
Erster BMW Sieg nach einem Jahr und 13 Tagen: Lucas Auer (AUT) und Timo Glock (GER) bescherten BMW beim sechsten Saisonrennen der DTM auf dem Lausitzring sogar einen Doppelsieg. Als bester Audi-Pilot erzielte Robin Frijns (NED) den dritten Platz. Damit endete für die Ingolstädter eine Serie mit zwölf Siegen in Folge.
Für den letzten DTM-Sieg der Münchner hatte am 10. August 2019 der zweimalige Meister Marco Wittmann (GER) im britischen Brands Hatch gesorgt. Das vierte Rennen in der Lausitz zum Abschluss des ersten Double-Headers in der DTM war über die gesamte Renndistanz von packenden Duellen, Taktik und Strategie sowie Positionskämpfen bis zur Ziellinie geprägt.
Für Robin Frijns, der im sechsten Saisonrennen bereits zum vierten Mal von der Pole-Position startete, hatte das Rennen vielversprechend begonnen. Der Niederländer erwischte einen perfekten Start und verteidigte zunächst seine Führung, dahinter rückte René Rast (GER) vorbei an Nico Müller (SUI) an die zweite Position. Dahinter sorgte der Südafrikaner Sheldon van der Linde für einen Schreckmoment, weil sein BMW zunächst stehen blieb, aber alle nachfolgenden Fahrzeuge dem Hindernis ausweichen konnten. Schon nach wenigen Runden ging Rast an Markenkollege Frijns vorbei, aber auch die Führung des Titelverteidigers hielt nicht lange. Frijns setzte sich wieder in Front, wurde dann vom Briten Jamiie Green (GBR, Audi) abgelöst, bis schließlich BMW das Kommando übernahm. Lange Zeit sah der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock wie der mögliche Sieger aus, doch in der vorletzten Runde musste er Markenkollege Lucas Auer passieren lassen. Der Neffe von Gerhard Berger erzielte seinen fünften DTM-Sieg, den dritten auf dem Lausitzring. Glock war aufgrund des knapp verpassten Sieges keineswegs enttäuscht und freute sich vielmehr über das starke Comeback von BMW. Hinter Frijns und Green auf den Plätzen drei und vier kamen Tabellenführer Müller und Titelverteidiger Rast auf den Plätzen fünf und sechs ins Ziel, nur 0,011 Sekunden trennten die beiden Titelrivalen.
Boxenstrategie entscheidet
Anders als am Vortag, als das Rennen auf nasser Strecke gestartet wurde, ging das Sonntagrennen auf trockenem Asphalt und bei deutlich kühleren Temperaturen als an den Vortagen über die Bühne. Im Rennen spielte die Boxenstopp-Strategie erneut eine entscheidende Rolle, weil niemand genau wusste, wie lange die einheitlichen Hankook-Slicks unter den neuen Bedingungen durchhalten würden. In Runde zehn war Glock der erste aus der Spitzengruppe, der seinen Pflichtstopp absolvierte, während Frijns, Rast und Müller bis zur 18. Runde auf der Strecke blieben.
Vor dem vierten Saisonlauf der DTM im niederländischen Assen (04.–06. September), wo nach aktuellem Stand erstmals in dieser Saison wieder Zuschauer zugelassen sind, führt Müller nach wie vor die Fahrerwertung souverän an. Der Schweizer hat 133 Punkte auf seinem Konto, Rast folgt auf Rang zwei (97) vor Frijns (92). Mit 52 Zählern ist Timo Glock als bestplatzierter BMW-Fahrer an die vierte Position vorgerückt.
