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Nach der 0:2 Niederlage gegen die Türkei war die Enttäuschung bei Tschechien nicht zu übersehen. Aufgrund der gezeigten Leistungen ist das Aus nach der Gruppenphase jedoch keine Überraschung. Nichts ist mehr übrig von der Generation rund um Poborsky, Nedved, Smicer, Koller, Baros. Besteht noch Hoffnung für Tschechiens Fußball?

Der taktische Plan vor dem Spiel gegen die Türkei war klar: Die Terim-Truppe musste unbedingt gewinnen, um noch eine Chance auf das Achtelfinale zu haben. Dementsprechend wollte Tschechien abwarten und Fehler der Türken bestrafen. Doch genau das Gegenteil war der Fall: Die Türkei bestrafte die Fehler der Mannschaft von Pavel Vrba und besiegelte das Aus der einstigen Fußball-Großmacht. Nach dem Spiel gaben Jaroslav Plasil und Ex-Austrianer David Lafata ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt. Gut möglich, dass weitere hinzukommen. Petr Cech erbat sich Bedenkzeit und wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, ob er in der Nationalmannschaft weitermacht.

Fakt ist: Es ist das schlechteste Ergebnis bei einem Endturnier im tschechischen und tschechoslowakischen Fußball. Man hat sich durch eigene Fehler selbst um einen möglichen Aufstieg gebracht. Doch wenn man die Performance der Tschechen näher betrachtet, dann hätte man es sich auch nicht verdient. Dabei liegen die goldenen Zeiten von Tschechien gar nicht so weit zurück! Vor zwölf Jahren, genauer gesagt bei der EURO in Portugal erreichte Tschechien rund um Pavel Nedved das Halbfinale und scheiterte nur unglücklich in der Verlängerung am späteren Europameister Griechenland. Heute ist nichts mehr von diesem Glanz zu sehen. Nun bleibt zu hoffen, dass wieder eine starke Generation kommt, möchte man in der Qualifikationsgruppe mit Deutschland, Nordirland, Norwegen, Aserbaidschan, San Marino an Russland 2018 denken. Der Unterschied zu heute? Damals spielte fast jeder im Ausland bei einem nahmenhaften Verein! Heute spielt gut die Hälfte der Spieler in der heimischen Liga. Und genau da liegt das Problem!

Man sah ganz klar den Unterschied zwischen dem Fußball bei der EURO und dem Fußball der tschechischen Liga. Vom Tempo und der spielerischen Qualität ganz zu schweigen. Trainer Pavel Vrba sprach von einer „unglaublichen Lektion, von der wir hoffentlich bei der WM-Qualifikation profitieren können.“ Zugegeben: Die Gruppe mit Kroatien, Türkei und Spanien war definitiv nicht einfach. Dennoch bleibt aber zu sagen: Tschechien war von der Leistung her einer der schwächsten Teams der EURO. Ok, gegen Spanien hat sich ohnehin niemand einen Punkt erwartet. Das dieser dann in den letzten Minuten durch einen Kopfball von Piquet verloren ging, steht auf einem anderen Blatt. Gegen Kroatien war man ebenso mehr als unterlegen. Man hat mit viel Glück und Leidenschaft aber dennoch aus einem 0:2 ein 2:2 gemacht. Gegen die Türkei hat man in der ersten Halbzeit die besten 45 Minuten des Turniers gespielt. Diesmal war man nicht effektiv genug, die Möglichkeiten wären da gewesen. Zum Abschluss packt man also die Koffer und sagt: Adieu, France!

22.06.2016


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