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© Sport Austria_Leo Hagen

Da von der Fortführung einer ORF-Sendefläche wie ORF SPORT + nichts weniger als die Zukunft vieler Sportverbände abhängt, hat Sport Austria-Präsident Hans Niessl eine außerordentliche Sitzung des erweiterten Präsidiums einberufen, um die weiteren Schritte zu besprechen.

Als Ergebnis dieser Sitzung wurde ein OFFENER BRIEF an die Geschäftsführung und Aufsichtsgremien des ORF verfasst. In diesem Brief wird die ORF-Führung aufgefordert, Sport Austria bis zum 9. März 2023 ein Konzept vorzulegen und dieses mit Sport Austria-Vertreter:innen zu besprechen.

Offener Brief an ORF-Führung:

 
Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Die konzeptlose Ankündigung der Streichung von ORF SPORT + gefährdet den österreichischen Spitzen- und Breitensport. Die Vorgangsweise der ORF-Führung, Sparpläne in Form von Überschriften öffentlich anzukündigen, ohne zuvor mit dem organisierten Sport gesprochen zu haben, ist eine Missachtung des Sports und damit eine Missachtung von 1,9 Millionen Sportvereinsmitgliedern, die 50% der Gebührenzahler:innen ausmachen. Eine Einstellung von ORF SPORT+ würde bei unseren Verbänden durch entgangene Werbewerte Schäden in Millionenhöhe verursachen und außerdem die von der Bundesregierung unterstützten gesellschaftspolitischen Aufgaben des Sports torpedieren. So geht man mit dem Sport nicht um, so geht man vor allem mit unseren Sportlerinnen und Sportlern und Ehrenamtlichen nicht um. Da uns bis jetzt keine Inhalte zur Kenntnis gebracht worden sind, fordert die Bundes-Sportorganisation Sport Austria als gesetzliche Vertretung des Sports die ORF-Führung auf, bis zum 9. März 2023 ein klares strategisches und zukunftsorientiertes Konzept über die künftige Abbildung des Sports in Österreich vorzulegen und dieses mit Sport Austria zu besprechen. Von der Einhaltung der Frist und dem Inhalt des Konzepts werden wir unser weitere Vorgangsweise abhängig machen. Klar ist: Der Sport braucht den ORF und der ORF den Sport.“

ASKÖ-Präsident Hermann Krist: „Eine öffentliche Diskussion anzustacheln ohne gesetzlicher Grundlage, ohne Konzept und ohne die betroffenen Sportverbände davor zu informieren, verschlägt mir die Stimme, ruft aber jedenfalls zu Widerstand und Protesten auf!“

ÖGV-Generalsekretär Robert Fiegl: „Der großen Mehrheit des österreichischen Sports die mediale Lebensader derart zu entziehen, ist mit dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders ORF weder in Einklang zu bringen, noch ist es zu akzeptieren, wie unprofessionell und anscheinend völlig plan- und konzeptlos eine solch tiefgreifende Diskussion in die Öffentlichkeit gesetzt wurde. Es ist jetzt mehr als dringend notwendig zu einer sachlichen Gesprächskultur zu finden und die tatsächlich für den Sport tatsächlich verantwortlichen Personen und Organisationen miteinzubeziehen.

ASVÖ-Präsident Christian Purrer: „Der Spartenkanal ORF SPORT+ ist seit zwölf Jahren ein wichtiger medialer Begleiter in Bezug auf die Vielfalt und Breite des Sports. Damit leistet diese TV-Schiene einen wertvollen Beitrag zur Bewegungskultur in allen Ausprägungen. Die Einstellung von ORF SPORT+ bedroht vor allem die öffentliche Sichtbarkeit von so genannten Randsportarten und dem Behindertensport. Der ASVÖ fordert daher in der aktuellen Situation eine konstruktive Lösung, um die Vielfalt des Sportgeschehens weiterhin im Fernsehen abzubilden.“

ÖOC-Sportdirektor Christoph Sieber: „Im Sinne einer gesunden Gesellschaft benötigt der Sport in Österreich allgemein mehr als weniger Unterstützung. Vision, Strategie und Planung statt kurzfristiger Streichung sind im Fall von ORF SPORT+ bis jetzt übergangene Notwendigkeiten. Für viele olympische Sportarten wäre das Verschwinden von der Bildfläche ein erheblicher und weitreichender Schaden.“

ÖBSV-Präsidentin Brigitte Jank: „Menschen mit Behinderung gesellschaftlich zu inkludieren, ist ein unabdingbares Ziel einer modernen Gesellschaft. OHNE GRENZEN – das ORF-Behindertensportmagazin auf ORF SPORT + ist ein anerkanntes und vielbeachtetes Format, das den Behindertensport mit Reportagen und Informationen sichtbar und greifbar macht. Österreichs Sport braucht aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gründen eine Ausstrahlung seiner Leistungen über einen linearen, öffentlich-rechtlichen TV-Kanal. Neben Wirtschaft, Vielfalt und Inklusion geht es im Sport auch immer um Orientierung und Identifikation. Viele Sportlerinnen und Sportler würden abseits der Olympischen und Paralympischen (Winter-)Spiele von der medialen Bildfläche verschwinden und somit der regelmäßigen, öffentlichen Wahrnehmung als Vorbild verloren gehen.“

SPORTUNION-Präsident Peter McDonald: „Eine Einstellung von ORF SPORT + steht im krassen Widerspruch zum gesetzlich festgelegten öffentlich-rechtlichen Auftrag, auch über weniger bekannte Sportarten im Sinne der Programmvielfalt zu berichten. Wenn sich ein Öffentlich-rechtlicher nur dessen bedient, was Quote bringt, verliert er die grundsätzliche Daseinsberechtigung und unterscheidet sich nicht von einem Privaten, der sich jedoch nicht von öffentlichen Geldern finanziert. Würde man etwa die Formel 1 einsparen, in der seit Jahren kein Österreicher mehr in einem Cockpit gesessen ist und die auch von privaten Sendern gezeigt wird, wäre Budget für Sportarten da, die in unseren Vereinen auch tatsächlich ausgeübt werden.“

Special Olympics Österreich-Präsident Peter Ritter: „Auch für uns bei Special Olympics war und ist der Spartensender ORF SPORT+ ein wichtiger Kanal, der regelmäßig über unsere Sportlerinnen und Sportler sowie unsere Events berichtet hat. So wurden die großartigen Leistungen unserer Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ich bin mehr als skeptisch, dass unser Sport die gleiche Sendezeit auf ORF1 bekommen würde, insofern hoffen wir, dass die Einstellung von ORF SPORT+ nicht endgültig ist und bitten die Verantwortlichen noch einmal darum, ihre Entscheidung zu überdenken.“

Österreichs organisierter Sport
– repräsentiert 1,9 Mio. Menschen, die in 15.000 Vereinen registriert sind
– damit repräsentieren Sportvereinsmitglieder mehr als 50% der ORF-Gebührenzahler:innen
– löst jährlich 24,1 Milliarden Euro an Wertschöpfung aus
– sorgt für 357.000 Arbeitsplätze
– trägt jährlich 8 Milliarden Euro an Steuern- und Abgabenaufkommen bei
– erspart dem Gesundheitssystem 530 Millionen Euro jährlich
– leistet damit einen enormen Beitrag für die österreichische Volkswirtschaft
– und ist eine der wichtigsten Säulen für Inklusion, Integration und Gender Equality.

Presseinfo
Sport Austria

23.02.2023