Aufgaben, Ziele und Herausforderungen – ÖHB Neo-Präsident Markus Plazer im Interview

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Seit dem 26. Juni ist Markus Plazer der neue und insgesamt neunte Präsident des Österreichischen Handballbund. Im Interview spricht der studierte Jurist über seine neue Funktion, das neu strukturierte Direktorium, Aufgaben und Ziele und welchen Führungsstil der 59-Jährige pflegen wird.

Sie sind bereits seit 1993 im Verband als Funktionär aktiv, zuletzt als Vize-Präsident. Seit elf Tagen stehen Sie dem Verband als Präsident vor. Welche Bedeutung messen Sie diesem Amt bei?
Markus Plazer: „Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass ich diese Funktion übernehmen darf. Der Präsident wird von den Mitgliedern des Verbands gewählt und hier freut es mich ganz besonders, dass der Wahlvorschlag zu meiner Person einstimmig angenommen wurde. Es ist ein schweres Erbe, das ich antrete. Gerhard Hofbauer hat einen prägenden und stets positiven Eindruck hinterlassen. Ich bin bestrebt darin, die Prinzipien, die er gelebt hat, ebenso vorzuleben und ich bin positiver Dinge, dass mir das mit meinen rund 30 Jahren Erfahrung im Vorstand des ÖHB, sowie in verschiedenen Funktionen in der IHF und EHF, gelingen kann. All diese Erfahrungen werde ich in meine Funktion, im Sinne des österreichischen Handballs, einbringen, um den erfolgreichen Weg des Verbandes fortzuführen.“

Das Direktorium hat sich nicht nur personell verändert, sondern auch strukturell – sechs, statt bisher fünf Direktoriumsmitglieder (Anm.: inkl. ÖHB Generalsekretär Bernd Rabenseifner), die Position „Sport“ wurde aufgeteilt in Spitzen- und Breitensport, die Position „Recht“ abgeschafft und mit der Position „Ausbildung & Veranstaltungen“ eine neue geschaffen. Was sind die Bestrebungen hinter diesen Veränderungen?
Markus Plazer: „Den Bereich Sport in Spitzen- und Breitensport zu trennen, war ein großes Anliegen der Mitglieder. Wir haben gesehen, dass diese Aufgabe für eine Person alleine überfordernd ist und dadurch ein Bereich, sei es der Spitzen- oder der Breitensport, in den Hintergrund geraten könnte. Der Spitzensport braucht den Breitensport und umgekehrt, daher haben wir diese Aufgaben im neuen Direktorium aufgeteilt. Die Idee dahinter ist natürlich, mehr Mitglieder zu gewinnen, die Anzahl der Vereine zu erhöhen, die notwendige Infrastruktur zu schaffen und auch die Ausbildung und Professionalität innerhalb der Vereine voranzutreiben. Nicht nur jene der Spielerinnen und Spieler, sondern speziell auch von Funktionären, Schiedsrichtern und den gesamten Verbandsmitgliedern. Wir haben im internationalen Spielbetrieb gesehen, wie wichtig ein professionelles Vorgehen ist, um unseren Sport bestmöglich ausüben und praktizieren zu können. Die Position Vize-Präsident Recht wurde abgeschafft, da wir den Rechtsbereich in ein Berufungs- und ein Handballgericht ausgegliedert haben. Damit möchten wir mehr Unabhängigkeit gewähren. Neu ist die Position Vize-Präsident Ausbildung & Veranstaltungen, da wir in der Vergangenheit, insbesondere durch die Ausrichtung von Großveranstaltungen im eigenen Land, gemerkt haben, dass es jemanden im Direktorium braucht, der sich professionell mit der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, sowohl international als auch im eigenen Haus, befasst.“

