
Der ehemalige Fußball-Profi Dominique Taboga ist untrennbar mit dem heimischen Wettskandal verbunden. In seinem Buch „Schweres Foul“ arbeitet der 34-Jährige die Situation aus seiner Sicht auf. In ersten Teil des Sportreport-Interviews waren das Buch, der Wettskandal selbst und die Aufhebung seiner lebenslangen Sperre ein Thema.
Sportreport: Herr Taboga, lassen Sie uns zum Beginn des Interviews über ihr Buch reden. Es hat den Titel „Schweres Foul“. Was waren die Beweggründe es zu schreiben?
Dominique Taboga: Es ist eine Lebensgeschichte muss ich sagen. Da geht es nicht nur um den Wettskandal. Es geht darum, wie ich zum Fußball gekommen bin. Was habe ich durchgemacht? Wie bin ich Profi geworden. Meine Erfolge, also auch die schönen Seiten. Und dann gibt es natürlich auch Kapitel, die mit dem Wettskandal zu tun hatten. Es soll ein Aufklärungsbuch sein. Das Ziel ist, dass nie wieder ein Mensch in die Situation kommt wie ich. Es soll eine abschreckende Wirkung haben. All das was mit Drohungen und Erpressungen zu tun hat, gegen die Familie oder sich selbst. Wie gesagt es soll niemand mehr in eine solche Lage kommen. Mein Ziel habe ich erreicht, wenn ein Mensch oder ein Sportler „Nein“ zu einer angefragten Wettmanipulation sagt.
Sportreport: Seit wann arbeiten Sie an dem Buch? Was hat Sie dazu bewogen?
Dominique Taboga: Der Gedanke dazu ist mir auf jeden Fall in der U-Haft gekommen. In der ganzen Situation setzt du sehr viel aufs Spiel. Das Familiäre war definitiv ein Antrieb. An dem Buch habe ich jetzt ehrlich gesagt rund ein Jahr gearbeitet. Es hat am Ende Spaß gemacht.
Sportport: Haben Sie irgendwelche Ambitionen, was das Buch anbelangt, sprich die Verkaufszahlen?
Dominique Taboga: Nein! Der Profit ist nicht das Hauptziel. Wenn ein Mensch schon „Nein“ zur Manipulation sagt, habe ich schon gewonnen. Unter diesem Motto steht auch das Buch. Deswegen habe ich es auch geschrieben. Ich hoffe, dass das auch so aufgenommen wird.
Sportreport: Was machen Sie nach ihrer Profikarriere. Was machen Sie gerade? Von was leben Sie?
Dominique Taboga: Ich mache einen ganz normalen 40-Stunden-Job. Ich arbeite bei einem Bürofachhändler in Salzburg in einem Familienbetrieb. Dort bin ich Abteilungsleiter. Ich gehe also einem ganz normalen Beruf als Angestellter nach.
Sportreport: Lassen Sie uns auf ihre Karriere als Profifußballer zurückblicken. Was ist aus ihrer Sicht übrig geblieben?
Dominique Taboga: Es gibt da nichts Spezielles. Es waren sehr, sehr schöne Jahre mit „up and downs“. Ich bin zwei Mal aufgestiegen – Einmal mit Kapfenberg, einmal mit Grödig. Dann die Auslandserfahrung mit Tromsö in Norwegen. Dazu gab es viele einschneidende Erlebnisse. Ich habe meine damalige Frau kennen gelernt. Meine Kinder sind zur Welt gekommen in der damaligen Zeit. Es hat sehr, sehr viele schöne Ereignisse gegeben in dieser Zeit.
Sportreport: Es gab nicht nur schöne Seiten, sondern eben auch Schattenseiten, sprich den Wettskandal. Wie hat die ganze Sache eigentlich begonnen?
