Erste Male und adaptierte Geschichten

Silberpfeile

Ein perfektes Wochenende für Nico Rosberg. Pole am Samstag, Sieg am Sonntag – so muss es laufen. Damit feiert der 26-jährige Sohn des Weltmeisters von 1982, Keke, eine Premiere -sein erster Grand Prix Sieg in seinem 111ten Rennen.

Trotzdem bringt dieser Premierensieg nur wenige erste Male mit sich. Zum einen für Rosberg selbst, dessen bestes Resultat bislang ein zweiter Platz in Singapur 2008 war. Auf der anderen Seite war es der erste Formel 1-Erfolg eines deutschen Piloten für ein deutsches Team. Jaja stimmt, es ist nur die deutsche Lizenz. Ähnlich wie Red Bull sitzen auch die Silberpfeile mit ihren Büros in England. Trotzdem, die bisherigen Sieger aus Deutschland fuhren für englische und italienische Teams, ja und einer für ein österreichisches. Am knappsten an einem deutsch-deutschen Erfolg dran waren Karl Kling 1954 in Reims auf Mercedes-Benz und Nick Heidfeld auf BMW, der achtmal Zweiter wurde.

Vater und Sohn als Grand Prix Sieger erlebten wir bereits zum dritten Male. Nach Graham und Damon Hill sowie Gilles und Jacques Villeneuve durften dies nun auch Keke und Nico teilen. Die Hills wurden beide allerdings auch Weltmeister, da könnte Nico noch nachziehen.

Für alle Experten, die den ersten Mercedes-Erfolg seit 1955 feiern sei folgendes noch gesagt. Dies ist nicht richtig, da das aktuelle Mercedes GP-Team mit Ross Brawn nur wenig mit den Werkssilberpfeilen unter Alfred Neubauer zu tun haben. Mercedes zog sich nach der Le Mans-Katastrophe aus der Formel 1 zurück und kehrte erst als Motorenhersteller 1994 wieder zurück. An der Seite von Peter Sauber, damals mit Karl Wendlinger und Heinz-Harald Frentzen als Fahrer. Erfolgreicher wurde es dann an der Seite von McLaren, mit den Titeln von Hakkinen und Hamilton. Auch wenn sich die Statistiker an die früheren Silberpfeile hängen so hat das derzeitige Werksteam andere Wurzeln.

Gehen wir zurück ins Jahr 2009, als das Team mit Jenson Button Weltmeister wurde. Damals hieß es Brawn GP und entstand aus dem Rückzug von Honda im Jahr zuvor. Honda hieß das Team aber auch nur von 2006 bis 2008, als der japanische Hersteller das Team mit langfristigen Plänen übernahm. Gleich im ersten Jahr gewann Jenson Button in Ungarn. Davor hieß das Team British-American-Racing, kurz BAR. Entstanden 1998 nach dem Aufkauf von Tyrrell Racing. 2010 bekam das Team das Mercedes-Namensbranding durch Norbert Haug.

Ein erfolgreiches Franchise-Modell also, den außer BAR hat jedes Team zumindest ein Rennen gewonnen und sogar vier WM-Titel. Und es scheint ein Trend zu werden, denkt man an Stewart/Jaguar/Red-Bull oder Jordan/Midland/Spyker/Force-India. Nicht jeder Name adaptiert sofort die Geschichte der Marke!
[PMA]

16.04.2012