ÖFB-Präsident Leo Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner präsentierten heute Mittag in Wien die sportliche Bilanz des Jahres 2016. In den vier Bereichen Nationalteams der Männer und Burschen – inklusive Talenteförderung, Frauen-Nationalteams, Breitenfußball sowie Trainer Aus- und Fortbildung gab es trotz des ausbleibenden Erfolges des Nationalteams viele positive Ergebnisse und Entwicklungen, die insgesamt zu einer positiven Bilanz führten.
1) Nationalteams Männer & Burschen, inklusive Talenteförderung
Im größten Fokus an Aufmerksamkeit steht zweifellos das Nationalteam, das heuer mit sechs Niederlagen, drei Unentschieden und drei Siegen hinter den Erwartungen geblieben ist. Das Ausscheiden bei der UEFA EURO 2016 in Frankreich nach der Vorrunde und die bisherige Bilanz in der WM-Qualifikation ist nicht zufriedenstellend.
„Nach dem Hoch in der EM-Qualifikation durchschreiten wir nun ein Wellental, es gibt aber keinen Anlass, an der fachlichen und menschlichen Qualifikation des Teamchefs zu zweifeln“, so Präsident Leo Windtner.
32 Spieler hat Teamchef Marcel Koller in diesem Jahr insgesamt nominiert, bis auf Deni Alar hatten alle Spieler auch Einsätze im Team. Die meisten Einsatzminuten erhielt Florian Klein mit 1.023 gespielten Minuten, vor Marko Arnautovic (1.020 Minuten) und David Alaba mit 931.
67 Tage verbrachten die Spieler in diesem Jahr beim Nationalteam.
Zu Jahresbeginn noch auf Platz 10 der FIFA Weltrangliste schloss das Team das Jahr auf Rang 31 ab. „Unser Ziel war und ist Top 30 der Weltrangliste. Platz 10 war mit Sicherheit sehr schmeichelnd, Platz 31 entspricht unserem aktuellen Niveau, denn unsere Zielsetzung hinsichtlich Weltrangliste war und ist dauerhaft um Platz 30 zu sein“, so Sportdirektor Willi Ruttensteiner.
Die statistischen Daten dieses Jahres sprechen auch für sich: mit einem erzielten Tor pro Spiel und 1,4 erhaltenen Toren ist eine Qualifikation für eine große Endrunde schwierig bis unrealistisch, dies wird in die Analysearbeit des Trainer- und Betreuerteams einfließen.
In diesem Jahr haben auch einige junge, U21-spielberechtigte, Spieler den Sprung ins Nationalteam geschafft: neben Marcel Sabitzer gehören nun auch Michael Gregoritsch, Louis Schaub, Alessandro Schöpf und Valentino Lazaro zum Kader von Marcel Koller dazu.
Das Nationalteam überwintert in der Qualifikation für die FIFA Weltmeisterschaft 2018 in Russland in der Gruppe D hinter Irland, Serbien und Wales am vierten Tabellenplatz. Im kommenden Jahr hat das Team drei Heimspiele gegen Moldawien, Georgien und Serbien sowie drei Auswärtsspiele gegen Irland, Wales und Moldawien.
Der Auftakt zur Länderspielsaison erfolgt am 24.3. gegen Moldawien im Ernst Happel Stadion in Wien; 10.000 Tickets sind bereits abgesetzt. Am 28. März trifft das Nationalteam um 20.30 Uhr in Innsbruck auf Finnland.
Neues U21-Nationalteam
Das U21-Team scheiterte in der EM-Qualifikation bekanntlich erst in der Qualifikationsrunde gegen Spanien trotz zweier Remis in St.Pölten und Albacete (ESP), obwohl einige junge Talente wie Marcel Sabitzer oder Valentino Lazaro nicht zur Verfügung standen. Teamchef Werner Gregoritsch hat in diesem Jahr 42 Spieler nominiert und 30 eingesetzt. 13 der in diesem Jahr einberufenen Spieler sind bereits auch für den neuen Jahrgang (1996) spielberechtigt.
Insgesamt absolvierte das U21 Nationalteam 2016 10 Spiele, davon gab es 3 Siege (2x Färöer, Finnland), 4 Unentschieden (Ukraine, Russland, 2x Spanien) und 3 Niederlagen (Ukraine, Serbien, Deutschland).
Über die Zukunft von Werner Gregoritsch als U21-Teamchef soll noch vor Weihnachten eine Entscheidung getroffen werden.
Nachwuchs & Talenteförderung
Die Nachwuchs-Nationalteams der Burschen absolvierten im Jahr 2016 insgesamt 62 Spiele im In- und Ausland.
