Werder Bremen-Trainer Florian Kohfeldt vor Abstiegsfinale zuversichtlich: „Wir glauben auf jeden Fall“

© Sportreport

Die wichtigsten Stimmen im Vorlauf zu den Partien des 34. Spieltages der Deutschen Bundesliga bei Sky.

Für Werder Bremen der wichtigste Spieltag, entscheidet er doch über den direkten Abstieg oder die Möglichkeit den Klassenerhalt in den Relegationsspielen zu schaffen.

Florian Kohfeldt (Trainer SV Werder Bremen) …
… zur Frage, wann er die Enttäuschung der Niederlage gegen Mainz verdaut hatte: „Montag. Sonntag habe ich gebraucht. Wenn man mich so noch nie kennengelernt hat, dann deshalb, weil ich so noch nie war und mich so noch nie gefühlt habe. Ich habe immer versucht, ehrlich zu sein in allen Interviews, die ich bis heute gegeben habe. In dem Moment war einfach eine Riesenchance verpasst. Ich wusste, wir sind jetzt absolut auf Schützenhilfe angewiesen. Das ist aber auch eine Form von Ehrlichkeit, denn diese Emotion habe ich, diese Emotion habe ich für den Verein und das war etwas, das mir sehr wehgetan hat letzte Woche. Das hat man gesehen, das war so, aber dann habe ich auf die Tabelle geschaut, habe mich geschüttelt und am Montag war ich wieder voll da. Wir müssen heute gewinnen, das ist das Wichtigste. Aber dann ist es für mich kein Wunder, wenn Union Berlin gegen Fortuna Düsseldorf gewinnt oder einen Punkt holt.“

… zur Frage, wie er die Spieler wieder aufgerüttelt hat: „Es waren viele Spieler dabei, die sehr enttäuscht waren am Samstag. Es wäre auch der völlig falsche Moment für reine Professionalität gewesen, zumal wir eine ganze Woche hatten. Dienstagmorgen habe ich eine Ansprache gehalten, die ganze Trainingswoche war sehr gut, die Spannung ist da. Wir glauben, wir glauben auf jeden Fall. Wir müssen heute unseren Teil dazu beitragen.“

… zur Frage, ob er wie Bode ein flaues Gefühl im Magen habe: „Ich habe einen sehr guten Magen. Das ist der Vorteil der direkt Beteiligten, wenn man in die unmittelbare Spielvorbereitung geht. Wir haben jetzt Dinge, auf die wir uns fokussieren müssen. Köln spielt heute mit Dreierkette, das sind Dinge, auf die ich mich konzentriere. Da habe ich keine Zeit, flau zu sein. Ich habe Energie, um 17.20 Uhr schauen wir, was rausgekommen ist.“

… zur Aufstellung von Niclas Füllkrug: „Ich habe am Mittwoch nochmal mit Personen aus seinem direkten Umfeld telefoniert, die ihn näher kennen, um zu fragen, ob das, was er mir sagt, zutrifft. Alle haben gesagt, er fühlt sich so, wie er es dir sagt. Dann habe ich mir das Mainz-Spiel nochmal angeguckt, er hat dort 45 Minuten durchgehalten, durchgehend Akzente gesetzt. Da halte ich es für eine vertretbare Entscheidung. Und dann muss ich nicht betonen, wie sehr uns seine Verletzung wehgetan hat, und dann war es keine Frage mehr für mich.“

… zu seiner Zukunft: „Das ist nicht meine Entscheidung. Wir haben bis jetzt null Komma null darüber gesprochen, was nach der Saison ist. Ich werde die Entscheidung treffen im vollen Bewusstsein, was das Beste für Werder Bremen ist. Wenn ich davon überzeugt bin, der Beste zu sein, um auch mit Werder einen Neuanfang zu machen, auch in der 2. Liga, dann werde ich das tun.“

Marco Bode (Aufsichtsratschef SV Werder Bremen) …
… zur Anspannung vor dem Spiel: „Ich muss zugeben, das Gefühl im Bauch ist schon etwas flau, die Aufregung ist da. Natürlich haben wir in den letzten Tagen auch wieder Hoffnung geschöpft. Letzte Woche in Mainz haben wir einen Big Point liegen gelassen und waren darüber auch sehr enttäuscht. Aber im Laufe der Tage hat sich das verändert. Ich glaube schon, dass wir alle den Glauben nochmal gefunden haben, dass heute etwas Außergewöhnliches passieren kann. Die Voraussetzung dafür ist, dass wir gewinnen, vielleicht sogar hoch gewinnen. Jetzt gilt es, das im letzten Spiel nochmal umzusetzen. Alle werden nochmal mitfiebern.“

