Der vierte Wettkampftag bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen in Banská-Bystrica brachte nicht nur die dritte Medaille für das Youth Olympic Team Austria, sondern auch viele weitere Top-Ergebnisse.
Im Turnen sorgten Leni Bohle und Gino Vetter für die nächste Sensation – und das beste ÖFT-Ergebnis seit 10 Jahren. Die Straßenrennen der RadfahrerInnen zeigten, dass Glück und Pech, Sieg und Niederlage auf der olympischen Bühne oft beisammen liegen. Und Lukas Edl tat, was er immer tut – er schwamm schnell, genau wie Teamkollegin Marie Sageder.
TURNEN
Österreichs Turn-Nachwuchs fliegt bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen von einer Sensation zur nächsten. Nach den starken Mehrkampf-Auftritten – inklusive Final-Qualifikationen – mischten die rot-weiß-roten Talente auch im Mixed-Pair-Bewerb um die vordersten Plätze mit. Leni Bohle und Gino Vetter belegten in einem hochkarätigen Starterfeld den hervorragenden 6. Platz unter 16 Nationen.
Und wären beinahe noch weiter vorne gelandet, aber der Reihe nach: Nach den ersten beiden Geräten – Bohle am Boden, Vetter am Barren – lag Österreich auf dem 16. und letzten Platz. Aber im zweiten Durchgang rollten das ÖFT-Duo das Feld von hinten auf, lag nach der Bodenübung von Vetter und Bohlers Sprung sogar lange Zeit in Führung.
Am Ende fehlte nur ein halber Punkt auf das Finale der Top-4, aber man konnte Nationen wie Frankreich, Spanien oder Tschechien hinter sich lassen. Mehr noch: Ein Blick in die Statistik zeigte, dass es das beste Ergebnis der letzten 10 Jahre war! „Schade, dass es knapp nicht für die Top-4 gereicht hat, viel hat nicht gefehlt. Aber wir brauchen uns mit dieser Leistung nicht zu verstecken, haben hier schon bewiesen, dass wir mit den Besten mithalten können. Im Barren-Finale habe ich noch eine Chance, mal schauen, was dann noch möglich ist“, meinte Gino Vetter, der sich im Mehrkampf für die samstägige Medaillen-Entscheidung qualifizieren konnte.
Bereits am Freitag ist Alfred Schwaiger am Pauschenpferd im Einsatz, der Wiener konnte sich als Dritter für das Finale qualifizieren. Und auch Leni Bohle hofft noch auf einen weiteren Einsatz, die Vorarlbergerin ist als Neunte erste Ersatzfrau am Balken. „Ich konnte den positiven Schwung vom Mehrkampf in den Mixed-Bewerb mitnehmen. Dem Lächeln meiner TrainerInnen nach zu urteilen, war es heute ein sehr, sehr guter Wettkampf. Es wäre schön, wenn ich am Samstag noch einmal in dieser tollen Halle turnen dürfte.“
SCHWIMMEN
Täglich grüßt das Murmeltier, oder wie es in Banská Bystrica heißt: Täglich grüßt Lukas Edl aus dem EYOF-Becken mit einer starken Leistung. So auch am Donnerstag: Der Oberösterreicher startete ambitioniert und zog am Vormittag mit einer persönlichen Bestzeit (55,43 Sekunden) ins Semifinale über 100 m Schmetterling ein. In seiner Paradedisziplin wusste der 15-Jährige auch in der Abend-Session und also im Halbfinale zu begeistern. Mit 55,75 Sekunden zog er als Gesamtvierter souverän in den Endlauf am Freitag ein.
„Einfach grandios, was hier abgeht. Wahnsinn, dass ich morgen noch einmal in einem Finale schwimmen kann. Vom Gefühl her, hat es sich am Nachmittag gar nicht so gut angefühlt – eher wie Schwimmen ohne Kraft. Ich werde den halben Tag morgen nutzen, um meinen Energiespeicher wieder aufzuladen. Die Woche ist schon sehr lange, das ist auch mental eine Herausforderung. Aber ich bleibe dran und will im Finale noch einmal alles zeigen, was ich kann“, möchte Edl in seinem zweiten Endlauf um die Medaillen mitschwimmen.
