WFC 2020 Helsinki

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Die europäischen Qualifikationsturniere für den WFC 2020 in Helsinki sind geschlagen, zwölf von sechzehn WM-Teilnehmern stehen fest. Doch zeichnet sich erneut ein Trend ab, der bereits in den letzten Jahren zu beobachten war: die Varietät der Mannschaften lässt zu wünschen übrig, „Underdog“-Länder wie Österreich haben kaum eine Chance, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Während das Spielformat der Endrunde selbst sehr freundlich gegenüber schlechter platzierten Teams ist, gibt die Qualifikation kaum Raum für Überraschungen und neue WM-Mitstreiter. Obwohl für große Sporarten wie Fußball und mittlerweile auch Eishockey ein gruppenbasiertes Qualiformat hilfreich ist, um einen ständigen Wechsel an WM-Teilnehmern zu gewährleisten, führt ebenjenes System bei kleineren Disziplinen wie Floorball, denen es an ausreichend starken Nationalteams fehlt, zu Stillstand.
Wirft man einen Blick auf die vergangenen vier Unihockeyweltmeisterschaften (das heutige Qualifikationssystem wurde erstmals 2012 eingeführt), fällt einem sofort auf, dass acht der zehn WM-Teilnehmer an allen vier Turnieren teilgenommen haben. Einzig Dänemark (2012) und Polen (2014) mussten jeweils zusehen. Für Estland ist das heurige Verpassen eines WFC-Tickets eine Premiere, die Balten fielen dem Umstand zum Opfer, dass ein WM-Platz von Europa nach Asien übergeben wurde. Zugleich müssen Ungarn seit 2012 und Russland seit 2014 auf eine erneute Qualifikation warten, während sich Österreich und Italien noch nie ein WM-Ticket über ein Qualifikationsturnier sichern konnten. Alle anderen europäischen Nationen durften überhaupt noch nie an einem WFC teilnehmen.
Deshalb macht hier ein divisionsbasiertes System wie im Eishockey, das auch die IFF mit Unterbrechung von 2000 bis 2008 beziehungsweise adaptiert auch 2010 verwendet hatte, viel mehr Sinn. „Kleinere“ Nationen haben dadurch die Chance, sich regelmäßig mit ungefähr gleich starken Ländern zu messen. Dies führt einerseits zu mehr spannenderen Matches, beugt Spiele, die 51:0 enden, vor und bietet (vor allem jungen) Spielern die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen und damit ihrem Land nach oben zu helfen. Gleichzeitig bietet es diesen Ländern die Chance, selbst internationale Turniere abzuhalten, was zu erhöhter medialer Aufmerksamkeit und damit langfristig erhöhter Popularität des Sports führt.
In der obersten Spielklasse, der „A-WM“, würden so die besten sechzehn Nationen der Floorballwelt antreten. Aufgeteilt würden diese wie bisher in vier Vierer-Gruppen, wobei die Nationen auf den Weltranglistenplätzen 1 bis 8 auf die Gruppen A und B und die auf den Plätzen 9 bis 16 gereihten Teams auf die Gruppen C und D verteilt würden. Gruppensieger und -zweite der Gruppen A und B sind nach einer einfachen Gruppenphase bereits fix für das Viertelfinale qualifiziert, während Gruppenzweite und -dritte aus diesen Gruppen sowie die Gruppensieger und -zweiten der Gruppen C und D in einer Zwischenrunde um die restlichen vier Playoffplätze spielen müssen. Von da an wird in einer typischen K.O.-Phase der Weltmeister ermittelt. Soweit wie gehabt.
Für die Gruppendritten und -vierten der Gruppen C und D wäre die WM damit aber noch nicht zu Ende. Diese würden in einer Relegationsphase, in der sie gekreuzt gegeneinander spielen müssten, um den Verbleib in der Erstklassigkeit spielen. Die beiden Verlierer steigen dann in die B-Division ab.
Diese B-Division würde aus den Weltranglistenplätzen 17 bis 28 zusammengesetzt und in zwei Sechser-Gruppen über die Bühne gehen. Nach einer einfachen Gruppenphase steigen die Gruppensieger in die A-Division auf, die Gruppenletzten müssen „runter“ in die C-Division. Um die Endplatzierungen festzulegen, spielen die jeweilig gleichplatzierten Teams beider Gruppen gegeneinander.
Je nachdem, wie viele Staaten sich jeweils für einen Antritt an dem Nationenturnier registrieren, wird das Format der B-Division in ähnlicher Dimension auch in der C- und wenn nötig weiteren Divisionen abgehalten.
Ein derartiges System führt wie bereits angesprochen zu einer Förderung der kleineren Nationen, da diese sich nun regelmäßig mit Ländern auf einem ähnlichen Niveau messen können und somit neue Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig werden vernichtende Niederlagen, die wohl weder Sieger noch Verlierer wirklich Spaß machen, nicht mehr alltäglich und auch die größeren Nationen müssen ständig um ihren Platz in der Erstklassigkeit bangen. Durch den Bedarf an zusätzlichen Spielorten wird Floorball auch in schwächeren Nationen gefördert. Durch eine ständige Fluktuation der Teams entsteht zusätzlich mehr Wettbewerb, da neue Herausforderungen und die Gefahr des Abstiegs in eine untere Division ständig Topleistungen abgerufen werden müssen.

Die Aufteilung der Teams* würde dann wie folgt aussehen:
A-Division:
Gruppen A & B: Finnland (1), Schweden (2), Schweiz (3), Tschechien (4), Deutschland (5), Norwegen (6), Dänemark (7), Lettland (8)
Gruppen C & D: Slowakei (9), Estland (10), Kanada (11), Polen (12), Australien (13), Thailand (14), USA (15), Singapur (16)
B-Division:
Topf 1: Japan (17), Russland (18), Spanien (19), Slowenien (20)
Topf 2: Korea (21), Belgien (22), Niederlande (23), Österreich (24)
Topf 3: Malaysia (25), Neuseeland (26), Ungarn (27), Großbritannien (28)
C-Division:
Topf 1: Island (29), Italien (30), Frankreich (32) – Serbien (31) hat für die diesjährige Qualifikation kein Team gemeldet
Topf 2: Liechtenstein (33), Philippinen (35) – China** (34) & Indonesien (36) haben für die diesjährige Qualifikation kein Team gemeldet
Topf 3: Elfenbeinküste (40) – Indien (37), Iran (38) & Nigeria** (39) haben für die diesjährige Qualifikation kein Team gemeldet
Die weiteren, derzeit platzierten Nationen sind: Kenia** (41), Uganda** (42), Myanmar (43), Ukraine (44 – stellte bei der diesjährigen Qualifikation ein Team), Jamaika (45) & Georgien (46)
Ungelistete Mitgliedsländer der IFF: Weißrussland, Brasilien, Israel
Ungelistete, schwebende Mitgliedsländer der IFF: Argentinien, Armenien, Burkina Faso, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Kroatien, Haiti, Irland, Kiribati, Kuwait, Hongkong, Litauen, Malta, Moldawien, Mosambik, Mongolei, Pakistan, Portugal, Rumänien, Ruanda, Sierra Leone, Somalia, Südafrika, Togo, Türkei, Venezuela

für Sportreport (Lukas Hörmandinger)
*Weltranglistenplätze Stand 4.2.2020
**derzeit schwebendes Mitglied (Stand 4.2.2020)

04.02.2020