Der Super-G-Weltmeister von 2015 geht mit einem guten Gefühl in die Ski-Pension. Alexis Pinturault könnte wiederum mehr in die Abfahrt investieren.
Marco Schwarz und Vincent Kriechmayr setzen sich für eine gerechtere Verteilung der Rennen ein. Stefano Domenicali hofft, das F1-Programm planmäßig durchziehen zu können.
Und Stefan Bradl ersetzt Marc Márquez beim MotoGP-Auftakt in Katar. Das waren die Highlights von „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ am 22. März 2021.
Moderation: Christian Baier
Die Themen: Ski alpin, Formel 1, MotoGP
Die Gäste: Hannes Reichelt, Marco Schwarz, Vincent Kriechmayr, Michaela Kirchgasser, Hans Knauss, Alexis Pinturault, Robert Trenkwalder, Stefan Bradl, Stefano Domenicali
SKI ALPIN – HANNES REICHELT
„Es fühlt sich sehr gut an. Bis jetzt trauere ich noch gar nichts nach.“ – Hannes Reichelt über seinen Rücktritt.
„Für mich war es wichtig, dass es menschlich passt. So bin ich auch von meinen Eltern erzogen worden. Das hat mich vielleicht sogar gehemmt.“ – Hannes Reichelt vermutet, dass ihn mehr Egoismus schneller gemacht hätte.
„Ich habe mit dem WM-Titel und der Kugel viel erreicht. Ich bewundere andere Läufer, die nicht so viel gewonnen haben und sich immer neu motivieren und das letzte Risiko gehen. Olympia hat einen riesen Stellenwert, aber mir fehlt nichts. Das Wichtigste ist, gesund aus der Sache herausgekommen zu sein.“ – Hannes Reichelt trauert der Olympia-Medaille nicht nach.
„Der Sport hat mir gar nichts genommen. Ich habe mehr bekommen als zu erwarten war.“ – Hannes Reichelt ist mit seiner Laufbahn durchwegs zufrieden.
„Es ist fast ein bisschen ein Trauma. Wenn es um halb sieben an der Haustür läutet, denke ich daran. Aber meine Art hat mir geholfen, dass es nicht an mir picken bleibt. In dieser Zeit habe ich gemerkt, wer hinter mir steht und wer nicht.“ – Hannes Reichelt über die Dopingvorwürfe 2019.
SKI ALPIN – ALEXIS PINTURAULT
„Ich warim Kampf um den Gesamtweltcup sehr oft am Podest, habe früh mit Super-G, Riesentorlauf und Slalom begonnen und auch Erfolg gehabt. Aber da waren diese Jahre mit Marcel Hirscher. Von ihm habe ich viel gelernt.“ – Alexis Pinturault hatte lange Jahre fast übermächtige Konkurrenz im Ringen um großes Kristall.
„Ich bin überzeugt, dass er die Techniken für alle Disziplinen beherrscht und es wäre mein Endziel, dass er auch noch eine Abfahrt gewinnt.“ – Robert Trenkwalder sieht in Alexis Pinturault den perfekten Allrounder.
SKI ALPIN – SAISONFAZIT
„Es war zwar kein vorrangiges Ziel, aber natürlich ist es schön, auch im Gesamtweltcup mit nur zwei Disziplinen am Podest zu stehen.“ – Marco Schwarz setzte sich im letzten Saisonrennen auf Platz drei im Gesamtweltcup.
„Für einen Aktiven hat der Nationencup gar keinen Stellenwert. Ich habe die ersten drei, vier Jahre gar nicht gewusst, dass es einen Nationencup überhaupt gibt. So wurscht war mir der.“ – Hans Knauss über die Bedeutung der Nationenwertung.
„Natürlich freut man sich, wenn alle ÖSV-Läufer stark fahren, aber im Endeffekt fährt man für sich selbst und schaut auf sich. Daher ist der Nationencup nebensächlich, obwohl es schon schön wäre, wenn wir da wieder um den Sieg mitfahren könnten.“ – Marco Schwarz stellt den Nationencup hinten an.
„Wir werden den Peter in dieser Position schon sehr vermissen. Er hat Herausragendes geleistet. Die Leidenschaft, die er vor allem für die Athleten und den Skisport gehabt hat, ist einzigartig.“ – Vincent Kriechmayr über den scheidenden ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel.
