Andreas Herzog

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Der US-Verband feuerte Teamchef Jürgen Klinsmann und mit ihm musste auch dessen Assistent Andreas Herzog seinen Hut nehmen. Der 48-jährige Wiener gab Sky Sport News HD zu diesem Thema ein ausführliches Interview.

Andreas Herzog:

… über die Entlassung: „Schlussendlich haben wir nach dem Erfolg im Sommer, dem Semifinaleinzug bei der Copa America, gedacht, dass wir einen Bonus haben. Die Entscheidung wurde emotional getroffen. Man kann jetzt nichts machen. Jürgen hat einen super Job gemacht und im amerikanischen Fußball viel weitergebracht. Es ist eine Rieseneuphorie entstanden. Nach fünfeinhalb Jahren ist für ihn die Zeit jetzt zu Ende. Es ist schade, mir hat die Arbeit und Zusammenarbeit extrem viel Spaß gemacht.“

…über die Entwicklung des amerikanischen Fußballs unter Klinsmann: „Der Fußball hat jetzt ein ganz anderes Ansehen. Da geht es nicht um Taktisches oder um einzelne Spieler. Er hat als Weltmann im Fußball ein ganz neues Auftreten an den Tag gelegt. Er hat Bewegung in die Sache gebracht. Wir haben den Gold Cup gewonnen, einen Punkterekord in der WM-Qualifikation erreicht, konnten 12 Siege in Serie feiern. Je länger man darüber nachdenkt, desto verwunderlicher ist es, dass es vorbei ist.“

… über die Möglichkeiten: „Es wäre ein Generationswechsel passiert. Jetzt wäre es das Ziel gewesen mit meiner ehemaligen U23 die richtige Mischung zu finden. Aber wenn man die ersten zwei Spiele verliert, ist man natürlich unter Druck. Wir hatten gehofft, diesen Wechsel noch zu schaffen. Aber so weit ist es nicht mehr gekommen.“

…über die Gründe des Scheiterns: „Jürgen ist ein Mensch, der die Dinge anspricht. Im Endeffekt bin ich glücklich, mit ihm für US Soccer zu arbeiten. Natürlich ist man enttäuscht, wenn die Zusammenarbeit zu Ende geht. Aber wir haben uns nichts vorzuwerfen. Jürgen schon gar nicht. Er hat den amerikanischen Fußball richtig nach vorne gepusht.“

…über die strukturellen Schwierigkeiten des Fußballs in den USA: „Die Größe des Landes ist natürlich extrem hinderlich – im Nachwuchsbereich und im Scouting. In allen Teilen des Landes gute Trainer zu haben, ist um einiges schwieriger als in Europa. Aber das hat Jürgen auch geschafft. Wir hatten von der A-Nationalmannschaft bis runter in den Nachwuchsbereich eine einheitliche Linie. Das hat es früher nicht gegeben. Ich hoffe, dass es auch ohne ihn in den nächsten Jahren weiter bergauf geht.“

…über die Zusammenarbeit mit Klinsmann: „Vor fünfeinhalb Jahren habe ich gesagt, dass ich nie wieder Assistenztrainer sein will. Damals war ich österreichischer U21-Coach. Jetzt hatte ich fünf Jahre eine super Zeit mit Jürgen, sonst wäre ich nicht so lange geblieben. Jedes Camp war lehrreich und hat extrem viel Spaß gemacht. Umso bitterer ist, dass es jetzt vorbei ist. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Bis auf die letzten zwei Spiele.“

… über die Aufgaben, die Jürgen Klinsmann braucht: „Im Endeffekt ist es so, dass Jürgen als Nationaltrainer in Deutschland viel zum heutigen Erfolg beigetragen hat. Auch wenn das viele nicht hören wollen. Mit ihm hat ein Umdenken stattgefunden. Jogi Löw macht einen hervorragenden Job und kann die Lorbeeren ernten. Ich hoffe, dass das jetzt auch in Amerika passiert. Früher oder später wird wieder ein Angebot kommen für das er der richtige Mann ist. Das war in Deutschland so, das war in Amerika so. Wenn ich ihm da weiterhelfen könnte, wäre ich glücklich. Aber das steht alles in den Sternen.“

…über seine persönliche Zukunft: „Jetzt muss ich mich einmal um meine Familie kümmern und durchschnaufen. Natürlich ist eine Enttäuschung da. Als Nationaltrainer bereitet man sich ein Monat auf zwei wichtige Spiele vor, dann gibt es keinen Erfolg. Das muss man einmal wegstecken. Ich habe keine Angst, dass nichts Interessantes daherkommt.“

Medieninfo Sky Sport Austria

23.11.2016