… zur Vorbereitung auf das Spiel: „Es gab zunächst eine relativ normale Trainingswoche, aber dann im Laufe der Woche auch Input von Mitarbeitern, von Menschen drumherum. Ich weiß nicht, wie viele SMS und WhatsApp-Nachrichten ich bekommen habe. Das geht glaube ich allen so. Man merkt, dass nach wie vor viele Herzen an Werder hängen, das gibt jedem Spieler, der heute ins Spiel geht, Vertrauen, dass hier sozusagen diese Nähe und Sympathie zu Werder weiter vorhanden ist.“

… zur Erwartung an das Spiel: „Ich glaube und hoffe, dass wir nochmal alle Leidenschaft reinbringen. Es ist unsere letzte Chance. Wir müssen auf Sieg spielen. Nicht um jeden Preis gleich alles oder nichts, aber eine Führung zur Halbzeit wäre natürlich sehr hilfreich. Und dann müssen wir auf den anderen Platz nach Berlin schauen. Aber auch da bin ich sicher, dass das Spiel noch nicht entschieden ist. Von daher brauchen wir eine positive Einstellung, viel Mut, aber auch eine Portion Köpfchen, um das Spiel vernünftig anzugehen.“

… zu seiner Zukunft: „Ich habe mich in den vergangenen Tagen schon so geäußert, dass ich auch gesagt habe, es geht nicht um Personal und nicht um mich. Es geht um den Klub, und ich glaube, wir, die in der Verantwortung stehen und dazu zähle ich auch, wir tragen eben diese Verantwortung auch mit einem Pflichtbewusstsein. Ich werde mich nicht aus dem Staub machen, wenn das heute schiefgeht und ich glaube, das gilt auch für die anderen Protagonisten. Wir werden uns dann alles nochmal anschauen und fragen, wie konnte es zu dieser Krisensaison kommen. Aber ich glaube, es ist auch wichtig, dass wir eine verantwortungsvolle und professionelle Einstellung zu dieser Situation finden. Auch wenn es schiefgeht, muss Werder Werder bleiben. Es muss weitergehen.“

… zu den Lehren aus der Situation: „Ein einfaches „Weiter so“ kommt nicht infrage. Aber Werder Bremen und die Identifikation für viele Menschen in der Stadt und der Region, das ist so wichtig. Die Werte und die Philosophie darf man nicht einfach so aufgeben oder leichtfertig die falschen Schlüsse ziehen. Wir werden analysieren, Entscheidungen treffen, wie es weitergeht, aber es ist aktuell heute noch kein Thema.“

… zur Analyse in den nächsten Tagen: „Wir werden, wenn heute eine Entscheidung fallen sollte, schon morgen natürlich und an jedem der nächsten Tage miteinander sprechen, offen und kritisch, aber auch respektvoll. Und ich denke, dass man dann Mitte, Ende nächster Woche auch sprechfähig sein wird. Wir hoffen aber darauf, dass alles sich noch um eine Woche verzögert und wir die Relegation erreichen.“

… zur Frage, wie Trainer Florian Kohfeldt mit der Situation umgeht: „Wir haben schon am Sonntag miteinander telefoniert, die Luft ist wieder da. Wir müssen realistisch sein. Jetzt zu glauben, es ist alles in Ordnung, das ist natürlich nicht der Fall. Wir sind auf Hilfe von Union angewiesen und müssen zunächst das Spiel hier überzeugend gewinnen. Aber das Vertrauen ist noch da, der Kampfgeist ist zurück auch bei Florian Kohfeldt, das ist das alles Entscheidende. Ich hoffe, dass es auch die Spieler heute umsetzen können.“

Markus Gisdol (Trainer 1. FC Köln) …
… zu seinen Erfahrungen im Abstiegskampf mit Hoffenheim: „Man kann viel drüber erzählen, aber das spürst du nur, wenn du mal in der Situation warst. Deshalb kann ich mich da gut hineinversetzen. Wir haben damals in einer außergewöhnlichen Partie noch was gedreht. Aber für uns geht es heute drum, sportlich fair die Saison mit unserer besten Leistung zu beenden. Das ist unser Job heute. Für die anderen Ergebnisse sind die anderen Mannschaften verantwortlich, nicht wir.“