Stimmen – 2. Rennen, Lausitzring Grand Prix
„Das Renn-Wochenende am Lausitzring war für die DTM ein voller Erfolg. Durch das sensationelle Abschneiden von BMW ist der Kampf um die Meisterschaft jetzt wieder völlig offen. Die Fans an den TV-Bildschirmen haben Motorsport vom Feinsten geboten bekommen mit heißen Rad-an-Rad-Duellen und jeder Menge Spannung bis in die letzte Runde. Deshalb tut es mir umso mehr leid, dass an diesem perfekten DTM-Wochenende keine Zuschauer vor Ort sein konnten. Wie hoch die Begeisterung für die Rennserie ist, zeigen die TV-Reichweiten auf SAT.1, die einen neuen Rekord eingefahren haben. Die Deutschen sind halt echte DTM-Fans. Persönlich hat es mich noch sehr gefreut, dass mein Neffe Lucas Auer ein fantastisches Rennen gefahren ist und endlich wieder einmal sein Talent und seinen Speed zeigen konnte.“ – Gerhard Berger, Vorsitzender ITR e.V
„Wahnsinn! Mir fehlen immer noch die Worte. Der Lausitzring war wieder sehr nett zu mir. Ich bin schon etwas stolz auf diesen Sieg. Das Rennen war wohl das intensivste Rennen, das ich in der DTM gefahren bin – ein Fehler und du wirst nicht Dritter, sondern Siebter. Ich konnte mir die Reifen sehr gut einteilen; Strategie, Boxenstopp und Auto waren absolut top. In der letzten Runde konnte ich das sehr gut umsetzen. Schöner geht es eigentlich nicht.“ – Lucas Auer, BMW, Sieger
„Wir haben das Rennen heute gemeinsam für BMW gewonnen. Am Freitag haben wir bei unseren Long-runs schon gesehen, dass wir Audi unter Druck setzen können. Und wir wussten vom Samstagrennen, dass Audi mit den Reifen zu kämpfen hat. Ich habe früh gestoppt und habe mir die Reifen gut eingeteilt. Als ich in Führung lag, wusste ich, dass ich etwas Vorsprung herausfahren sollte. Dabei bin ich mit einem Vorderrad über ein Gummistück gefahren und habe mir damit den Reifen ruiniert. Ich habe überlegt, ob ich um den Sieg kämpfen soll, aber ich habe dann das große Bild gesehen und es Lucas Auer beim Überholen nicht schwer gemacht. Das war die richtige Entscheidung.“ – Timo Glock, BMW, 2. Platz
„Es war ein verrücktes Rennen. Ich bin von der Pole-Position gestartet, und am Anfang war meine Pace okay, mit René Rast und Nico Müller hinter mir. Wir haben spät gestoppt, und dann war ich weit hinten im Zug auf Platz sieben. So konnte ich den Vorteil der neuen Reifen zunächst nicht nutzen. Am Ende hatte ich noch mehr DRS zur Verfügung und konnte mich bis auf Platz drei vorkämpfen. Mehr war heute nicht möglich. Ich nehme ein gutes Gefühl mit für mein Heimrennen in zwei Woche in Assen.“ – Robin Frijns, Audi, 3. Platz
Ergebnis – 2. Rennen, Lausitzring Grand Prix
01. Lucas Auer (AUT), BMW M4 DTM, 34 Runden in 57.22,467 Min.
02. Timo Glock (GER), BMW M4 DTM, + 1,210 Sek.
03. Robin Frijns (NED), Audi RS 5 DTM, + 1,775 Sek.
04. Jamie Green (GBR), Audi RS 5 DTM, + 1,977 Sek.
05. Nico Müller (SUI), Audi RS 5 DTM, + 2,464 Sek.
06. René Rast (GER), Audi RS 5 DTM, + 2,475 Sek.
07. Jonathan Aberdein (RSA), BMW M4 DTM, + 3,236 Sek.
08. Loïc Duval (FRA), Audi RS 5 DTM, + 4,096 Sek.
09. Marco Wittmann (GER), BMW M4 DTM, + 4,205 Sek.
10. Sheldon van der Linde (RSA), BMW M4 DTM, + 9,090 Sek.
Schnellste Rennrunde: Jamie Green (GBR), Audi RS 5 DTM, 1.38,438 Min.
Pole-Position: Robin Frijns (NED); Audi RS 5 DTM, 1.36,344 Min.
Wetter: 25°C, bewölkt
Strecke: 32°C, rocken
» Highlight-Clip – 2. Rennen, Lausitzring Grand Prix
Wow-Fact – 2. Rennen, Lausitzring Grand Prix
25
Das Who-is-Who des Motorsports in der DTM: Nicht weniger als 25 Weltmeister auf zwei und auf vier Rädern haben in der DTM bereits ins Lenkrad gegriffen. In der langen Geschichte dieser Rennserie gehörten World-Champions wie beispielsweise Keke Rosberg und Mika Häkkinen (Formel 1), Hans-Joachim Stuck und Tom Kristensen (Sportwagen), Roberto Ravaglia (Tourenwagen), Walter Röhrl (Rallye) und Johnny Cecotto (Motorrad) über Jahre zu den DTM-Stammpiloten. Prominente Gaststarter mit WM-Titeln waren unter anderen Sébastien Ogier (Rallye), Wayne Gardner und Andrea Dovizioso (Motorrad), Gabriele Tarquini (Tourenwagen) oder auch Nigel Mansell und Emerson Fittipaldi (Formel 1). Beim dritten Saisonlauf der DTM auf dem Lausitzring ergänzte der dreimalige Tourenwagen-Weltmeister José María López (ARG), als Toyota-Werksfahrer in der neuen DTM Trophy am Start, die Liste der Motorsport-Elite.
Und da war dann noch …
… „Bald-Papa“ Nico-Müller, dessen eigentlich für vergangenen Montag avisierte erste Vaterschaft weiterhin auf sich warten lässt. Im Samstag-Rennen taktierten Müller und seine Abt-Crew beim Pflichtboxenstopp, der Schweizer blieb etwas länger draußen als die Konkurrenz an der Spitze. Scheinbar hat sich der geplante Nachwuchs bei seiner Strategiewahl eine Scheibe abgeschnitten und wartet – hoffentlich bis mindestens Montag, wenn der werdende Daddy wieder zurück in der Heimat und bei seiner Lebensgefährtin ist.
