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Auch am fünften Wettkampftag bei den olympischen Segelbewerben vor Enoshima haben die Boote vom Österreichischen Segel-Verband nicht zu ihrer Form gefunden.

Während Benjamin Bildstein und David Hussl (7/15/13) als Zehnte knapp der Einzug ins 49er-Medal-Race gelang, endete der 49erFX-Wettkampf für Tanja Frank und Lorena Abicht (17/16/20) nach der Opening Series mit Platz 17 im Gesamtklassement. Thomas Zajac und Barbara Matz (12/13/9) fielen in der Nacra-17-Wertung auf den elften Rang zurück. Sie kämpfen am Sonntag in den ausstehenden drei Rennen der Opening-Series um die Teilnahme am Medal-Race.

Bildstein/Hussl retten Vorsprung ins Medal-Race
Benjamin Bildstein und David Hussl haben sich bei ihrer ersten Olympia-Teilnahme hauchdünn für das Medal-Race der besten zehn Boote qualifiziert. Nach gut zweistündiger Wartezeit an Land – kaum Wind ließ einen pünktlichen Start nicht zu – konnten in der 49er-Flotte doch noch alle drei ausstehenden Rennen der Opening-Series durchgeführt werden. Die WM-Vierten von 2020 blieben auch an ihrem fünften Wettkampftag unter den Erwartungen, klassierten sich in den einzelnen Rennen auf 7/15/13. „Die ganze Regatta läuft nicht nach Plan. Wir haben eigentlich schon öfters bewiesen, dass wir uns aus einer schwierigen Situation rauskämpfen können und haben dafür auch unsere Tools und Routinen. Wir haben eigentlich viel durchprobiert – aber diese Woche und auch heute hat einfach gar nichts funktioniert. Grundsätzlich hat es sich heute beim Einfahren am Wasser wieder gut angefühlt, das Gefühl für das Boot war besser. Aber unterm Strich sind zu viele Fehler passiert. Alles in allem eine schwierige Regatta“, erklärt Steuermann Benjamin Bildstein. Ähnlich sieht es auch sein Vorschoter David Hussl: „Bei vielen Momenten in dieser Regatta hat uns oft nur eine Sekunde da, eine Sekunde dort gefehlt – Kleinigkeiten im Endeffekt. Es ist uns nie gelungen, dass diese Punkte in unsere Richtung spielen.“ Erneut seien die Starts nicht nach Wunsch verlaufen: „Wir haben heute definitiv beim Rausfahren mehr Wert darauf gelegt, dass wir gute Beschleunigungen hinbekommen. Das haben wir auch ein paar Mal geübt – aber in der Wettfahrt hat es dann wieder nicht so funktioniert, wie wir es haben wollten. Wir waren oft ein wenig zu spät dran und dann bist du in einer Position, in der du kaum mehr gute Möglichkeiten hast.“

Trotz der verhaltenen Performance erreichte das Duo vom Yacht Club Bregenz das Medal-Race am Montag. Vier Punkte betrug der Vorsprung schlussendlich auf das Team aus Japan. Vor dem Schlusstag lagen die Österreicher noch elf Punkte voran. „Die Qualifikation für das Medal-Race ist ein schwacher Trost. Wir freuen uns natürlich, dass wir jetzt nicht zusammenpacken müssen“, meint Hussl. Am Montag um 8.30 Uhr (CET) starten die beiden OeSV-Athleten nun ins letzte Rennen ihrer Olympia-Regatta. Dort haben sie noch Chancen auf Platz acht. „Wir wollen die Spiele mit einem guten Gefühl beenden und das geht klarerweise nur mit einer vollen Attacke. Wir versuchen, das Medal-Race zu gewinnen, auch wenn es bislang schlecht gelaufen ist. Wir werden angreifen“, gibt Steuermann Bildstein aus.

Frank/Abicht beenden Olympia auf Rang 17
Für Tanja Frank und Lorena Abicht sind die Olympischen Spiele nach der Opening-Series zu Ende. Das Duo vom Union Yacht Club Neusiedlersee kam in den drei Rennen am Samstag – auch die 49erFX-Flotte musste rund zwei Stunden auf ihren ersten Start warten – über die Plätze 17/15/20 nicht hinaus. Am Ende klassierten sich die Vize-Weltmeisterinnen von 2018 auf dem 17. Rang. „Für uns war heute klar: entweder volles Risiko, oder das Medal-Race bereits vor dem ersten Start aufgeben. Wir sind dann ‚all-in‘ gegangen, haben voll angegriffen – aber es ist uns absolut nichts aufgegangen. Der Wind war schwierig zu lesen und zu verstehen. Wir haben nicht hineingefunden, waren gefühlt immer auf der falschen Seite, egal was wir probiert haben. Dementsprechend sind dann auch die Ergebnisse zustande gekommen“, ist Tanja Frank enttäuscht über das Abschneiden bei ihren zweiten Olympischen Spielen. Auch bei ihrer Vorschoterin Lorena Abicht, die erstmals an den Titelkämpfen teilnahm, überwiegt die Enttäuschung: „Es ist frustrierend und traurig, weil wir wissen, dass wir es besser können. Für mich war es eine große Erfahrung, auch wenn viele Dinge anders gelaufen sind, als wir sie uns vorgestellt haben – nicht nur segeltechnisch, sondern auch von den Rahmenbedingungen hier vor Ort.“

