Flo Hiess blickt zurück: NOOO Kangaroos in Austria!

Die Stimmung nach Frankreich ließ sich nur mit Wörtern wie verbittert, teilweise verletzt und auf jeden Fall enttäuscht, beschreiben. Den Team-Kapitän der Verteidigung und persönlichen Freund, Florian Hueter im Krankenhaus und die Erwartungen an einen selbst nicht erfüllt. Wie man es dreht und wendet, so ist das nicht die optimale Ausgangsposition um das letzte Spiel der Weltmeisterschaft 2011 gegen Australien zu bestreiten.

Doch der Unterschied zwischen einem guten Team und der Spitze der Welt ist, dass für sie Aufgabe keine Option darstellt. Team Austria gehörte eindeutig zur Elite! Jetzt war die Zeit gekommen Kritiker eines besseren zu belehren. Wir waren es unseren Familien, Fans, aber vor allem uns selbst schuldig. Mit großen Worten um sich werfen kann jeder. Der Moment war dar nur noch unsere Leistung für uns sprechen zu lassen.

Danke an Graz und alle Fans, die uns mit so viel Enthusiasmus, Freude und Feuer unterstützt haben. Den Augenblick als ich das erste Mal einen Fuß auf den Platz setzte werde ich niemals vergessen. Es gibt Eckpfeiler im Leben jedes Menschen, die ihn prägen und das definieren was er ist. Als solcher war ich mitten in dieser Kulisse und dachte, „ Noch mehr Österreich geht nicht!“

Als Wiener war jedoch der Stellungswechsel in die Hauptstadt ein zusätzlicher Putsch. Die letzte „Schlacht“ der Weltmeisterschaft 2011 sollte im Ernst-Happel Stadion ausgetragen werden. Australien hieß der Gegner um Platz 7. Doch keine Bumerang schwingenden Känguru-Jäger, sondern Männer, die den amtierenden Europameister Deutschland mit schon in Bedrängnis gebracht hatten. Nur für die Teilnahme an der WM musste jeder einzelne Australier einen Selbstbehalt von knapp 3000 Euro in Kauf nehmen. Damit war klar: „Australien war gekommen um Football zu spielen und zu zeigen was sie können um JEDEN PREIS!“

23 Jahre alt und den Großteil meines Lebens in Wien verbracht glaubte ich diese Stadt zu kennen. Doch knapp 20 000 Fans in einem Kessel der brodelnden American Football Leidenschaft ließen die Hauptstadt in neuem Licht aufleuchten. Bei der Abschlussfeier der WM gestanden mir sogar die amerikanischen Spieler, dass sie eifersüchtig im Bezug auf unsere Fans waren, da bei ihnen alle einen Besuch im Stadion nur als Tagesausflug sehen. Nicht so in Österreich wo Trommler, Freunde und alle anderen Mitglieder unserer großen Footballfamilie bis zum bitteren Ende die Fahne hoch hielten!!
Trotz drei bitteren Niederlagen wurden wir in eine Favoritenrolle gepresst. Mit solch einer Last auf unseren Schultern war ein Sieg Pflicht! Australien wurde um einiges schlechter gehandelt als unsere Mannschaft, jedoch genau so ein Gegner stellt die größte Gefahr dar. Wie ein Tier, welches nichts zu Verlieren hat stand uns eine große Aufgabe bevor!
Von Anfang an dominierend entfesselten wir unsere gesamte Kraft und schlugen wie ein Komet in die Australier ein. Respekt und Anerkennung hier an jeden Spieler vom Koala Kontinent. Ganz besonders den zwei Verteidigern an der Line rechts und links außen, denen ich in regelmäßigen Abständen auf Vorblocker „Hallo“ sagte. Wir waren gut und wir haben uns nochmal bei allen mit einem Sieg bedankt. So darf man eine WM abschließen. VIELEN DANK FÜR ALLES!! ICH BIN STOLZ mit EUCH ein Teil von TEAM AUSTRIA gewesen zu sein! GO AUSTRIA! Over & Out Euer Flo

Side Story:
Auf der Aftergame-Party sollte spielte sich noch eine lustige Begebenheit ab. Mit Vertretern und Spielern von allen Teams stand ich so auf der Tanzfläche und brachte Frauenherzen ein wenig zum Schmelzen. Plötzlich brüllte mich ein riesiger Typ mir aus 5 Metern quer über das Parkett an: “ YOU… you are number 23 from the Austrian team, right?“ (Du bist die Nummer 23 vom österreichischen Team, oder?) Blöd dreinschauend nickte ich nur bis er fortfuhr, „ I was your opponent on the field! Because of you my whole left side is blue!“ (Ich war dein Gegenspieler am Feld! Wegen dir ist meine ganze linke Seite blau unterlaufen!) Schockiert bereitete ich mich schon vor geschlagen zu werden. Jedoch begann der Australier plötzlich zu grinsen und schlug mit mir ein, „GOOD JOB MAN“! So sieht man, das wahre American Football Spieler hart am Feld sind, aber so viel Respekt vorm Gegner haben und Leistung schätzen. Gegner im Spiel, aber abseits Freunde! Das ist ein wahrer Sport!

06.10.2011


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