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Eine 136 Kilometer lange Fluchtfahrt, die am Kilometer 0 begann, endete mit dem Olympiasieg für Anna Kiesenhofer. Die 30-jährige Niederösterreicherin sorgte für die große Sensation im Straßenrennen der Frauen und holte Österreichs erste Radsportmedaille seit 1896, die erste Goldmedaille für eine österreichische Athletin seit 2004, als Kate Allen im Triathlon siegte.

„Es ist noch schwer zu begreifen. Irgendwie wenn man bei den Interviews wiederholt, dass man Olympiasiegerin ist, dann wird es ein bisschen mehr wahr. Ich glaube, das ist die schwerste Medaille, die ich jemals um meinen Hals hatte“, grinste die frisch gebackene Olympiasiegerin nach dem Rennen.

Gleich nach dem scharfen Start attackierte Kiesenhofer als erste Fahrerin im Feld. Zuerst bekam sie Begleitung von der Südafrikanerin Carla Oberholzer und der aus Namibia stammenden Vera Looser. Danach kamen noch die Polin Anna Plichta sowie die Israelin Omer Shapira hinzu. Gemeinsam mit der Polin und der Israelin formierte sich dann um Kiesenhofer ein Trio, dass einen Maximalvorsprung von zehn Minuten auf das Feld herausfahren konnte.

„Heute hat einfach alles gepasst. In einem Straßenrennen spielt immer der Faktor Glück eine große Rolle. Ich hatte den Mut zu attackieren und war am Ende die Stärkste unter den Ausreißerinnen. Das Überraschungsmoment war sicher auf meiner Seite, einer bekannteren Fahrerin hätten sie nicht so viel Vorsprung gegeben. Erst auf der Ziellinie habe ich realisiert, was ich geschafft habe. Bis dorthin war ich voll am Limit“, schilderte die 30-Jährige.

Am Kagosaka-Pass war der Vorsprung dann auf sechs Minuten gesunken und 40 Kilometer vor dem Ziel setzte sich die Österreicherin dann von ihren Begleiterinnen ab. Diese wurde im Finale noch kurz vor dem Ziel gestellt, Kiesenhofer hingegen erreichte die Ziellinie mit einem Vorsprung von 1:15 Minuten auf die Niederländerin Annemiek Van Vleuten, der vor fünf Jahren in Rio eine Medaille nach einem Sturz verwehrt blieb. Bronze ging an die Italienerin Elisa Longo Borghini.

„Herzlichen Glückwunsch an Anna Kiesenhofer. Das ist ein historischer Erfolg für den Österreichischen Radsport. Nach 125 Jahren gibt es wieder eine Radsportmedaille. Das ist eine unglaubliche Geschichte“, freute sich ÖRV-Präsident Harald J. Mayer, der vor allem die Tragweite für den in Österreich so im Aufwind stehenden Frauenradsport sah: „Es ist schön, dass wir diesen Erfolg im Gründungsjahr der Frauen-Radliga feiern dürfen. Von Anfang an wurde diese mit Begeisterung aufgenommen und diese Medaille ist ein weiterer riesiger Schritt.“

Der ÖRV-Präsident bewunderte vor allem die lange Flucht seiner Athletin: „Anna Kiesenhofer wurde heute für eine tolle Fahrt, bei der sie Mut, Kraft und Selbstvertrauen zeigte, mit Gold belohnt.“

Ergebnis Straßenrennen Frauen (nach 136 Kilometer):
GOLD: Anna KIESENHOFER (AUT) 3 Std 52 Min 45 Sek

SILBER: Annemiek VAN VLEUTEN (NED) + 1:15 Min
BRONZE: Elisa LONGO BORGHINI (ITA) + 1:29

Presseinfo Österreichischer Radsportverband

25.07.2021


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