Zajac/Matz vor Schlusstag der Fleet-Races nur noch Elfte
Thomas Zajac und Barbara Matz sind drei Rennen vor Ende der Opening-Series in der Nacra-17-Gesamtwertung aus den Medal-Race-Rängen gerutscht. Das Duo klassierte sich bei wenig, aber sehr drehendem Wind auf den Plätzen 12/13/9. Steuermann Thomas Zajac hadert mit leicht vergebenen Chancen: „Es war heute nicht zufriedenstellend. Wir haben uns in allen drei Rennen ‚megagute‘ Möglichkeiten herausgesegelt. Wichtig war der erste Start, die erste Runde, die erste Kreuz – das haben wir richtig gut exekutiert. Wir lagen in allen Wettfahrten nach der ersten Runde in den Top-5. Hätten wir das nur halbwegs ins Ziel gebracht, wären wir für morgen wieder im ‚Game‘ gewesen, im Kampf um die Medaillen. Aber wir haben diesen Vorteil auf den zweiten Laps immer hergegeben. Der Preis dafür ist, dass wir nun außerhalb vom Medal-Race klassiert sind und auch keine Chance mehr haben, irgendwie ein geiles Ergebnis bei diesen Spielen zusammenzubringen.“ Mit Rang elf hat das Duo vor den letzten drei Rennen der Fleet-Races drei Punkte Rückstand auf das Medal-Race, auf Bronze fehlen bereits 41 Zähler. „In den jeweils zweiten Runden waren wir gefühlt immer dort, wo wir nicht sein sollten. Wir haben versucht unser Bestes zu geben, aber der Wind war nicht auf unserer Seite. Den heutigen Tag müssen wir sehr rasch abhaken und morgen wieder voll fokussiert hineinstarten und für positive Ergebnisse sorgen“, sagt Vorschoterin Barbara Matz.

Tokyo 2020 | 49erFX | nach zwölf von zwölf Wettfahrten
1. Martina Grael/Kahena Kunze BRA 70 ((15)/5/1/10/7/6/1/6/10/12/2/10)
17. Tanja Frank/Lorena Abicht AUT 144 (11/13/9/11/13/(UFD)/20/7/9/17/16/20)

Tokyo 2020 | 49er | nach zwölf von zwölf Wettfahrten
1. Peter Burling/Blair Tuke NZL 52 ((12)/3/7/2/10/1/3/6/2/5/2/11)
10. Benjamin Bildstein/David Hussl AUT 104 (10/(17)/6/4/9/9/10/5/16/7/15/13)

Tokyo 2020 | Nacra17 | nach neun von zwölf Wettfahrten
1. Ruggero Tita/Caterina Banti ITA 18 (1/3/1/2/5/1/(8)/3/2)
11. Thomas Zajac/Barbara Matz AUT 73 (3/10/8/(14)/13/5/12/13/9)

Alle Ergebnisse/Startzeiten

Tokyo 2020 | Olympia-Programm | 27. Juli – 3. August
49er – Benjamin Bildstein/David Hussl
49erFX – Tanja Frank/Lorena Abicht
Nacra17 – Thomas Zajac/Barbara Matz

27. Juli | 49er, 49erFX
28. Juli | 49er, 49erFX, Nacra17
29. Juli | 49er, Nacra17
30. Juli | 49er, 49erFX
31. Juli | 49er, 49erFX, Nacra17
1. August | Nacra17 (3 Rennen ab 5.00 Uhr CET)
2. August | 49er Medal-Race (1 Rennen ab 8.30 Uhr CET), 49erFX Medal-Race (ohne Frank/Abicht)
3. August | Nacra17 Medal-Race
 


 
OeSV-Junioren holen Medaillen bei 470er-Europameisterschaft
Niclas Lehmann und Niklas Haberl holten sich im italienischen Formia den Europameistertitel bei den 470er Junioren. Nur zwei Wochen nach dem Junioren-Weltmeistertitel feierte das OeSV-Duo damit den nächsten Triumph. Zudem gewannen Rosa Donner und Sebastian Slivon im Mixed die Bronzemedaille in der U21-Wertung.