Dominique Taboga: Es war in Leoben. Es war meine zweite oder dritte Bundesliga-Saison. Da hat mich einer meiner besten Freunde darauf angesprochen. Es war ein Mannschaftskollege und er hat mich gefragt ob wir das Spiel Ried gegen Leoben manipulieren. Leoben war „in der Kistn“ sag ich mal. Sechster oder siebenter zu dem Zeitpunkt. Ried war Erster und hat um den Aufstieg gespielt. Von der Papierform war es eine klare Sache. Er hat mir dieses Angebot in Aussicht gestellt. Ich hab das System, dieses Konstrukt nicht hinterfragt. Woher kommt das Geld? Und was passiert, wenn die Manipulation nicht aufgeht? Usw. usw. Ich war damals zu naiv, zu dumm und habe das große Geld gesehen. So habe ich dann dem Angebot zugestimmt.
Sportreport: Inwie fern hat das dann auch die sportlichen Leistungen beeinflusst. Wie große war die physische Belastung?
Dominique Taboga: Bei den ersten Manipulationen eigentlich überhaupt nicht! Das waren immer Spiele „David gegen Goliath“. Da war eigentlich von vornherein klar, dass meine Mannschaft verlieren wird. Von zehn Spielen wirst du neun Mal die Partie verlieren. Die zehnte wird dann eine enge Partie werden. Ich habe normal spielen können. Natürlich war der Gedanke immer da – es hat mich aber nicht beeinflusst bzw. es wäre nicht auffällig gewesen, dass ich eine schlechte Partie abliefere.
Sportreport: Wie skrupellos ist die Wettmafia in solchen Fällen? Ihre Familie wurde in der Folge auch hineingezogen. Hat man dann noch die Möglichkeit auszusteigen?
Dominique Taboga: Bist du einmal drinnen kommst du nicht mehr raus. Ich habe ein paar Mal gesagt, dass ich damit nichts mehr zu tun haben möchte. Da haben sie mir gesagt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder du manipulierst weiter oder du hörst auf und wir veröffentlichen das. Dann ist die Karriere ruiniert. Es wäre dann genauso ausgegangen wie jetzt. Im Nachhinein betracht wäre das vielleicht die bessere Möglichkeit gewesen.
Sportreport: Was hat dazu geführt, dass Sie schließlich ausgepackt hast?
Dominique Taboga: Es waren die Erpressungen, die Drohungen. Ich war finanziell am Ende und habe denen nichts mehr geben können. Ich habe meine Schulden nicht mehr zahlen können. Es haben mehrere Faktoren eine Rolle gespielt, weshalb ich dann schließlich zur Polizei gegangen bin.
Sportreport:Inwiefern verfolgt Sie das heute noch? Werden Sie von Leuten angesprochen?
Dominique Taboga: In meiner Arbeit wissen die Stammkunden, wer ich bin. Man redet ab und zu. Aber da ist nichts negatives dabei. Sie sagen zwar, dass ich ein Trottel war und Fehler gemacht habe. Aber ich werde nicht blöd angeredet bzw. muss ich auch sagen, dass ich von fremden Leuten auch nicht blöd angeredet worden bin.
Sportreport: Ihre lebenslange Sperre wurde vom Oberlandesgericht aufgehoben. Sind Sie erleichtert darüber?
Dominique Taboga: Es ist sicher ein schöner Randerfolg für mich. Das ist aber nicht die wichtigste Sache gewesen. Die Fußballlwelt ist aber nicht die wichtigste Welt für mich. Die Prioritäten haben sich verschoben. Vielleicht wird es in ein paar Jahren wichtig, wenn ich vielleicht irgendwann wieder im Fußball aktiv werde. Es ist aber jetzt nicht so, dass ich dadurch wieder voll im Fußball angreifen werde.
Sportreport: Welche Funktionen dürfen Sie eigentlich jetzt noch ausüben?
Dominique Taboga: Jede Funktion! Also ich darf Spieler und auch Trainer sein. Also ich darf eigentlich jeder Tätigkeit im Fußball nachkommen.
01.12.2016