„Die Aufteilung der Rennen finde ich sehr ungerecht. Das gehört auf jeden Fall geändert, alle Athleten sind dafür. Warum sollen die Speedfahrer nicht die Chance haben, 20-mal heunterzufahren, sondern nur 13-mal? Leider ist hier viel Politik im Hintergrund.“ – Vincent Kriechmayr wünscht sich mehr Speedrennen im Weltcup.
„Slalom und Riesentorlauf haben nicht so viel gemeinsam wie Super-G und Abfahrt. Das Starterfeld bei den Speedrennen ist zu 90 Prozent das gleiche. Bei Slalom und Riesentorlauf gibt es viele Spezialisten. Trotzdem ist die Verteilung nicht ganz fair.“ – Marco Schwarz stimmt seinem Teamkollegen nur bedingt bei.
„Wir haben kein Problem damit, ans Limit zu gehen und Verletzungen zu riskieren. Der Rausch ist ja das Interessante. Die maximale Sicherheit von außen muss aber gegeben sein: Streckensicherheit, Netze, die Versorgung am Hang. Wenn ich mir weh tue, möchte ich so schnell wie möglich im Krankenhaus liegen.“ – Vincent Kriechmayr fordert höhere Sicherheitsstandards von der FIS.
FORMEL 1
„Wir müssen schauen, dass wir diese Saison überhaupt durchziehen können. Während einer Pandemie gibt es keine Sicherheiten. Auch für uns ist es nicht selbstverständlich, Rennen abhalten zu können.“ – Stefano Domenicali hofft auf ein komplettes, 23 Rennen umfassendes WM-Programm.
„Fans an der Strecke ist unsere große Hoffnung. Wir müssen aber natürlich sicherstellen, dass die Fahrer geschützt werden, dass innerhalb der Teams gut getestet wird, dass wir einfach unserem Geschäft nachgehen können.“ – Stefano Domenicali über die Prioritäten in dieser Saison.
„Wir haben gesehen, dass Red Bull wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Wir hoffen, dass das Fahrerfeld in diesem Jahr dicht beisammen bleibt, damit es zu einem harten Kampf um die Weltmeisterschaft kommt.“ – Stefano Domenicali wünscht sich eine enge WM-Entscheidung.
Stefano Domenicali exklusiv: „Es wird richtig spannend“
Wenige Tage vor dem Saisonauftakt in Bahrain spricht Formel-1-Chef Stefano Domenicali erstmals im österreichischen Free-TV in der Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ mit ServusTV-Moderatorin Andrea Schlager über die besonderen Herausforderungen in diesem WM-Jahr, seine Hoffnungen auf ein Zuschauer-Comeback und die sportliche Ausgangslage.
SERVUSTV: Ciao Stefano! Wo befinden Sie sich gerade?
STEFANO DOMENICALI: Ich bin in Bahrain und warte auf den Grand-Prix-Start am kommenden Wochenende. Ich bin nach den Tests hier geblieben und hatte noch ein paar Meetings. Diese Region wird ohnehin immer wichtiger für die Formel 1. Ich freue mich sehr auf den Saisonauftakt. Vor allem nach diesen Tests wird es richtig spannend, denke ich.
Sie sind in einer neuen Position, erst der Dritte überhaupt in diesem Job und treten in die Fußstapfen des legendären Bernie Ecclestone. Hätten Sie sich dies je erträumen lassen? Um ehrlich zu sein, nein. Es ist eine große Verantwortung, ein Privileg, eine Ehre. Ich will diesen Job so gut wie nur möglich machen. Ich wurde ja in Imola geboren, bin schon mein ganzes Leben lang von Autos und Motorrädern umgeben und liebe den Motorsport von ganzem Herzen.
Die Amtszeit von Bernie Ecclestone war unglaublich. Er hat das Business in eine neue Dimension geführt. Danach haben Liberty und Chase Carey die Formel 1 übernommen. Ich habe jetzt die große Verantwortung dafür, was geschieht und was getan wird, um die Formel 1 auf das nächste Level zu heben.
Welche Hauptpunkte haben sie auf ihrer To-Do-Liste? Welche Schritte müssen getan werden? Was muss sich ändern? Die letzten Jahre hat sich ja bereits viel verändert. Zunächst müssen wir schauen, dass wir diese Saison überhaupt durchziehen können. Während einer Pandemie gibt es keine Sicherheiten. Auch für uns ist es nicht selbstverständlich, Rennen abhalten zu können. Wir haben heuer 23 Events, die höchste Anzahl in der Geschichte der Formel 1. In Bahrain starten zu können, ist schon einmal gut.