Herausragend sind dabei die beiden Teilnahmen an EM-Endrunden. Das U19-Team (1.1.1997) mit Teamchef Rupert Marko traf bei der EM in Deutschland auf Portugal, Italien und den Gastgeber. Der Aufstieg ins Viertelfinale gelang nach zwei Remis gegen Portugal und Italien sowie einer Niederlage gegen Deutschland leider nicht.
Das U19-Nationalteam ist im UEFA Ranking aktuell auf Rang 2 und bei der Auslosung der Eliterunden 2017 in Topf 1 gesetzt.
Dem U17-Nationalteam (1.1.1999) gelang mit Teamchef Andi Heraf bei der EM-Endrunde in Aserbaidschan mit zwei Siegen in der Gruppenphase gegen Bosnien und Ukraine und einer Niederlage gegen Deutschland der Sprung ins Viertelfinale. Dort unterlag das Team aber klar gegen den späteren Europameister Portugal mit 0:5.
Leo Windtner: „Für uns ist dies ein toller Erfolg, bei den Endrunden mitspielen zu können. Unser langfristiges Ziel ist, bei allen Endrunden dabei zu sein.“
Im Bereich der Talenteförderung stand heuer die Verlängerung des Projekt12 um weitere drei Jahre, mit einer jährlichen Investitionssumme von 1,4 Millionen Euro, im Mittelpunkt. In den 29 Landesverbands-Ausbildungszentren für 12-14 jährige Burschen und Mädchen in ganz Österreich sowie in den 12 Fußball-Akademien des Landes wird konsequent und gut ausgebildet.
2) Der Frauenfußball
Das Frauen-Nationalteam mit Teamchef Dominik Thalhammer verbesserte sich auf Rang 25 der aktuellen FIFA Weltrangliste und siegte in diesem Jahr in 50% aller Spiele. In 10 Matches gab es 5 Siege, 3 Unentschieden und 2 Niederlagen, diese gegen Deutschland und Norwegen.
Die erstmalige Teilnahme an einer EM-Endrunde, der UEFA WOMENS EURO 2017 im kommenden Sommer in den Niederlanden, ist der größte Erfolg in der Geschichte des Frauenfußballs in Österreich. Die Planung der Vorbereitung auf die EM steht aktuell im Vordergrund der Tätigkeiten.
„Die Teilnahme an den Europameisterschaften ist die Bestätigung unseres konsequenten Weges im Frauenfußball. Ich bin überzeugt, dass diese EM für den Mädchen- und Frauenfußball wichtige Impulse bringen wird“, so Leo Windtner.
Sechs Spielerinnnen vom Nationalen Zentrum (Nicole Billa, Manuela Zinsberger, Sophie Maierhofer, Marina Georgieva, Jasmin Pal, Barbara Dunst) gehören zum aktuellen Stamm des Kaders von Dominik Thalhammer. Im erweiterten, 31 Spielerinnen umfassenden, Kader des Frauen Nationalteams stehen 14 Legionärinnen.
Bei der Lotterien Gala Nacht des Sport wurde das Frauen Nationalteam heuer bei der Wahl zur Mannschaft des Jahres auf Platz 2 gewählt.
Dem U19-Frauen Team (1.1.1997) gelang mit Teamchefin Irene Fuhrmann ebenfalls die Qualifikation für die EM-Endrunde in der Slowakei. Nach Niederlagen gegen die Top-Teams aus der Schweiz, aus Spanien und Deutschland war aber nach der Gruppenphase Endstation.
Das Nationale Zentrum entwickelt sich immer mehr zur Talenteschmiede im heimischen Frauen-Fußball. Die Kombination aus schulischer Ausbildung und modernster sportlicher Entwicklung ist bei den jungen Mädchen sehr gefragt: Bei diesjährigen Tag der offenen Tür wurde ein Besucher-Rekord mit über 200 Interessentinnen vermerkt.
Am Ernst Weber LAZ-Konvent in Linz Anfang Dezember nahm erstmals auch ein Frauen-Team teil.
3) Der Breitenfußball
Im Österreichischen Fußball-Bund gibt es aktuell über 300.000 aktive Spielerinnen und Spieler, davon rund 190.000 Kinder und Jugendliche in über 8.250 Nachwuchsmannschaften, organisiert in rund 2.300 Vereinen in ganz Österreich.
Der Fußball hat damit auch eine gewaltige wirtschaftliche Bedeutung mit einer jährlichen Brutto-Wertschöpfung von 667,2 Millionen Euro (0,23% des BIP). Alleine das Ehrenamt entspricht einem Vollzeitäquivalent von 2.516 Arbeitsplätzen. Das Ehrenamt spart Personalkosten von 153,7 Millionen Euro, und das Gesundheitswesen wird jährlich mit bis zu 141 Millionen Euro entlastet (Quelle: SportsEcon Austria, 08/2015).