Aber nicht nur Edl hatte Grund zur Freude, auch Teamkollegin Marie Sageder steigerte sich über 100 m Brust von Vorlauf zu Semifinale und steht bei ihren ersten EYOF im Finale. Dabei unterbot die Oberösterreicherin zwei Mal ihre persönliche Bestzeit (neue PB: 1:12,81 Minuten) und will am Freitag beim bisherigen Karriere-Highlight noch einmal nachlegen.
„Es war ein sehr cooler Tag für mich heute. Ich bin in beiden Läufen persönliche Bestzeit geschwommen, so kann es morgen im Finale weitergehen. Ich habe versucht ohne Druck zu schwimmen, das ist mir sehr gut gelungen. Dass ich jetzt in einem Finale stehe, ist unglaublich und kann ich noch gar nicht wirklich glauben. Es freut mich, dass es sich ausgegangen ist. Das Prozedere wird morgen sicherlich im Finale anders werden, aber ich lass das auf mich zukommen und will mich erneut von meiner besten Seite zeigen“, bilanzierte Sageder. Für Enya-Andreea Stanescu lief es über 100 m Brust nicht ganz nach Wunsch, die 14-Jährige holte in 1:16,46 Platz 22.
Pech hatte die 400 m Lagenstaffel, die mit Platz 9 und 4:07,30 Minuten den Finaleinzug nur um 0,88 Sekunden verfehlte. Martha Felkl erreichte über 200 m Lagen das Semifinale und beendete den Wettkampf in 2:26,73 auf Platz 16. Elena Fürst und Maria Eder vertraten Österreich über 100 m Rücken und holten am Ende die Plätze 22 und 29, Jakob Höglinger erreichte über 50 m Kraul Platz 24. Aviva Hollinsky schaffte über 200 m Lagen Platz 25.
RADSPORT
Radsport deluxe! Das Straßenrennen der Mädchen bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen in und um Banská-Bystrica entwickelt sich zu einem wahren Krimi. Medaillen-Sprint inklusive. Von Anfang bis zum Ende ganz vorne dabei: Ramona Grießer. Österreichs Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier zeigte nach Platz 11 im Zeitfahren abermals ein starkes Rennen, war oftmals an der Spitze zu finden – und fuhr als starke 14. über die Ziellinie im Herzen der EYOF-Host-City.
„Es war richtig lässig, weil wirklich alles drin war. Neutrale Startphase, Hektik, Stürze, Attacken, aber ich bin immer in der ersten Gruppe geblieben, das war richtig lässig“, strahlte die Tirolerin im Ziel bis über beide Ohren. Erst recht beim Blick auf die Ergebnistafel. „Ich hatte mir eine Platzierung in den Top-20 erhofft, aber dass es so weit nach vorne geht, damit war nicht zu rechnen.“
Für den Sprint haben der 15-Jährigen noch ein paar Körner gefehlt, auch weil sie immer wieder Lücken zufahren musste. „Aber lieber zeige ich mich, als dass ich mich verstecke!“ Nachdem sie das Rad in der Team Austria-Garage geparkt hatte, führte sie der erste Weg zu ihrer Familie. „Es war schön, dass sie den Weg auf sich genommen haben, um mich hier zu unterstützen. Die Fans aus Österreich waren so laut, dass kann man sich gar nicht vorstellen – und sogar unsere Namen waren auf die Straße geschrieben.“
Also auch jener von Sophie Walcher, die bei der Vorentscheidung am Berg aus dem Hauptfeld fiel – und von den rot-weiß-roten SchlachtenbummlerInnen bergauf geschrien wurde. „Das war die ultimative Motivation! Alle paar Meter hat jemand geschrien, dadurch ist es um einiges leichter gegangen.“
Die Steirerin beendete das Rennen auf Position 41, war mit ihrer Leistung zufriedener als nach dem Zeitfahren. Einziger Wermutstropfen war der Zielsprint, in dem sie in ihrer Gruppe Vierte wurde. „Für mich als Sprinterin war das zu wenig, daran muss ich arbeiten. Aber insgesamt war es eine coole Erfahrung, in einem so großen Starterinnenfeld zu fahren.“
Und die Walcher’sche Familientradition fortzusetzen. „Mein Papa war 1992 beim EYOF, meine Schwester 2019 in Baku und jetzt ich – das ist schon cool. Und mein Bruder ist jetzt 11 Jahre alt, der hat hoffentlich in fünf Jahren auch die Chance, das zu erleben.“
Den Abschluss der EYOf-Radbewerbe bildete das Straßenrennen der Burschen, in dem Manolo Wrolich wie schon im Zeitfahren Österreichs Bester – Rang 17. Der Kärntner kam mit der ersten Gruppe ins Ziel, die sich die Medaillen im Sprint ausmachte. „Ich wusste schon vor dem Rennen, dass meine Stärken nicht im Sprint liegen, deshalb bin ich mit dem Rennen heute und meinem Ergebnis sehr zufrieden“, war es ein Rennen ganz nach dem Geschmack von Wrolich junior.
