Rapid-Trainer Peter Schöttel: Man sollte mehr auf die Leistung schauen

Vor dem 301. Wiener Derby zwischen Austria und Rapid bat Sportreport den Cheftrainer der Hütteldorfer, Peter Schöttel, zum Interview über das Spiel, das Horr-Stadion und den Abschied von Helge Payer.

Sportreport: In wenigen Stunden steht das 301. Wiener Derby auf dem Programm. Ist es ein besonderes Spiel oder geht es am Ende doch „nur“ um drei Punkte?
Peter Schöttel: Vom Prestige her ist das Derby ein sehr wichtiges Spiel. Im Endeffekt geht es aber auch um drei Punkte gegen einen direkten Mitbewerber um einen europäischen Platz. Für uns wäre es wichtig und schön zu gewinnen. Dann wären wir sieben Punkte vor der Austria. Das wäre ein gutes Polster für die letzten Runden.

Sportreport: In der Pressekonferenz vor dem Spiel wurde Rapid als offensiv und aggressiv angekündigt. Die letzten Derbys waren eher von einer vorsichtigen Spielanlage geprägt. Was kann man sich von ihrer Mannschaft im Derby erwarten?
Peter Schöttel: Wir werden aggressiv ins Spiel starten weil wir das Spiel gewinnen wollen. Ob wir das umsetzten können ist natürlich das große Fragezeichen. Das wird erst das Spiel zeigen.

Sportreport: Rapid hatte lange Zeit einen „Horr-Stadion-Komplex“. Die Statistik war alles andere als überragend. Spielen solche Dinge im Vorfeld eines Derbys eine Rolle oder fährt man am Ende einfach in ein „normales Stadion eines Bundesligisten“?
Peter Schöttel: Die letzten Ergebnisse im Horr-Stadion waren gut für Rapid. (Überlegt kurz). Es ist ein enges Stadion und hat eine eigene Atmosphäre. Mittlerweile gibt es die Angst vor dem Horr-Stadion sicher nicht mehr.

Sportreport: Vor dem Derby wurde der Abschied von Helge Payer bekanntgegeben. Sie haben gesagt, dass Sie als Spieler auch ganz gerne gewechselt wären. Worte wie „betriebsblind“ sind gefallen. Wie kann man sich das als Außenstehender vorstellen?
Peter Schöttel: Ich habe nach dem Ende meiner aktiven Karriere mit anderen ehemaligen Spielern gesprochen – sie haben andere Erfahrungen gemacht. Sie verfügen einfach über andere Kontakte und andere Möglichkeiten. Wenn du in Österreich bei drei, vier großen Vereinen gespielt hast oder ein, zwei Jahre im Ausland gespielt hast, tust du dir nach dem Ende deiner Karriere leichter.

Ich bin eigentlich immer mit Rapid im Zusammenhang gebracht werden. Natürlich bin ich sehr stolz darauf. Aber du wirst mit der Zeit schnell in eine Schublade gesteckt. So quasi, dass er nur bei Rapid arbeiten kann und sonst nichts anderes machen kann.

Dahingehend habe ich mich mit dem Helge gesprochen. Ich glaube schon, dass es ihm gut tun würde, etwas anderes kennenzulernen.

Sportreport: Sie haben das Wort „Schubladen“ gebraucht. Im Sport zählen in Wahrheit nur die Resultate. Haben die sportlichen Leistungen, abseits des Ergebnisses, zu wenig Wertigkeit im Moment?
Peter Schöttel: (überlegt kurz) Es geht weniger um Leistung als um Ergebnisse. Da bin ich völlig ihrer Meinung. Es sollte um Entwicklung und Leistung auch gehen. Zum Teil sind wir in der Berichterstattung auch hier sehr, sehr oberflächlich! Das ist mein Eindruck.

Aber bei einem großen Verein musst du den Spagat schaffen – auch wenn du umbaust oder aufbauen willst. Die Ergebnisse, die die Leute erwarten, muss man bringen.

Sportreport: Wo sollten dann die Medien und die Öffentlichkeit ihrer Meinung nach umdenken?
Peter Schöttel: Wie ich gerade gesagt habe. Nicht nur ein Sieg ist gut oder eine Niederlage ist schlecht. Es gibt Niederlagen, wo du gut spielst oder einfach nur Pech gehabt hast. Genauso gibt es Siege, bei denen du richtig schlecht warst. Dann ist auch nicht alles in Ordnung.

Ich würde mir wünschen, dass man mehr auf die Leistung schaut. Das man sieht, in welchem Umfeld gearbeitet wird. Wer spielt – was passiert in dieser Mannschaft. Wer baut um – wer spielt mit wie vielen Legionären. Wo bekommen die Jungen eine Chance und wo wird nur darüber gesprochen? Das fehlt mir persönlich!

Das Gespräch führte Thomas Muck

15.04.2012


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