Die aktuellen ÖFB-Aktivitäten und –Projekte im Breitenfußball erhielten seitens der UEFA in diesem Jahr besondere Würdigungen: Der UEFA Grassroots Panel verlieh dem ÖFB in der UEFA Grassroots Charta das „Advanced Level“ in Silber.
Das im November 2015 präsentierte Projekt Teamplay ohne Abseits, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Integrationsministerium unter der Leitung von Bundesminister Sebastian Kurz, der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH des Österreichischen Integrationsfonds, der Österreichischen Fußball-Bundesliga sowie dem ÖFB, wurde vom Europäischen Fußball-Verband mit dem UEFA Grassroots Award in Gold ausgezeichnet. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um die gelebte Integration im Fußball weiter zu fördern, um Vorurteile abzubauen und gegenseitigen Respekt bei den Nachwuchs-Fußballteams in ganz Österreich zu vermitteln. Bei Teamplay ohne Abseits treffen erfolgreiche Migrant/innen – so genannte Integrationsbotschafter/innen der Initiative ZUSAMMEN:ÖSTERREICH – auf junge Fußballspieler/innen in Vereinen und Fußballclubs und arbeiten gemeinsam am Abbau von Vorurteilen.
Futsal-Challenge erstmals
Neu ins Leben gerufen wurde in diesem Jahr die ÖFB Futsal Challenge, an der ausschließlich Futsal-Stammvereinsspieler teilnehmen können. Die ÖFB Futsal Challenge startete mit sechs Teams in die erste Saison (1. FC Murexin Allstars Wr. Neustadt, Stella Rossa tipp3, Futsal Klagenfurt, Futsal Innsbruck, FC Internazionale Wien, Vienna Walzer).
Projekt UGOTCHI – Alles Fußball
50.000 Volksschüler/innen aus 2.728 Klassen und 940 Schulen (30% aller Volksschulen in Österreich) nahmen an dem Gemeinschaftsprojekt von Sportunion und ÖFB teil, bei dem es um mehr Bewegung für Kinder geht. Ein toller Erfolg!
Die Sparkasse Schülerliga (743 Schulen nehmen teil), die Uniqua Mädchen-Fußball-Liga (mehr als 200 Schulen nehmen teil), der Coca Cola Cup (400 Spielerinnen und Spieler), die Unterstützung der Integrations-Fußball WM 2016 sowie des Homeless World Cup sind bereits etablierte Projekte im Bereich des Breitenfußball, die auch 2016 erfolgreich weitergeführt wurden.
4) Die Traineraus- und -fortbildung
354 Absolventen erhielten heuer im Bereich der Traineraus- und -fortbildung ihre Diplome. 2016 wurden in Kursen mehr als 1.500 Stunden unterrichtet, beginnend beim ÖFB-Junioren B-Diplom, ÖFB-Nationales Torwarttrainer-Diplom, UEFA-Futsal-B-Diplom, UEFA-A-Diplom, UEFA-Pro-Diplom und UEFA-Elite-Junioren-A-Diplom.
Bei den Fortbildungen für die UEFA-Torwarttrainer-A-Diplom Anpassung, die Bundesliga 1 und 2 Trainer Fortbildung sowie die Trainer-Seminare in Wiener Neudorf und Saalfelden wurde etwas mehr als 43 Stunden geschult.
Mit 01.07.2016 wurde eine neue Trainerordnung implementiert, die nun auch vollinhaltlich den Vorgaben der UEFA-Konvention hinsichtlich der gegenseitigen Anerkennung von Trainer-Qualifikationen unter den Mitgliedsverbänden entspricht. Die Neustrukturierung übertrifft, wie schon bisher, die vorgeschriebenen Mindestanforderungen und Richtlinien der UEFA, insbesondere betreffend der erforderlichen Unterrichtseinheiten. Der Fokus liegt am „reality based learning“.
Organisatorisch übernahm heuer Dominik Thalhammer die sportliche Leitung der Traineraus- und -fortbildung von Thomas Janeschitz, Walter Konir übernahm die administrative Leitung nach der Pensionierung von Otto Waldhardt.
„Wir können insgesamt sehr positiv bilanzieren, wenngleich große Erfolge beim Nationalteam ausgeblieben sind. Dennoch konnten in vielen Bereiche tolle und historische Ergebnisse und Fortschritte erzielt werden. Wir entwickeln uns kontinuierlich weiter, das ist das Entscheidende“, so abschließend ÖFB Präsident Leo Windtner.
Presseinfo ÖFB
13.12.2016