Basketball U18-EM: Coach Leitner bleibt beim Ziel Aufstieg

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Am Donnerstag startet die Heim-EM für die MU18-Nationalmannschaft. Coach Horst Leitner stand vor dem Start ins Turnier Rede und Antwort. Er spricht über Ausfälle, die Arbeit mit den Burschen und hält am Ziel Aufstieg fest.

Wie beurteilst Du die Vorbereitung auf die EM?
Leitner: „Die Mannschaft hat eine andere Form angenommen, als es ursprünglich geplant war. Sechs der österreichischen Top-Talente sind nicht an Bord. Luka Asceric, der beste Guard der U19-Saison, ist in Frankreich um sich auf das Studium vorzubereiten. Giorgi Bezhanishvili hat noch immer nicht die Staatsbürgerschaft erhalten, Aleksandar Andjelkovic hat sich am Knie verletzt. Niklas Deutsch, ein Führungsspieler des erfolgreichen letztjährigen U16-Nationalteams, hat sich auch verletzt, und David Krämer, das größte aller unserer Talente, spielt jetzt für das deutsche U18-Nationalteam. Dadurch wird es nicht leichter, das große Ziel, das wir uns gesetzt haben, zu erreichen. Durch das viele Improvisieren und die Ablehnung der sportlichen Führung, Jakob Szkutta, einen der besten Guards in Österreich, zur U18 hochzuziehen, um die noch bestmögliche Mannschaft bei der Heim-EM zu stellen, mussten wir die Herangehensweise ein paar Mal anpassen. Glücklicherweise ist bei einigen der Wunsch, für das Nationalteam zu spielen, extrem ausgeprägt. Diese Spieler haben sich in sehr kurzer Zeit super in die Gruppe eingebracht und bringen teilweise unerwartet viel Qualität mit.“

Wie zufrieden bist Du mit Deinen Burschen nach mehreren Wochen gemeinsamer Arbeit?
Leitner: „Die Burschen, die jetzt den Kader bilden werden, trainieren und arbeiten sehr hart und mit viel Opferbereitschaft. Es gibt noch immer Anpassungsprobleme, jedoch werden die Phasen, in denen wir gut spielen, mehr und mehr und auch deutlich besser. Ich bin stolz auf die Arbeitsweise, die viele hier zeigen, da ihnen in jedem Training physisch wie auch mental viel abverlangt wird. Die Reaktion darauf ist bei vielen von ihnen überdurchschnittlich gut. Das spricht vor allem für ihre Erziehung und ihr Elternhaus.“

Wer ist der 13. Spieler, der aus dem Kader fällt?
Leitner: „Luka Milosavljevic wird die Mannschaft verlassen. Es ist seine Entscheidung, da er sich je einmal die Bänder im linken wie im rechten Knöchel überdehnt hat, wollte er lieber nicht bei der Europameisterschaft dabei sein. Es war eine schwierige Entscheidung und Situation für ihn, und wir wünschen ihm eine gute Genesung. Vom Talent her wäre er dabei gewesen. Er hätte sich sicher besser in seine Rolle hinein gefunden als so manch anderer Spieler. Es wäre mir auch lieber gewesen, den Kader etwas anders zu gestalten, da es für manche schwer ist, die für sie und ihre Fähigkeiten entsprechende Rolle zu akzeptieren. Bei einigen tut sich anscheinend das Umfeld noch schwerer als der Spieler selbst, wodurch jetzt schon spürbar Unruhe entstanden ist. Der Erfolg für das Team steht leider nicht bei allen an erster Stelle. Viele handeln hier nur im eigenen Interesse, großteils aus völlig überzogenen, unrealistischen und fachlich unqualifizierten Vorstellungen heraus, und versuchen offensichtlich, das Team zu schädigen. Hier fällt mir nur ein Zitat ein, das ich meinen Spielern immer zu Beginn mit auf den Weg gebe: ‚Es zählt nicht, was ihr sagt, sondern nur, was ihr tut.‘“

Wie lautet das Ziel bei der EM? Was ist realistisch?
Leitner: „Das Ziel sind immer noch die Top 3 und der Aufstieg. Es ist realistisch, wenn wir die Gruppenphase überstehen – die wird jedoch der reine Wahnsinn. Wir haben aus jetziger Sicht mit Irland nur ein Land, das nicht unbedingt über uns zu stellen ist. Dänemark war mit der Generation 97/98 der Gewinner der U16-EM. Israel ist mit dem Jahrgang 98 im vergangenen Jahr bei der U16 aufgestiegen und hat uns vor zwei Jahren mit 42:93 aus der Halle geschossen. Auch Island hat Österreich zuletzt in die Schranken gewissen und auch sonst hervorragende Leistungen gezeigt. Zuletzt wartet dann noch Mazedonien, das vor zwei Jahren als Sechster das Turnier beendet hat und eine wahre Basketballnation ist. Und alles, was wir im ersten Moment dagegen halten können, ist, dass Österreich in Oberwart schon 2010 bei der U20-EM in die A Division aufgestiegen ist. Und Cordoba 1978! Ernsthaft muss ich jedoch sagen, wir wurden auch vergangenes Jahr belächelt, als wir die Top 8 als Ziel ausgegeben hatten. Wir haben jedoch bewiesen, dass wir auch mit großen Namen im Basketball mithalten können und diese schlagen können. Nichtdestotrotz ist die heurige Aufgabe um einiges schwerer – und sie ist im Laufe des Jahres noch schwieriger geworden.“

Hast Du eine Bitte, einen Appell an die Fans?
Leitner: „Ja. Ich weiß, wie sehr die Menschen in unserer Region Basketball lieben und dafür leben, außerdem durfte ich viele große Schlachten in diesen Hallen aus verschiedensten Perspektiven beobachten. Egal in welcher Konstellation – wenn Güssing, Oberwart oder Fürstenfeld gegeneinander spielten – es war die pure Energie zu spüren. Ich erzähle meinen Spielern zwischen den Trainings davon und auch von der Energie, die die Menschen hier erzeugen und welche Liebe und Begeisterung sie ihnen entgegen bringen werden. Doch nicht mal ich selber durfte es bis jetzt erleben, wenn diese Menschen, Fans, Eltern, und ‚Basketball-Verrückte‘, zusammen hinter ihrer Mannschaft eine rot-weiß-rote Wand bilden, um sie voranzutreiben. Ich kann es mir im Moment auch noch gar nicht vorstellen. Man sieht es, man wird es hören und sehen, wie sehr diese Spieler für ihr Land schwitzen und mit wie viel Ehrfurcht sie dieses Trikot tragen. Allein deshalb hoffe ich, dass alle, die die Möglichkeit haben unser Team zu unterstützen, in die Hallen kommen.
(EWE)

Presseinfo www.basketballaustria.at/red.

22.07.2015