Niclas Lehmann und Niklas Haberl erwischten bei der Europameisterschaft einen Auftakt nach Maß und ließen in der ersten und einzigen Wettfahrt am Montag die weiteren acht Boote der Open-Fleet hinter sich. In den darauffolgenden drei Tagen gewannen die Junioren-Weltmeister noch vier Wettfahrten. In den ersten elf Rennen kamen der Steuermann vom Union Yacht Club Attersee sowie sein Vorschoter vom Union Yachtclub Mondsee acht Mal unter den Top-Drei ins Ziel und hatten vor dem Medal Race sechs Punkte Vorsprung auf die ersten Verfolger aus Spanien. Am Samstag wurde die letzte geplante Wettfahrt der Titelkämpfe zwar gestartet, aufgrund des immer weniger werdenden Windes musste das Rennen jedoch vorzeitig abgebrochen werden. Damit bejubelten die OeSV-Junioren den zweiten großen Erfolg binnen zwei Wochen. Schon bei der 470er World Junior Championship vor Sanremo / Italien sicherten sich die Österreicher den WM-Titel. „Wir mussten lange warten, bis die Wettfahrt gestartet wurde. Bei der zweiten Luv-Boje waren wir an zweiter Stelle, diesen Platz haben wir auch halten können, bis das Rennen schließlich aufgrund des überschrittenen Zeitlimits abgebrochen wurde. Wir sind überglücklich mit dem Ergebnis“, berichtet Vorschoter Niklas Haberl.

Donner/Slivon holen Bronze in der U21-Wertung
Im 470er-Mixed gaben Rosa Donner und Sebastian Slivon mehr als nur eine weitere Talentprobe ab. Die beiden 17-Jährigen starteten die Regatta gleich mit einem zehnten Platz und fuhren in elf Rennen fünf Mal in die Top-10. Das Highlight war ein zweiter Platz in der sechsten Wettfahrt. Damit qualifizierte sich das rot-weiß-rote Gespann als Gesamtneunte für das Medal Race. In der U21-Wertung lagen die beiden zu diesem Zeitpunkt an zweiter Stelle und hatten bereits eine Medaille sicher. Am Samstag gingen die Österreicher im Kampf um Silber mit einem Punkt Vorsprung auf die französische Konkurrenz in das abschließende Mixed-Rennen, das vor der Open-Fleet ausgetragen wurde. In diesem waren Donner/Slivon aber nicht vom Glück verfolgt. Denn das spanische Boot, das genau über ihnen war, beging einen Frühstart und somit hatten die OeSV-Talente keine klare Lane. Der vorherrschende Leichtwind machte eine Aufholjagd noch schwieriger. Das rot-weiß-rote Gespann kam schließlich an achter Stelle ins Ziel und fiel in der U21-Wertung auf den dritten Platz zurück. Nachdem die beiden bei der Junioren-WM eine Medaille noch um drei Punkte verpassten, freuten sie sich nun umso mehr. „Leider ist unser Plan für das Medal Race nicht aufgegangen. Aber die Freude über die Bronzemedaille überwiegt. Das ist ein sehr gutes Ergebnis und wir freuen uns extrem“, so Vorschoter Sebastian Slivon.

„Die gemeinsame Arbeit trägt Früchte“
Trainer Florian Reichstädter zeigte sich mit dem Abschneiden der OeSV-Teams sehr zufrieden. „Ich freue mich sehr für die Athleten. Wir arbeiten nun seit knapp über einem Jahr zusammen und es ist schön zu sehen, dass diese Arbeit Früchte trägt. Es war ein sehr anstrengender Monat, wir waren knapp vier Wochen unterwegs. Umso bemerkenswerter ist es, dass Rosa und Sebastian mit gerade einmal 17 Jahren ihr Level nicht nur gehalten, sondern sogar noch einen draufgesetzt haben. Niclas und Niklas haben ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert. Sie konnten in dieser Woche wieder sehr viel lernen und sind den Sieg nach Hause gefahren“, so der ehemalige 470er-Segler und dreifache Olympia-Teilnehmer.

Zudem war der Österreichische Segel-Verband im 420er mit vier weiteren Teams vertreten. Johanna Schmidt und Hannah Schranzhofer landeten im über 100 Boote großen Teilnehmerfeld als bestes rot-weiß-rotes Gespann auf Platz 48.
 


 
Presseifo OeSV

31.07.2021


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