„Es war von Anfang an extrem schnell, vor allem bergauf. Und im Flachen musste man aufpassen, dass man nicht in Stürze verwickelt wird, da gab es doch einige. Aber ich hätte mir sogar noch mehr erwartet, weil es teilweise sehr chaotisch war.“ Ganz klar ist der ÖRV-Youngster dagegen in seiner EYOF-Analyse: „Ich habe beide Bewerbe sehr gut absolviert, weiß aber auch, woran ich noch arbeiten muss.“ Zum Beispiel an seinen Sprinter-Qualitäten. „Wenn ich da noch stärker werde, kann ich mich sicher in Richtung Top-Ten orientieren.“
Paul Viehböck wird in den nächsten Wochen das Rennrad öfter mal gegen das Mountainbike tauschen, um an der Technik zu feilen. „Ich habe beim Straßenrennen gesehen, wie wichtig das ist, wenn es eng ist. Darauf werde ich in den Herbst hinein meinen Fokus legen.“ In der ersten Runde ist es für den Oberösterreicher gut gelaufen, er konnte sich im Hauptfeld positionieren und behaupten. Beim zweiten Anstieg sprengten die Spitzenleute aber die große Gruppe – und damit auch den Oberösterreicher.
„Ich konnte das Tempo nicht mitgehen, durfte nicht überpacen, aber das Loch wurde immer größer und am Ende war ich nur mehr alleine. Dann ist’s schwierig, das Loch zuzufahren.“ Erst recht, wenn man dann auch noch mit Krämpfen zu kämpfen hat, wie der 16-Jährige – Platz 57, 5:09 Minuten hinter Gold, Silber und Bronze. „Rein von den Ergebnissen her ist es nicht optimal gelaufen, aber ich nehme dennoch viele positive Dinge mit. Es war mein erstes großes internationales Rennen, ich habe viel gelernt und weiß auch, dass wieder bessere Tage kommen.“
Einen gebrauchten Tag erlebte auch Nicolas Eder, das dritte ÖRV-Talent beim EYOF 2022. Auch der Niederösterreicher kam gut durch die erste Runde, konnte sogar Kräfte sparen – und wäre ein Kandidat für den Gold-Sprint gewesen. Wäre er nicht kopfüber vom Rad gestiegen. „Das Feld hat sich nach links orientiert, aber das hat mein Vordermann verschlafen und ist genau vor mir gestürzt.“ Die Vollbremsung half nichts mehr, der 16-Jährige machte den Abflug – und ramponierte dabei die Schaltung seiner Rennmaschine. „Die war komplett im Eimer!“
Das Ersatzrad war zwar schnell da, allerdings ohne die passenden Pedale. „Die Minuten haben sich wie Stunden angefühlt“, war das Rennen für Eder vorzeitig vorbei. „Ein Betreuer einer anderen Nation hat mir die Schaltung dann so hingebogen, dass ein paar Gänge wieder funktioniert haben.“ Also rollte Eder als 63. mit 9:15 Minuten Verspätung ins Ziel. „Aufgeben war keine Option, ich wollte das Rennen unbedingt zu Ende fahren. Das Glück war diesmal nicht auf meiner Seite, aber ich hatte trotzdem eine coole Zeit in Banská-Bystrica und ich hoffe, dass ich in einigen Jahren auch bei den großen Olympischen Spielen dabei sein kann.“
LEICHTATHLETIK