Uwe Rösler (Trainer Fortuna Düsseldorf) …
… zu seinen Erfahrungen im Abstiegskampf: „Als Trainer war ich noch nicht so oft in einer so bedrohlichen Situation. Das ist mit Aufstiegs-Play-offs nicht zu vergleichen. Aber wir nehmen die Situation an, ich nehme die Situation an. Es ist ein Riesenplus für uns, dass wir von Anfang an gewusst haben, dass wir gegen den Abstieg spielen. Wir sind nicht unruhig geworden, haben eine super Mentalität, haben so viel investiert, dass wir den Vorsprung vor den Bremern beibehalten und heute müssen wir es über die Linie bringen.“

… zur offensiven Aufstellung: „Wir wollen das Spiel gewinnen, weil dann sind wir nicht abhängig von anderen Resultaten. Wir haben die Spieler auf dem Platz, die in form sind, die permanent Tore gemacht haben, auch Steven hat einen guten Eindruck hinterlassen in Leipzig und in München. Ich bin ohnehin ein Trainer, der gerne nach vorne spielen lässt, auch nach vorne verteidigen lässt. Wir müssen Tore machen und wir wollen Tore machen. Das spiegelt sich in der Aufstellung wider.“

Max Eberl (Sportdirektor Borussia Mönchengladbach) …
… zu den finanziellen Möglichkeiten einer Champions-League-Qualifikation: „Erstmal wäre es ein sportlich herausragendes Ergebnis, daran wird man als Sportdirektor auch gemessen. Also das Sportliche kommt bei mir als erstes. Aber ich weiß auch, dass Stephan Schippers, unser Finanzdirektor, zwei Tabellen hat, einmal mit Champions-League-Einnahmen und einmal mit Europa-League-Einnahmen. Natürlich, in der heutigen Zeit würde nicht nur der sportliche Erfolg großen Wert haben, sondern auch der finanzielle, weil wir alle stark gebeutelt sind von der Krise, die uns überfallen hat.“

… zu Vertragsgesprächen mit Kapitän Lars Stindl: „Momentan sind generell Vertragsgespräche auf Eis gelegt. Wir müssen alle abwarten. Wir wissen nicht, was das Fernsehgeld in der Champions League bedeutet. Bleibt es bei der Summe oder sagt jemand bei der UEFA, es ist weniger, weil es keine Zuschauer gibt und so weiter. Es gibt so viele Unbekannten gerade, die kaufmännisch echt extrem schwer darzustellen sind. Was nicht heißt, dass wir nicht weiter an unserem Kader basteln müssen. Das ist genau die Krux, in der wir uns gerade befinden als Sportdirektoren. Natürlich ist Lars unser Gesicht, natürlich ist Lars unser Kapitän. Natürlich werden wir, sobald es wieder möglich ist zu agieren, auch über Lars nachdenken.“

… zu seinen Aussagen über Hertha BSC: „Ich beschreibe meinen Verein, was bei Borussia Mönchengladbach möglich ist. Wir werden ja auch immer wieder in den Reigen der ganz großen Vereine gepackt, obwohl wir einen anderen Weg gehen. Wir mussten eine harte Ochsentour wählen, um da zu sein, wo wir jetzt sind. Andere Vereine haben andere Möglichkeiten, das versuche ich immer nur in der Realität hervorzuholen. Ich lese bei Hertha ja auch nur aus der Ferne, was sie bekommen. Es ist so, dass Vereine sich dann Möglichkeiten holen, das meine ich auch gar nicht negativ, ohne Wertung, aber die dann doch relativ schnell wieder auf einen anderen Stellenwert kommen. Als ich anfing, über Fußball zu reden, war es so, man musste jahrelang erfolgreich sein, um mit anderen zu konkurrieren. Heute kann es sehr schnell gehen, das habe ich als Beispiel gebracht. Es ist ein Konkurrent mehr im Kampf um die Plätze, bei denen wir mit dabei sein wollen.“

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach) …
… zur Erwartung an das Spiel: „Ich glaube, dass die Mannschaft in den letzten Wochen gezeigt hat, wo sie hin möchte. Heute geht es um den letzten Schritt. Ich glaube, dass die Mannschaft dementsprechend auftreten wird. Ich erwarte Hertha hier dagegenhaltend, mit Stärke, Physis, fußballerischer Qualität vorne. Von meiner Mannschaft erwarte ich, dass wir wir sind. Dass wir das, was wir dieses Jahr gezeigt haben, was uns ausgezeichnet hat, dass wir das auf den Platz bringen, um uns zu belohnen dafür, was wir geleistet haben.“

Peter Bosz (Trainer Bayer 04 Leverkusen) …
… zum Bankplatz von Kai Havertz: „Weil er bis jetzt alles gespielt hat. Wir haben einen sehr breiten Kader. Da muss man das ausnutzen.“

