Bernhard Starkbaum im Interview: Verletzungen gehören zum Sport

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Das olympische Eishockeyturnier ist Geschichte – Team-Goalie Bernhard Starkbaum hütete in zwei Spielen das Tor der ÖEHV-Auswahl.

Im Gespräch mit Dominik Wimberger waren das olympische Eishockeyturnier in Sotschi, die Situation des österreichischen Eishockeys und die Lage in Schweden ein Thema.

Sportreport: Wie ist dein Fazit nach den Olympischen Spielen?
Bernhard Starkbaum: Es war ein schönes Erlebnis und eine Bereicherung dir mit keiner mehr nehmen kann.

Sportreport: Was sind die positiven Erlebnisse und was nimmst du aus Sotschi mit?
Bernhard Starkbaum: Die Eröffnungszeremonie war auf jeden Fall ein Highlight und auch die zwei Spiele dich ich spielen haben dürfen gegen die Finnen und die Kanadier, auch wenn sie nicht so verlaufen sind, wie wir sie uns vorgestellt haben. Aber im Großen und Ganzen ist es eine Erfahrung aus dem man lernen kann für die Zukunft.

Sportreport: Was sind dann deine negativen Erlebnisse?
Bernhard Starkbaum: Negativ kann man in der Hinsicht nicht sagen, aber es hat Ups and Downs gegeben. Schade, dass ich nicht mein bestes Eishockey spielen haben können, aber das gehört zum Sport dazu, es gibt Höhen und Tiefen und aus Tiefen kommt man gestärkt wieder heraus.

Sportreport: Du warst in Top-Form, hast dich aber kurz vor Olympia verletzt. Hat darunter die Performance in Sotschi gelitten?
Bernhard Starkbaum: Ein Monat ohne Spielpraxis ist sicherlich nicht optimal, aber Verletzungen gehören zum Sport dazu. Ich will die Verletzung nicht als Ausrede nehmen. Ich war fit – ich bin fit. Es gibt zwar hin und wieder einen Stich, aber auch das gehört dazu. Wenn ich die Verletzung auskurieren lassen würde, würde ich die gesamte Saison nicht mehr spielen.

Sportreport: Was sind die Lehren, die du aus Olympia ziehst?
Bernhard Starkbaum: Das man auch gegen starke Gegner auf Top-Niveau spielen muss, um vorne mitspielen zu können. Das man sich keine Schwächen erlauben darf und das man immer 100% da sein muss, um auf so einem Level bestehen zu können.

Sportreport: Für öffentliche Diskussionen sorgte die „Spielerfeier“ nach dem Sieg gegen Norwegen.Wie hast du das ganze mitbekommen?
Bernhard Starkbaum: Wir haben ein Mannschaftessen im Österreich-Haus gehabt und ich bin dann mit dem Bus heim gefahren. Jeder ist für seine Vorgehensweise selbst verantwortlich und für mich war klar, dass ich nach dem Essen die Heimreise wieder antreten werde und so habe ich es auch gemacht.

Sportreport: Also können wir Bernhard Starkbaum als einen der „Partygänger“ ausschließen?
Bernhard Starkbaum: Ja.

Sportreport: Es hieß, nach den Problemen in Sotchi, sollen mehr Junge im Nationalteam forciert werden. Jetzt nähert sich ja die nächste Großveranstaltung, die B-WM. Siehst du den Aufstieg in Gefahr?
Bernhard Starkbaum: Jung ist relativ. In Österreich wird 24, 25 als Jung interpretiert. In meinen Augen ist das nicht mehr jung, mit 24, 25 sollte ein Spieler schon ausgreift werden und wenn es bis daher nicht geschafft hat auf einem Top-Level zu etablieren, dann wird es schwer. Ich denke, dass es zu WM hin Veränderungen geben wird, auch im Altersdurchschnitt, dass der gesenkt wird. Aber ich denke, dass hat mit dem Aufstieg nichts tun. Unsere Ambitionen sind eindeutig den Aufstieg wieder zu schaffen und dem werden wir anstreben, egal mit welcher Truppe. Ich denke, wir haben genug Potenzial auch mit etwas jüngeren Spielern das Niveau spielen zu können und ich finde es wichtig, dass sie International spielen und dort auch ihre Eiszeit bekommen.

Sportreport: Ist es das das Problem in Österreich, dass nicht so wie in Skandinavien auf die Jungen geschaut wird?
Bernhard Starkbaum: Auf jeden Fall. Ich denke, dass man den Nachwuchs oder die U18 und U20-Spieler in die Kampfmannschaft einbauen, das sollte bei allen Mannschaften Gang und Gebe sein, den nur so können sie lernen auf höherem Niveau zu spielen und sich ein schnelleres und härteres Spiel zu gewöhnen. In Schweden besteht die dritte oder vor allem die vierte Linie oft aus Jungspieler, aber auch in den vorderen Linien sind Jungspieler vertreten und es wird ihnen das Vertrauen geschenkt. Auch wenn sie einen oder zwei Fehler machen, dass wird ihnen nicht zu Last gelegt, sie geben ihr bestes und da sie das Vertrauen des Trainers bekommen, können sie es mit der Zeit wieder zurückzahlen. Ich denke, das ist wichtig für die Jungen und um den nächsten Schritt zu machen.

Sportreport: Blicken wir nun auch in deine Zukunft: Du bist bei Brynäs IF unter Vertrag. Die Playoffs sind möglich. Kann Brynäs um den Titel in Schweden mitspielen?
Bernhard Starkbaum: Wir haben noch 6 Spiele bis zur Vergabe der ersten sechs Playoff-Tickets. Wir liegen mit knapp ein, zwei Punkte dahinter und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit einem guten Lauf die Top-6 schaffen können und so den vorzeitigen Einzug in die Playoffs sichern können. Wir haben bis jetzt mit Verletzungen zu kämpfen gehabt und jetzt durch die Olympiapause sind viele Spieler zurück gekommen und wir haben einen starken und tiefen Kader. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir in den Playoffs sehr weit kommen können.

Sportreport: Was macht die schwedische Liga so attraktiv für österreichische Eishockeyspieler?
Bernhard Starkbaum: Ich denke, dass ist von Haus aus eine sehr gute Eishockeyliga. Die skandinavische Schule ist auf einem Top-Niveau, die Teams setzen viele Junge und wenige Imports ein und es wird probiert die einheimischen und jungen Cracks zu forcieren. Sie spielen taktisch sehr schlau und ziehen das Spiel in die Breite, nicht so wie der amerikanische oder kanadische Stil, wo es über die blaue Linie geht und dann der Schuss gesucht wird.

Das Gespräch führte Domnik Wimberger

27.02.2014


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