Rekordserie nach zwölf Siegen beendet: Frijns Dritter auf dem Lausitzring
Im bisher „verrücktesten“ DTM-Rennen des Jahres war Robin Frijns vom Audi Sport Team Abt Sportsline auf Platz drei der beste Audi-Pilot, obwohl der Holländer bereits zum vierten Mal in diesem Jahr von der Pole-Position startete.
„Leider hat es wieder nicht mit meinem ersten DTM-Sieg geklappt“, sagte Frijns, nachdem er sich mit einem Überholmanöver kurz vor dem Ziel den dritten Platz geholt hatte. „Es war definitiv ein verrücktes Rennen. Ich bin von der Pole gestartet und hatte das Gefühl, gut unterwegs zu sein. René (Rast) und Nico (Müller) hinter mir waren ähnlich schnell. Wir sind alle drei relativ spät zum Reifenwechsel an die Box gekommen. Als ich zurück auf die Strecke kam, war ich nur noch Siebter. Es war unheimlich schwierig, sich wieder nach vorne zu kämpfen.“
Direkt hinter Frijns fuhr Jamie Green vom Audi Sport Team Rosberg auf Platz vier über die Ziellinie. „Ich habe ziemlich früh gestoppt und konnte danach ein gutes Polster herausfahren“, sagte Green. „Als Führender darf man weder Push-to-Pass noch DRS nutzen. Deshalb haben mich Timo Glock und Lucas Auer eingeholt und überholt. Danach konnte ich mit den beiden BMW-Piloten gut mithalten, ich wollte am Ende aber kein Gewaltmanöver probieren. Beim Versuch, Timo Glock zu überholen, bin ich schlecht aus der letzten Kurve gekommen, und so hat mich Robin leider noch erwischt. Schade, denn ein Podium wäre heute toll gewesen.“
Mit einem ähnlichen Manöver verdrängte Tabellenführer Nico Müller auf der Zielgeraden noch Titelverteidiger René Rast von Platz fünf. Nur 0,011 Sekunden trennten die beiden Titelrivalen – 78 Tausendstel weniger als bei ihrem Fotofinish vor einer Woche.
„Das war ein sehr seltsames Rennen“, sagte Nico Müller. „Im ersten Moment habe ich nicht verstanden, was wir falsch gemacht haben. Wir haben spät gestoppt und dadurch Plätze verloren. Aber das ist normal. Seltsam war nur, dass wir die Positionen trotz der frischeren Reifen nicht wieder gutmachen konnten. Alle haben sich mit DRS verteidigt. So haben wir die Chance verloren, die beiden BMW an der Spitze einzuholen. Als René kein DRS mehr hatte, habe ich ihn quasi auf der Ziellinie noch überholt. Das war das einzige Highlight. Bis zum Boxenstopp dachte ich, dass wir auch heute um den Sieg kämpfen würden. Das war leider nicht der Fall.“
René Rast zog ein ähnliches Fazit: „Im Kampf zwischen Robin, Nico und mir haben wir uns wohl zu sehr auf uns selbst konzentriert und dabei übersehen, dass die BMW sehr früh an die Box gekommen sind und ihnen ein Undercut gelungen ist. Das ist wirklich schade, denn Nico, Robin und ich hätten heute alle gewinnen können.“
Loïc Duval vom Audi Sport Team Phoenix sammelte auf Platz acht ebenfalls Punkte. Mike Rockenfeller verpasste nach einem missglückten Experiment bei der Fahrzeugabstimmung die Punkteränge als Elfter nur knapp.
„Das war ein unglaubliches Rennen“, sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. „Von der ersten bis zur letzten Runde waren die Abstände unheimlich eng. Die ersten neun Autos lagen im Ziel innerhalb von 4,2 Sekunden. Endlich haben wieder beide Marken um den Sieg gekämpft. Unser Spitzentrio hat heute etwas zu hoch gepokert. Wenn man spät die Reifen wechselt, muss man am Ende andere Autos überholen – das hat nicht funktioniert. Es ist schade, dass unsere Siegesserie zu Ende gegangen ist. Wenn man drei Autos auf den ersten drei Startplätzen hat, möchte man natürlich gewinnen. Aber für die Fans war es ein fantastisches Rennen. Sie haben sich harte Duelle auch unter Markenkollegen gewünscht. Und genau die gab es heute.“
Mit zwölf Siegen in Folge hat Audi in der DTM einen neuen Rekord erzielt. Ein Jahr und 13 Tage waren die Vier Ringe in der DTM ungeschlagen – auch das hat es nie zuvor gegeben. In der Herstellermeisterschaft hat Audi nach dem ersten Saisondrittel mehr als doppelt so viele Punkte wie BMW.
Die nächsten beiden Rennen gehen am 5. und 6. September auf dem berühmten TT Circuit in Assen (Niederlande) über die Bühne. Dort sind erstmals in diesem Jahr auch wieder Zuschauer an der Strecke zugelassen.
Presseinfo DTM/Audi
23.08.2020