Michael Zorc (Sportdirektor Borussia Dortmund) …
… zum bevorstehenden Abgang von Achraf Hakimi: „Wir haben immer noch gehofft, Achraf in einem anderen Konstrukt bei uns zu behalten. Aber auch bei Real Madrid ist der Wunsch da, irgendwann Geld einzulösen. Diese Woche hat es nochmal eine Entwicklung gegeben, die Summe wird vermutlich nochmal höher sein. Da müssen wir für uns erkennen, das wollen wir nicht, das können wir nicht.“

TV Experte Lothar Matthäus …
… zu den Gründen für den Bremer Absturz: „Der Kader ist nicht so zusammengestellt, dass man gegen den Abstieg spielt. Man hat große Ziele gehabt, wollte Europa angreifen und deshalb hat man es vielleicht zu spät erkannt, dass es im Abstiegskampf nicht um das Spielerische geht. Man hat lange Zeit die Situation zu schöngeredet. Wenn du mal mittendrin bist, sind andere Fähigkeiten gefragt.“

… zur Zukunft von Mario Götze: „Wichtig ist, dass er einen Verein findet, wo man ihm vertraut, einen Trainer, der auf ihn steht und der eine Position für ihn findet. Das ist ganz sicher nicht auf den Flügeln, nicht vorne drin im Strafraum. Mario Götze ist einer, der aus der zweiten Reihe kommt, auf der Zehn. Er kann auch auf der Achterposition spielen, fußballerisch hat er große Möglichkeiten. Aber er ist keiner, der den Gegner ausdribbeln kann, weil ihm dafür die Geschwindigkeit fehlt. Ihm fehlt auch das Selbstvertrauen, das ist wichtig, dass er das wiederbekommt. Es wäre schön, wenn er in der Bundesliga bleiben könnte, er ist international auch ein Aushängeschild für den deutschen Fußball. Ich habe immer gesagt, Hertha BSC könnte sexy sein. Italien wäre auch eine Möglichkeit, für England ist er nicht der Spielertyp. Aber wichtig ist, dass er wieder Spaß am Fußball findet.“

TV Experte Dietmar Hamann …
… zu den Chancen der Bayern in Pokal und Champions League: „Gegen Leverkusen wird es ein schweres Spiel, Leverkusen wird sie testen. Ich glaube, dass sie zwei Titel holen werden. Ich glaube auch, dass es ein Nachteil für die Bayern ist, dass eine Pause vor der Champions League ist und dass nur ein Spiel ist. In einem Spiel ist alles möglich, in zwei spielen setzt sich prozentual öfter die bessere Mannschaft durch. Sie haben aber seit dem Restart alle acht Spiele gewonnen, ob es nochmal möglich ist, die Mannschaft so hochzufahren und die Intensität ins Spiel und ins Training zu bekommen, wird man sehen. Aber der Modus und wann das Turnier gespielt wird, hilft den Bayern sicher nicht.“

… zum Verbleib von Trainer Lucien Favre in Dortmund: „Er hat hervorragende Arbeit geleistet, seit er dort ist. Ich glaube, dieses Jahr war nicht mehr drin. Dass die Bayern verdient Meister sind, daran gibt es nichts zu rütteln. Sie waren die beste Mannschaft, aber wenn die eine oder andere Entscheidung anders gelaufen wäre, hätte es anders laufen können. Das letzte Jahr kann man ihm vorhalten, dass er sich zu defensiv verhalten hat, als sie einen großen Vorsprung auf die Bayern hatten. Dieses Jahr war gegen die Bayern kein Kraut gewachsen. Ich wüsste derzeit keinen, der es besser machen würde.“

… zur Frage, ob Clemens Tönnies bei Schalke noch tragbar ist: „Im Moment besteht ein großes Gefühl der Entfremdung. Alles, was du von Schalke hörst, ist negativ. Diese Fahrer, die entlassen wurden, der Härtefallantrag – das ist nicht Schalke 04. Das kann man ihm nicht ankreiden, aber auf der anderen Seite hast du einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der scheinbar allmächtig ist. Wir wissen, was in seinem Betrieb passiert ist. Schalke ist ein Malocherklub, steht für harte Arbeit, der eine ist für den anderen da. Das sind alles Sachen, die in seinem Betrieb nicht beachtet und nicht gelebt wurden. Da frage ich mich schon, wie es möglich sein soll, einen Mann an der Spitze zu halten, der diese Werte nicht vorlebt. Der Verein muss sich entscheiden, in welche Richtung er gehen will.“

Presseinfo Sky Österreich

27.06.2020