Michael Eschlböck: Die Spieler träumen von einer Medaille
American Football-Weltmeisterschaft in Österreich: Die AFBÖ-Auswahl steigt am Samstag gegen Japan ins Turnier ein. Thomas Muck bat Michael Eschlböck zum Gespräch über die Erwartungshaltungen des Verbands und der Mannschaft.
Sportreport: Die letzten Wochen vor der Heim-WM waren für dich sehr anstrengend. Was waren deine Highlights?
Michael Eschlböck: Naja, Höhepunkte… Am Sonntag sind die Kanadier angereist. Sie haben einen Spieler am Flughafen in Paris „verloren“. Oder wenn du um 1 Uhr nachts im Büro sitzt und es läutet das Telefon. Am anderen Ende der Leitung ist jemand aus Mexiko mit schlechtem Englisch. Dann kommt die Frage ob ich weiß welcher Sender das Spiel überträgt oder wie er im Web auf welchem Stream das Spiel sehen kann. „Stärkere Herren“ melden sich bei mir und meinen, dass sie 2 Sitzplätze zum Preis von einen benötigen. Einige Dinge sind nicht so verlaufen wie wir es geplant hatten. Aber wir haben als Team mit allen freiwilligen Helfern toll gearbeitet. Jetzt läuft alles rund – und wenn es einmal läuft, dann ist es nicht mehr aufzuhalten.
Sportreport: Für die Nationalmannschaft geht es gegen Japan los. Japan ist ein Team der „Big Four“. Für die Japaner wird es aufgrund der Katastrophe von Fukushima mit Sicherheit auch eine sehr emotionale Sache. Was erwartest du von Japan?
Michael Eschlböck: Wir möchten dieses Spiel gewinnen. Die Japaner sind sehr gewissenhaft und sehr diszipliniert. Mental sind sie sehr stark! Sie werden die Katastrophe daheim ausblenden. Sie werden am Spielfeld nur ein Ziel haben: Österreich besiegen! Wir sind in einer etwas zwiespältigen Situation: Auf der einen Seiten sollten wir nicht übermotiviert sein. Wir wissen, dass das gegen Deutschland letztes Jahr in die Hose gegangen ist. Das dürfen wir nicht mehr machen. Auf der anderen Seite – ich weiß das klingt blöd – dürfen wir kein Mitleid mit Japan haben. Wir müssen mit aller Härte ran an den sportlichen Feind.
Sportreport: Viele verletzte Spieler wie Andrej Kliman oder Andy Düringer fallen aus. Glaubst du, dass die Mannschaft diese Ausfälle kompensieren kann?
Michael Eschlböck: Ich hoffe es! Es ist nicht so, dass der Rest der Mannschaft den Kopf hängen lässt. Es fehlen in der Tat einige Spieler. Aber das Team ist noch enger zusammengerückt und will so die Ausfälle kompensieren. Ich möchte aber hier festhalten, dass Andrej Kliman und der Andy Düringer beim Team dabei sein werden. Sie werden auch in der Teamzone sein. Für uns gehören sie zum Team. Sie sind aber leider nicht spielberichtigt wie der Andy oder verletzt wie der Andrej. Football ist ein Teamsport. Jeder, der einen Teil auf dem Weg zur WM beigetragen hat, soll dabei sein! Ich glaube, das wird Kraft und Energie geben. Wir haben sehr gute 45 Spieler im Kader und gemeinsam werden wir Höchstleistungen bringen!
Sportreport: Der letzte Cut war sehr emotional unter den Spielern. Wie hast du es als Präsident wahrgenommen?
Michael Eschlböck: Zunächst gar nichts. Ich hatte mit dem Cut nichts zu tun. Das war eine Entscheidung der Coaches. Ich war selbst Spieler – ich weiß, wie es ist. Da trainierst du über lange Zeit auf das Ziel hin und dann schaffst du es knapp nicht. Da zerplatzen Träume. Das ist furchtbar für die betroffenen Spieler. Der Andy Düringer zum Beispiel hatte wegen seiner Bizeps-Verletzung leider viel zu wenig Spielpraxis. Es ist eine komische Situation. Denn auf der einen Seite freust du dich für die anderen. Du freust dich für das Team. Auf der anderen Seite bist du am Boden weil dein persönlicher Traum geplatzt ist. Es ist wie eine unglückliche Liebe!
Sportreport: Knapp 30.000 Karten sind verkauft. Wann wärst du am Ende vom Turnier sportlich zufrieden – die Fans dürften das Turnier zu einem Erfolg machen (Anm.: Es wurden Karten in 27 Länder verkauft).
Michael Eschlböck: Das Spiel um Platz fünf möchten wir unbedingt erreichen. Das ist unser Ziel – das ist unsere interne Vorgabe. Ganz klar – wir wollen bei einer Heim-WM nicht Letzter werden! Platz fünf ist aufgrund der Kräfteverhältnisse realistisch. Die Spieler und Coaches wollen mehr. Sie wollen eine Medaille. Ich bin da etwas vorsichtiger. Natürlich wäre es für mich das Größte, wenn wir am Freitagabend im Spiel um Platz drei stehen würden. Für den Finaltag rechne ich mit 20.000 Zuschauern. Das wäre eine tolle Sache.
Das Gespräch führte Thomas Muck
08.07.2011