Johanna Martini und Daniela Schmidsberger beenden WM-Debüt erfolgreich -

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Für Österreichs Elitefrauen war das Straßenrennen der Weltmeisterschaften in Flandern die erwartet schwere Aufgabe.

Von Antwerpen aus ging es zuerst auf den schweren Stadtkurs nach Löwen, ehe rund um Overijse dann der mit steilen Hügeln und Kopfsteinpflaster gespickte Flandrien-Kurs wartete. Nach einer weiteren Runde in Löwen wartete dann der finale Sprint einer größeren Gruppe der Favoritinnen, wo sich etwas überraschend die Italienerin Elisa Balsamo durchsetzen konnte vor Marianne Vos und der Polin Katarzyna Niewiadoma.

Die bestplatzierte Athletin des rot-weiß-roten Quartetts war Sarah Rijkes. Die erfahrene Niederösterreicherin mit niederländischen Wurzeln erreichte zum vierten Mal in ihrer Karriere erfolgreich das Ziel beim wohl prestigeträchtigsten Frauenradrennen des Jahres. Für die über große Strecken der Saison in Belgien lebende Athletin war es fast ein Heimrennen.

„Ich hatte Tränen in den Augen teilweise, so schön wars. Zwischendurch hatte ich so viel Gänsehaut zwischendurch. Belgien hat sein Versprechen gehalten und eine tolle WM organisiert“, berichtete die 30-Jährige, die sich lange im vorderen Feld halten konnte und erst auf der zweiten schweren Schottersektion durch einen Sturz aufgehalten wurde. „Wir können zufrieden sein, Platzierungen sind nicht alles. Es ist eine Basis, auf der wir aufbauen können für die nächsten Jahre“, resümierte sie die Weltmeisterschaften. Das Straßenrennen beendete sie auf Rang 67 in einer Gruppe mit Teamweltmeisterin Lisa Klein und Topfavoritin Anna van der Breggen aus den Niederlanden.

Mit der Tirolerin Christina Schweinberger schaffte es auch eine der beiden WM-Debütantinnen ins Ziel. „Es war ein langer Tag, die Atmosphäre entlang der Strecke war so gut, da vergings wie im Flug“, grinste die 24-Jährige. Auch sie verbringt viel Zeit in Belgien, fährt unter dem Jahr für ein Profiteam aus dem Land des WM-Veranstalters. „Das Rennen heute war so groß wie die Flandern Rundfahrt. Auch die Anspannung war genauso hoch, denn das Starterfeld war riesig und daher waren die Positionskämpfe hart“, fügte sie an.

Ähnlich wie bei Rijkes, wurde sie auch von einem Sturz aufgehalten und verlor den Anschluss an die Topleute: „Dann war es vorbei, weil du den Anschluss nicht mehr findest. Die Fans am Streckenrand waren aber unglaublich, die haben auch uns noch angefeuert und angeschrien, als wäre es noch um den Titel gegangen.“

Müde Beine, aber auch viel Motivation nimmt die junge Tirolerin von ihrer WM-Premiere mit. Mit der Premiere von Paris-Roubaix für Frauen wartet in einer Woche noch ein weiteres großes Saisonhighlight. „Von der WM nehme ich jetzt auch das Wissen mit, dass noch viel zu tun ist, wenn man eines Tages da ganz vorne mitfahren will.“

Jüngstes Juniorinnen-Duo mit erfolgreicher WM-Premiere
Es waren aufregende Tage für Daniela Schmidsberger und Johanna Martini in Belgien. Das junge Duo vertrat Österreich im Straßenrennen der Juniorinnen und die beiden 16-Jährigen bildeten die jüngste Mannschaft des gesamten Teams. Eigentlich hätte die rot-weiß-rote Auswahl mit der Tirolerin Leila Gschwentner eine dritte Debütantin im Aufgebot gehabt, doch sie erlitt bei einer Trainingsausfahrt einen Schlüsselbeinbruch und trat am Freitag verfrüht die Heimreise an.

Sowohl die Oberösterreicherin Schmidsberger als auch die Kärntnerin Martini bestanden ihre Bewährungsprobe bei ihrem ersten WM-Einsatz und beendeten das hektische und durch viele Stürze geprägte Rennen über 75 Kilometer, welches am Rundkurs um Löwen ausgetragen wurde.

„Boah, es war der Wahnsinn. Ich bin megafroh, dass sowohl ich als auch Johanna das Rennen ausfahren konnten. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden, weiß aber wo ich mich verbessern muss“, schilderte Schmidsberger. Die 16-Jährige kämpfte in dem sehr schnellen Rennen, welches einen Siegerschnitt von fast 39 km/h aufwies, lange um den Anschluss an die immer kleiner werdende Hauptgruppe, musste aber in einem der steilen Anstiege abreißen lassen.

„Es war echt ein wilder Positionskampf über die ganze Distanz. Das ist noch schwierig und neu für mich, daher konnte ich nicht vorne dranbleiben. Bei einem Sturz musste ich dann auch die Kette neu auflegen und das kostet Kraft wieder ranzufahren und jedes Korn, dass du da verschießt, dass fehlt dann hintenraus“, analysierte die Vöcklabruckerin die auf Rang 62 ihr erstes WM-Straßenrennen beendete.

Einige Plätze vor ihr landete ihre Teamkollegin Martini. Auch für die Kärntnerin war es alles andere als eine leichte Aufgabe bei ihrem WM-Debüt: „Es war ein wilder Tag. Gleich am Start war ich in einen Sturz verwickelt. Die Anstiege waren brutal, aber die Strecke war cool. In Belgien ist die Stimmung der Hammer, ein schöneres WM-Debüt kann ich mir gar nicht vorstellen.“

Vor allem die begeisterten Radfans und die Atmosphäre rund um den Stadtkurs in Löwen werden der 16-Jährigen immer in Erinnerung bleiben. „Natürlich musst du immer konzentriert bleiben, aber die vielen Fans an der Strecke verleihen nochmals zusätzliche Kräfte“, erzählte sie. Im Rennen landete sie auf Rang 55, hatte wie Schmidsberger einen Rückstand von sechseinhalb Minuten auf die neue Weltmeisterin Zoe Backstedt. Die Tochter von Paris-Roubaix-Gewinner Magnus setzte sich im Sprint einer Zweiergruppe gegen die US-Amerikanerin Kaia Schmid durch. Die Deutsche Linda Riedmann, amtierende Europameisterin der Juniorinnen, holte Bronze.

Ergebnis Elite Frauen Straße (157,7 km):
GOLD: Elisa Balsamo (ITA) 3:52:27
SILBER: Marianne Vos (NED) + 0:00
BRONZE: Katarzyna Niewiadoma (POL) + 0:01
67. Sarah Rijkes (AUT) + 9:13
104. Christina Schweinberger (AUT) + 13:21
. Kathrin Schweinberger (AUT) DNF
. Verena Eberhardt (AUT) DNF

Ergebnis Juniorinnen Straße (75 km):
GOLD: Zoe Backstedt (GBR) 1:55:33
SILBER: Kaia Schmid (USA) + 0:00
BRONZE: Linda Riedmann (GER) + 0:57
55. Johanna Martini (AUT) + 6:28
62. Daniela Schmidsberger (AUT) + 6:28

Presseinfo ÖRV

25.09.2021