Bei den nächsten Stopps müssen wir uns von Fall zu Fall ansehen, wie es gerade um die Pandemie in der Welt steht. Hoffentlich geht es mit den Impfungen voran, um einer guten Zukunft entgegenblicken zu können. Das ist die oberste Priorität in diesem Jahr.
Andererseits müssen wir uns auch darauf fokussieren, was wir tun können, um in Zusammenarbeit mit den TV-Stationen noch mehr Menschen zu erreichen. Wir wollen vor allem auch junge Menschen begeistern.
Und dann haben wir noch die große Herausforderung mit den neuen Regeln, die wir gemeinsam mit den Teams erarbeiten. Viele aufregende Dinge kommen auf uns zu. Es wird eine super Zeit für die Formel 1. Zuletzt stand der Sport auch in den Negativ-Schlagzeilen. Aber die Formel 1 befindet sich in einer hervorragenden Lage, was die Zuseherzahlen betrifft. Wir reden schließlich über eine der wichtigsten und größten Sportarten der Welt.
Nach Bahrain kommt die WM direkt nach Europa. Glauben Sie zum jetzigen Zeitpunkt, dass all diese Klassiker wie etwa Monaco stattfinden? Vielleicht sogar mit Zuschauern vor Ort? Das ist unsere große Hoffnung. Wir müssen natürlich sicherstellen, dass die Fahrer geschützt werden, dass innerhalb der Teams gut getestet wird, dass wir einfach unserem Geschäft nachgehen können. Und wir müssen die Vorgaben der Regierungen in den einzelnen Ländern und Austragungsorten respektieren.
Und wenn wir grünes Licht bekommen, müssen wir bereit sein – vor allem, wenn wieder Fans zugelassen sind und es um deren Sicherheit geht. Am Ende des Tages vermissen wir ja alle das Publikum an der Strecke. Sobald es möglich ist, bin ich mir sicher, dass die Menschen auf der ganzen Welt die Rennstrecken wieder besuchen und ihre Teams unterstützen.
Werfen wir einen Blick auf die Fahreraufstellung. Es gibt große Rückkehrer wie Fernando Alonso, Sebastian Vettel ist auch noch da, Lewis Hamilton hat verlängert und dann wären da noch die jungen Wilden wie Lando Norris und Mick Schumacher – der ganz große Name. Und wir haben noch einen Max Verstappen und einen Sergio Pérez – ein richtig tolles Fahrer-Line-up. Ich bin mir sicher, dass sie sich harte Kämpfe auf der Strecke liefern werden. Und wir haben gesehen, dass Red Bull wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht hat. Wir hoffen, dass das Fahrerfeld in diesem Jahr dicht beisammen bleibt, damit es zu einem harten Kampf um die Weltmeisterschaft kommt.
Sie waren jahrelang Teammanager und haben die Testfahrten vor einer Woche ganz genau verfolgt. Wie lautet ihr Tipp für das erste Rennen in Bahrain? Ich hoffe auf einen richtig harten Fight, wie wir ihn schon bei den Tests erlebt haben. Und, dass alle Fahrer und Teams ihr Bestes zeigen, damit wir ein spannendes Rennen erleben können.
MOTOGP
„Die Oberarmverletzung von Marc Márquez ist immer noch nicht ganz ausgeheilt. Am Sonntag ist entschieden worden, dass er die ersten zwei Rennen in Katar noch pausieren muss und ich ihn ersetzen darf.“ – Stefan Bradl ist beim Auftakt-Double-Header für den achtmaligen Weltmeister im Einsatz.
„Alle Hersteller haben ein brutal hohes Niveau. Jeder weiß, wie er mit den Reifen umgehen soll, inzwischen hat jeder damit sehr viel Erfahrung. Von 2020 auf 2021 gab es Corona-bedingt ja wenig Entwicklungsstoff, den die Hersteller machen durften.“ – Stefan Bradl glaubt, dass die Teams die Reifen heuer besser im Griff haben.
„KTM hat einen Riesenschritt gemacht und wird sicher dort anknüpfen wollen. Aber es wird nicht einfacher. Die Gesamtwertung ist der nächste Schritt, nachdem sie letztes Jahr durch Brad Binder und Miguel Oliveira Rennen gewonnen haben. Um Konstanz hineinzubringen, will man diese Leute permanent vorne sehen.“ – Stefan Bradl über die Ausgangslage von KTM.
Presseinfo ServusTV
23.03.2021