Auf das neue Direktorium wartet gleich zu Beginn viel Arbeit. Im Sommer stehen drei Nachwuchs-Europameisterschaften an, für die sich der jeweilige heimische Nachwuchs qualifizieren konnte. Im Dezember wartet die Frauen WM und im Jänner die Männer-EURO. Welche Aufgaben stehen für Sie und Ihr Team an?
Markus Plazer: „Das Direktorium hat die Aufgabe, bestmögliche Bedingungen zu schaffen. Sowohl für die Qualifikation, die Vorbereitung, als auch die Teilnahme an einer Großveranstaltung selbst. Hier hat jeder seinen Aufgabenbereich. Dazu ist es auch Aufgabe des Direktoriums, Österreich International bestens zu vertreten. Nicht nur durch Sportlerinnen und Sportler, sondern auch durch Funktionäre. Gerade bei Großveranstaltungen und Turnieren werden Verbindungen geknüpft, die für die Zukunft wesentlich sind. Was die bevorstehenden Turniere betrifft, sind wir im Speziellen sehr stolz auf unser Frauen Nationalteam, das sich nach längerer Durststrecke wieder für eine WM qualifizieren konnte. Dazu möchte ich dem gesamten Team und Betreuerstab auf diesem Weg nochmals herzlich gratulieren. Das heißt nicht, dass wir es bei den Männern bereits gewohnt sind uns zu qualifizieren. Die Mannschaft hielt dem Druck eindrucksvoll stand und wir freuen uns, dass es dem Team gelungen ist, sich erneut erfolgreich für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Hinter all diesen Erfolgen, sowohl im A-Kader als auch in den Nachwuchs-Nationalteams, steckt ein immenser Aufwand. Speziell während der Pandemie, in der es jede Menge Einschränkungen gab in Bezug auf Training, Vorbereitung, die Durchführung von Test- und Qualispielen. Daher ist es umso herausragender, dass es sämtliche Nationalteams geschafft haben, sich erfolgreich für die bevorstehenden Großveranstaltungen zu qualifizieren.“

Welche Ziele hat sich das neue Direktorium für seine Amtszeit gesteckt?
Markus Plazer: „Ziele kann man zum jetzigen Zeitpunkt nur allgemein definieren und diese ähneln sich unter den Fachverbänden. Wir wollen die Anzahl der Mitglieder und Vereine erhöhen, uns im Marketingbereich steigern und neue Sponsoren finden. Das Direktorium wird zeitnah in Klausur gehen um konkrete Ziele und in welcher Form wir diese erreichen können, zu definieren. Während der Pandemie haben wir erlebt, dass Sponsoren, verständlicherweise, abgesprungen sind, bzw. man äußerst schwer neue findet. Es wird daher auch Aufgabe des Direktoriums sein, hier aktiv zu sein und für den Verband neue Sponsoren zu finden. Mit der Sportförderung alleine finden wir nicht das Auslangen. Die Sportförderung ist zweckgebunden, alles was wir darüber hinaus tätigen, muss durch andere Mittel finanziert werden. Tatsache ist, dass wir von externen Faktoren abhängig sind. In erster Linie von Geld und in zweiter Linie von der Anzahl an Spielerinnen und Spielern, die für ihren jeweiligen Jahrgang zur Verfügung stehen. Wir sind aber auch abhängig von Funktionären, Trainern, Physiotherapeuten und vielen mehr. Alles spielt hier zusammen und auch hier müssen Ziele definiert werden, wie man mehr Leute dazu motiviert, dem österreichischen Handball zur Verfügung zu stehen.“

Was darf man sich vom neuen Direktorium erwarten und welchen Führungsstil werden Sie persönlich anlegen?
Markus Plazer: „Ein Direktorium hat in erster Linie bestmöglich für seine Mitglieder zu sorgen. Gerhard Hofbauer hat uns in der Vergangenheit gezeigt, wie man unterschiedliche Bestrebungen und Meinungen, sei es von den Landesverbänden, den Ligavertretern oder den Vereinen, zusammenführen und einen Mittelweg finden kann. Wir haben auch bei unserer ersten Vorstandssitzung nach unserer Wahl, bei der es um die Schaffung neuer Strukturen ging, gesehen, dass man immer zu einem Konsens kommen kann, der im Sinne demokratischer Prinzipien bestimmt und festgesetzt wird. Gerade was diesen Punkt anbelangt werde ich versuchen, den bisherigen Weg weiterzugehen.“

ÖHB-Direktorium
Präsident: Mag. Markus Plazer
Vizepräsident Finanzen: Frank Dicker
Vizepräsident Spitzensport: Mag. Markus Pichler
Vizepräsidentin Breitensport: Mag. Ingrid Felipe Saint Hilaire
Vizepräsident Ausbildung & Veranstaltungen: Christian Kaschütz
Generalsekretär: Bernd Rabenseifner

Gebarungsprüfer
Robert Prettenthaler
Peter Öhler
Herbert Daberger

Vorsitzende der Rechtsinstanzen
Handballgericht: Heinrich Löschnig
Berufungsgericht: Dr. Andreas Joklik

Presseinfo ÖHB/Handball Austria

07.07.2021