team USA. Wie ist es ihnen gelungen, die Spieler zu motivieren um zur Weltmeisterschaft zu fahren?
Nick Inzerello: Es ist die Möglichkeit, das eigene Land bei einer Weltmeisterschaft zu repräsentieren. Großartige Athleten in diversen Sportarten haben diese Möglichkeit nicht. Im Team USA haben die Spieler die Gelegenheit, ihr Land auf der internationalen Bühne zu repräsentieren. Darüber hinaus können sie den Sport ausüben, den sie lieben! Das ist natürlich hilfreich. Dazu kommt natürlich der Wettkampfgedanke. 2007 haben wir nach doppelter Verlängerung gegen Japan den Weltmeistertitel errungen. Das hat für Aufmerksamkeit gesorgt. Jetzt weiß die breite Öffentlichkeit, wie gut die internationale Konkurrenz bei der Weltmeisterschaft ist.
Sportreport: Viele ehemalige College-Spieler kommen nach Europa, um nach ihrer Karriere in den Staaten hier weiterzuspielen. Einige haben es in den Kader geschafft. Beobachtet die Teamorganisation diesen Spielern? Werden sie gescoutet?
Nick Inzerello: Wir folgen nicht jedem Spieler einzeln – aber wir kennen sie und wissen, was sie leisten.
Sportreport: Welchen Vorteil bringt ein Spieler, der in Europa im Einsatz ist, für das Team USA?
Nick Inzerello: Er ist in ‚Football-Form’. Ein Football-Spiel kann durch das härteste Training nicht ersetzt werden. Dazu gehören auch die kleinen Verletzungen. Wenn diese Spieler dann in den Kader einberufen werden weißt du, dass sie bereit sind, Football zu spielen.
Sportreport: Die NFL ist immer ein Thema. Wird es bei der Weltmeisterschaft jemals aktive oder ehemalige Spieler aus der National Football League geben?
Nick Inzerello: Irgendwann in der Zukunft wird es passieren! Die öffentliche Wahrnehmung von Team USA wird von WM-Turnier zu WM-Turnier größer. Ich denke schon, dass irgendwann ein NFL-Spieler nach seinem Rücktritt die WM als einzigartige Möglichkeit sehen wird sein Land zu repräsentieren. Wir würden es auf alle Fälle begrüßen. Denn natürlich wollen wir immer die bestmögliche Mannschaft stellen.
Sportreport: Vor etwa einem Jahr hat AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck gemeint, dass er alles tun würde um Brett Favre für das WM-Turnier zu gewinnen. Wie sehen sie die Chancen, dass eine Ikone wie Favre einmal zu einem WM-Turnier kommen könnte?
Nick Inzerello: Die Chancen, dass ein Spieler wie Brett Favre zur WM kommt sind praktisch Null. Aber wie gesagt: Ich denke, dass künftig viele NFL-Spieler bei einer Weltmeisterschaft dabei sein werden. Brett Favre ist ein ‚Hall of Fame’-Spieler. Er wird in fünf Jahren seinen verdienten Platz in der Ruhmeshalle erhalten. Aber man weiß nie, wie sich das Turnier und die öffentliche Wahrnehmung in den USA entwickelt.
Sportreport: Im Basketball gab es das bekannte ‚Dream Team’ bei den olympischen Spielen in Barcelona. Denken sie, dass wir irgendwann ein ‚Dream Team’ der USA auch im American Football erleben werden?
Nick Inzerello: (überlegt) Das ist eine gute Frage. Das Basketball „Dream Team“ bestand aus aktiven NBA-Spielern. Da war klar, dass sie nach dem Turnier zurück zu ihrem Team gehen und weiter spielen. Die NFL-Spieler, die wir realistischerweise für das Team USA gewinnen könnten, wären Spieler, die kürzlich erst ihren Rücktritt erklärt haben. Gegen den Einsatz von aktiven NFL-Spielern spricht die Verletzungsgefahr. Wenn sie bei einem Team unter Vertrag stehen, würden sie wahrscheinlich nicht die Freigabe erhalten. Wenn sie aber zurückgetreten sind, dann würde das eine Möglichkeit eröffnen.
Sportreport: Für Fans ist American Football die NFL. Denken sie, dass die Fans in Europa nach dem Turnier ihre heimischen National- und Klubteams besser wahrnehmen werden?
Nick Inzerello: Das ist einer Hauptgründe, warum „USA Football“ an den Weltmeisterschaften teilnimmt. Wir wollen das Spiel weltweit bekannter machen. Natürlich sind wir egoistisch und wollen Weltmeister werden. Aber natürlich ist es auch unser Ziel, dass die Sportart in anderen Nationen wächst. Wir fühlen, dass wir in diesem Punkt helfen können, denn wir sind die Botschafter des Sports. Es wäre toll, wenn wir mit den anderen Trainern und Spielern auch in Kontakt kommen. Denn der Erfahrungsaustausch ist wichtig, um in allen Punkten besser zu werden!
Sportreport: In den europäischen Medien sind die USA der große Favorit auf die Goldmedaille. Wären sie auch mit der Silbermedaille zufrieden?
Nick Inzerello: Unser Ziel ist ganz klar. Wir wollen die Goldmedaille gewinnen – wir wollen Weltmeister werden! Wenn wir unseren besten Football spielen und nicht gewinnen, würden wir unseren Gegnern gratulieren. Dann waren sie besser und hätten sich die Goldmedaille verdient. Das ist Sport! Wir wissen, dass jeder Gegner gegen uns immer das Beste gibt. Wir werden keinen Gegner auf die leichte Schulter nehmen.
Sportreport: Wir sind in Österreich. Kennen sie den österreichischen Football? Wissen sie, wie stark die Teams sind?
Nick Inzerello: Alle wichtigen Spieler kenne ich nicht persönlich. Dafür sind die Coaches zuständig. Aber ich kenne einige Teams. Die Vikings in Wien oder die Raiders in Innsbruck. Sie leisten phantastische Arbeit. Es gibt vier, fünf sehr gute Programme in Österreich. Die Sportart wächst kontinuierlich. Wir hoffen, dass wir mit dem WM-Turnier dieser Entwicklung vielleicht noch mal einen Schub geben können.
Sportreport: Sind sie von der Qualität der Teams und der Organisation in Österreich überrascht?
Nick Inzerello: Nein, überhaupt nicht! Football ist eine großartige Sportart. College-Football und die NFL haben dem Sport geholfen, in Europa zu wachsen. Die NFL in London ist immer restlos ausverkauft – als Beispiel! American Football ist ein tolles Spiel: Wenn du einmal mit dem Football-Virus infiziert bist, dann willst du immer besser werden. Was die Organisation angeht: Das Team leistet einen sensationellen Job, es wird ein cooles Turnier!
Das Gespräch führte Thomas Muck
08.07.2011