Nachdem es mit dem Finaleinzug über 100 m für Christiane Krifka um eine Tausendstelsekunde nicht geklappt hat, holte die Niederösterreicherin das am Donnerstag im Hochsprung nach. Mit einer übersprungenen Höhe von 1,70 m schaffte die Tochter der ehemaligen österreichischen Leichtathletin Karin Mayr-Krifka, die als Trainerin in Banská-Bystrica dabei ist, den erhofften Sprung ins Finale. „Ich habe gewusst, dass ich gut drauf bin! Aber es ist dann immer schön, wenn man das auch im Wettkampf zeigen kann. Der Auftritt heute macht definitiv Lust auf das Finale. Ich werde versuchen, mich optimal vorzubereiten, meine Sprünge noch einmal genau anschauen und dann hoffe ich, dass ich an meine Leistung anschließen kann“, zog Krifka ein positives Resümee.
Ebenfalls zufrieden mit ihrer EYOF-Premiere war Sarah Baumgartner. Die Stabhochspringerin aus Slazburg konnte sich nach einer starken Vorstellung und einer übersprungenen Höhe von 3,60 Metern über Platz 6 freuen. „Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden. Ich konnte alle Höhen bis 3,70 m im ersten Versuch überwinden, das macht mich echt happy. Bei 3,70 m ist es echt knapp gewesen – ich habe beim letzten Versuch noch einmal den Stab gewechselt, aber leider zu spät. Natürlich wäre es cool gewesen, hätte ich die Höhe noch geschafft, aber das ist bei mir immer von der Tagesform abhängig. Ich habe es sehr genossen, vor allem die Stimmung im Stadion war echt mega“, bilanzierte Baumgartner.
Im letzten Bewerb des Tages, dem 2000-m-Hindernislauf der Mädchen, holte Pauline Schedler in einem schnellen Rennen – 7 der besten 8 Athletinnen liefen persönliche Bestzeit – in 7:18,60 Minuten Platz 12.
Bereits am Vormittag waren Patricia Brunninger und Anna Maria Buchner im Einsatz. Die Sprinterin klassierte sich über 200 m in ihrem Heat auf Rang 7 (25,77 Sekunden) und beendete den Wettkampf auf dem 13. Platz. „Das Gefühl, wenn man mit den anderen Athletinnen aus dem Call-Room zum Start geht, ist unglaublich, dann noch die Einzelvorstellung mit Kamera direkt vor dem Start. Das ist schon speziell und ungewohnt. Leider ist mir mein Lauf nicht so gelungen wie gestern, aber ich bin froh, dass ich noch einen Lauf auf diesem Niveau bekommen habe. Diese Erfahrungen sind unbezahlbar und helfen mir auf meinem weiteren Weg“, so die Oberösterreicherin.
Nach ihrer Paradedisziplin Diskus (Platz 7) war Anna Maria Buchner am Donnerstag auch noch im Kugelstoßen im Einsatz. 12,20 Meter bedeuteten Rang 8 in der Qualifikationsgruppe der Salzburgerin und reichten nicht für den Finaleinzug. „Ich habe versucht, ohne Druck in den Wettkampf zu gehen, weil es nur meine zweite Disziplin ist. Auch wenn es nicht so gelaufen ist, wie ich mir das gewünscht hätte, habe ich den Bewerb sehr genossen. Das EYOF war ein Erlebnis, das bleiben wird. Jetzt freue ich mich darauf, mir auch die anderen Sportarten anzuschauen und unser Team lautstark zu unterstützen“, so die 16-Jährige.
Mehr Infos über das EYOF 2022 gibt es HIER >>>
Der EOC Channel (www.eoctv.org) überträgt täglich live.
Presseinfo
ÖCC
28.07.2022