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Raúl Alonso, der derzeit an seinem „EHF Master Coach“-Diplom arbeitet, hat seine erste Saison als Trainer von Sparkasse Schwaz Handball Tirol hinter sich gebracht. Im Interview spricht er über Rück- und Ausblicke, das EM-Qualifikations-Duell der Damen zwischen Österreich und Spanien und Tiroler Teamspieler.

Wie fällt dein sportliches Resümee der abgelaufenen Saison aus? Raúl Alonso: Wir haben insgesamt eine gute Saison gespielt. Der Altersdurchschnitt wurde im Vorjahr deutlich nach unten geschraubt, mit der stark verjüngten Mannschaft konnten wir viele Punkte sammeln, sowohl im Grunddurchgang als auch im Playoff. Im Viertelfinale haben wir auf Augenhöhe mit dem Meister agiert. Wir konnten auch gegen höher eingeschätzte Gegner reüssieren, etwa gegen Bregenz, das wir zuhause deutlich bezwangen. Es ist uns gelungen, eine spielerische Identität aufzubauen, unsere Handschrift war klar zu lesen. Wir haben ehrlichen Tiroler Handball geboten und konnten denke ich dem Publikum einiges für die tolle Unterstützung zurückgeben.

Wie siehst du die Entwicklung deiner Mannschaft? Damit bin ich sehr zufrieden. Wir konnten Verbesserungen erzielen, aber natürlich gibt es auch weiterhin einiges zu optimieren. Die Spieler haben sich an den noch professionelleren Zugang gewöhnt, ziehen voll mit. Aber sie haben auch nur gewisse Kapazitäten, das ist klar: Kompliment an meine Mannschaft, wie sie das ganze Pensum in dieser Saison absolviert hat und mitgegangen ist. Wir wissen, dass wir nicht perfekt waren und wo wir besonders ansetzen müssen. Die Qualität in der Breite müssen wir sicher noch vergrößern, um weiter vorne anzugreifen.

Wie hat sich der erweiterte Trainingskader inklusive der Bundesliga-Spieler etabliert? Das ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit bei Handball Tirol. Damit garantieren wir die nötige Breite in den Trainings. Viele Spieler, gerade auch aus der Bundesliga, haben sich zuletzt sehr gut entwickelt, Harald Winkler und Mindaugas Andriuska haben hier im Laufe der Saison tolle Arbeit geleistet. Wir verfügen über ein gutes Trainerteam, das die Spieler ständig neu fordern möchte. Wir wollen durch diesen vergrößerten Trainingskader das Niveau weiter anheben. Junge Spieler sollen auch noch mehr Verantwortung auf sich nehmen, nun den nächsten Schritt nach vorne machen. Denn wir dürfen nie aufhören, hungrig zu bleiben.

Wie sehen die nächsten Wochen aus? Wir trainieren noch bis 31. Mai. Von 1. bis 26. Juni steht Urlaub auf dem Programm. Und danach geht es gleich los mit Leistungsdiagnostik. In der Vorbereitungsphase wollen wir den körperlichen Level auf die nächste Stufe heben. Das ist bei zwei Mannschaften besonders wichtig, gerade wenn man an die Doppelspielberechtigten denkt. Die Intensität in HLA und Bundesliga ist schon sehr hoch. Ende Juli ist dann noch einmal eine Woche frei. Insgesamt werden wir bis zum Saisonstart neun Wochen Vorbereitung absolvieren.

Wie betrachtest du das erste Jahr in Tirol aus privater Sicht? Der erste Eindruck, den ich von Tirol hatte, ist bis heute bestehen geblieben: Die Menschen hier haben meine Freundin und mich sehr positiv aufgenommen, der Wohlfühlfaktor ist sehr hoch. Ich freue mich nun auf die freien Tage, wenn ich mal nicht die Halle inspiziere, sondern die Berge und die vielen Wanderwege. Die Ostsee ist ebenfalls sehr charmant, aber Tirol ist als landschaftliches Gegenteil eben auch eine wunderbare Gegend.

Der Kader des HLA-Teams wird unverändert bleiben: Ein Vor- oder ein Nachteil? Dadurch, dass wir keinen Abgang zu verzeichnen haben, werden wir unsere Spielweise nicht verändern. Die Abstimmung wird im zweiten Jahr noch um einiges besser sein, besonders da alle Spieler von Beginn weg an der Vorbereitung teilnehmen können. Wir können in Ruhe weiterarbeiten und werden unserer Spielanlage den nötigen Feinschliff verpassen. Generell werden wir daran arbeiten, ein paar Prozentpunkte in allen Bereichen draufzupacken. Wir haben mit diesem Kader im Grunddurchgang bereits die Hälfte der möglichen Punkte geholt. Wenn wir gewisse Dinge verbessern können, ist in der kommenden Saison definitiv noch mehr drin. Wir wollen mit beiden Teams den sportlichen Zielsetzungen gerecht werden.

Nun zu einem anderen Thema: Österreichs Damen treffen in der EM-Qualifikation auf Spanien, dein Heimatland. Was macht die spanische Stärke im Handball aus? Die spanischen Herren sind ja schon länger in der Weltspitze vertreten, aber die Damen haben im letzten Jahrzehnt eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht und stark zugelegt. Der spanische Handballverband investiert sehr viel in die Qualität der Trainer und in die Ausbildung, an der Basis wird sehr gut gearbeitet. Es wird sehr viel in Kleingruppen agiert, einen großen Stellenwert nimmt die Abwehrarbeit ein. Die spanischen Handballdamen spielen mit viel Dynamik, sind athletisch und spielintelligent.

Mit Thomas Kandolf und Alexander Wanitschek stellt Handball Tirol zwei ÖHB-Teamspieler. Was sagst du zu ihrer Entwicklung? Die beiden stehen für jene Tiroler Mentalität, die Handball Tirol vermittelt. Kanne und Alex haben immer schon gut und akribisch an sich gearbeitet und konnten sich zuletzt sicher nochmals steigern. Die Einberufung ins ÖHB-Team war der verdiente Lohn. Als Teamspieler werden sie die nächste Stufe ihrer Entwicklung nehmen. Beide konnten auch überzeugen, Kanne in Rumänien, Alex besonders bei der Feuertaufe gegen Deutschland. Ich glaube, dass sie sich dauerhaft im Kader etablieren können.

Medieninfo: Handball Tirol

27.05.2016


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