Marcel Hirscher

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Die Spekulationen um den möglichen Rücktritt von Marcel Hirscher waren in den vergangenen Wochen sehr intensiv. Seit Mittwochabend gibt es Klarheit! Der Salzburger beendet seine legendäre Karriere und hängt den Helm an den sprichwörtlichen Nagel. Die Art und Weise wie er das tat war vermutlich der perfekte Rücktritt zu einer einzigartigen sportlichen Laufbahn. Ein Kommentar von Thomas Muck und Lukas Hörmandinger.

Marcel Hirscher verlässt die große Ski-Bühne. Gäbe es einen „Mount Rushmore“ bei den Alpinen, würde man kaum am Salzburger vorbekommen. Der österreichische Ausnahmesportler würde sich wohl in einer Runde mit Ingemar Stenmark (Schweden), Marc Giradelli (Luxemburg) und Pirmin Zurbriggen (Schweiz) wieder finden. Acht Gesamt-Weltcup-Siege, 67 Weltcup-Siege, sieben WM-Goldmedaillen und zwei Mal Olympia-Gold machen Hirscher zu einer lebenden Ski-Legende. Eine Floskel, mit welcher der Salzburger in der Vergangenheit wenig anfangen konnte und wollte. Nach seinem Rücktritt wird er sich damit aber anfreunden müssen.

Gefühlt hat Marcel Hirscher für seinen Rücktritt einen perfekten Zeitpunkt gewählt. Bis auf seine schwere Knöchelverletzung blieb er von gröberen Verletzungen verschont. In seiner sportlichen Pension kann er somit jede Form von sportlicher Aktivität nachgehen. Wie er im Rahmen seiner Abschieds-Pressekonferenz meinte, kann er mit seinem Sohn auch Fußballspielen gehen. Somit hat er körperlich den perfekten Zeitpunkt für das Karriereende geschafft. Das Ende einer Profi-Sportkarriere ohne gröberer körperlicher Beeinträchtigung ist in der Tat einzigartig.

Aber auch auf anderen Ebenen ist der Rücktritt gefühlt zu einem perfekten Zeitpunkt gewählt zu haben. Nach über einem Jahrzehnt im Profi-Sport „lädt der Akku“ einfach nicht mehr schnell genug auf. Fehlende Motivation, fehlende geistige Frisch führen zwangsläufig zu Verletzungen. Dies führt zu „erhöhter mentaler Beanspruch“. Zwei NFL-Stars haben in der jüngeren Vergangenheit über diesen Kreislauf erschreckend klare Worte gefunden. Bevor sein Körper oder die Lieber zu seiner Sportart also darunter leiden, macht Hirscher am Höhepunkt einen Abgang. Ein mutiger, aber auf dieser Ebene richtiger Schritt!

Marcel Hirscher hat in seiner Karriere alles gewonnen was er konnte! Goldmedaillen, kleine und große Kristallkugeln, Sportler des Jahres etc. Ist der Salzburger der GOAT? Der Größte aller Zeiten? Für viele Österreicher und die Medien ist er es definitiv, wurde doch sogar eine politische Debatte für seine Pressekonferenz vertagt! Aufgrund des Zeitpunkts seines Rücktritts und der Wortwahl gehört er definitiv auf den „Mount Rushmore der alpinen Ski-Herren“.

Was kann man Marcel Hirscher für seine Zukunft wünschen? In Wahrheit ist es nicht viel. Eigentlich sind es Basisdinge. Gesundheit für ihn und sein persönliches Umfeld, Ruhe und Qualitätszeit mit seiner Familie. Sprich ein Leben abseits des medialen Rampenlichts, welches am Ende des Tages sicher ebenfalls viel Energie kostet.

06.09.2019